Velbert. Vor 20 Jahren wurde aus Gut Hixholz ein Erlebnisbauernhof. Claudia Greshake über die Anfänge, die Zukunft und was sie zum Geburtstag verschenken.

Neugierig begrüßt Hofhund Emma die Kinder und auch einige Katzen streichen neugierig um die Beine der Besucher herum. Im Hintergrund wird ein Trecker gestartet und das Muhen der Kühe dringt aus dem Stall.

Auf Gut Hixholz findet die Arbeit auf dem Bauernhof zeitgleich mit dem Besuch einer Klasse statt. Seit 20 Jahren wird auf dem Velberter Betrieb nicht nur gearbeitet, sondern auch gelernt und erlebt. Claudia Greshake erinnert sich, wie es überhaupt dazu kam. „2004 rief Bärbel Höhn, damals nordrhein-westfälische Landwirtschaftsministerin, die Aktionstage ,Milch NRW‘ ins Leben.“ Die Idee war, dass Milchviehbetriebe Kindern zeigen sollten, wo die Milch herkommt. Es war ein Zufall, dass die Diplom-Biologin den Aufruf las. Sie war sofort begeistert.

Projekt war Usprung für den Lern-Bauernhof in Velbert

„Schon immer waren wir ein sehr offener Bauernhof“, erinnert sich die Leiterin des Velberter Erlebnisbauernhofes. „Unsere Kinder, damals anderthalb, vier und sechs Jahre alt, wurden oft angesprochen und wir zeigten unseren Hof.“ Doch dieser Aufruf elektrisierte Claudia Greshake. Die Familie räumte einen Raum frei, der bislang als Verkaufsscheune für Kartoffeln diente, kaufte Tische und Bänke und bekam schließlich die Bewilligung der Landesvereinigung für Milchwirtschaft.

Kaum waren die Sommerferien vorbei, konnte das Projekt starten. „Das Interesse war überwältigend“, erinnert sich Claudia Greshake, die die Gruppen damals noch allein betreute. Bis Ende November kamen 1000 Kinder, somit etwa 50 Gruppen, zum Gut Hixholz. Nachdem das Projekt 2005 noch einmal in Verlängerung gegangen war, wurde die Finanzierung durch den neuen Landwirtschaftsminister Eckhard Uhlenberg abgeschafft.

Kuscheln erlaubt: Cora, 8 Jahre, beim Streicheln der Kaninchen auf dem Erlebnisbauernhof Gut Hixholz in Velbert.
Kuscheln erlaubt: Cora, 8 Jahre, beim Streicheln der Kaninchen auf dem Erlebnisbauernhof Gut Hixholz in Velbert. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Claudia Greshake will Erlebnisbauernhof nicht aufgeben

Doch ans Aufhören dachte Claudia Greshake nicht. Der Lernbauernhof sollte weiterleben. Erzieher, Lehrer, Institutionen, sie alle fragten nach neuen Terminen und waren fortan auch bereit, einen kleinen Obolus zu zahlen. Und so wuchs das Projekt immer weiter.

Auch wenn die Familie von Claudia Greshake immer hinter dem Lernbauernhof stand, der Betrieb lief parallel dazu stets weiter. „Das bedeutete auch, dass wir uns gut organisieren mussten“, erklärt die Bauernhof-Erlebnispädagogin. „Wir mussten schauen, dass die Kinder nicht einfach auf die Landmaschinen klettern können oder während des Betriebes überall herumlaufen, das ist hier immerhin kein Spielplatz. Die Sicherheitsfrage war schon eine große Herausforderung“.

Arbeit und Lernen auf dem Hof bedeutete reichlich Organisation

Doch räumlich konnte der Betrieb gut unterteilt werden. Und wer sich wundert, weshalb die Angebote des Lernbauernhofs nur morgens oder nachmittags stattfinden: „Mittags hat mein Mann sein Zeitfenster zum Arbeiten am Hof.“ Abläufe, die sich die Familie im Laufe der Zeit erarbeitet hat. „Der Bauer muss ja auch mal arbeiten“ – und „einen Kuhstall kann man nicht komplett misten, wenn die Kinder im Stall dabei sind“.

Hier kann man Toben, Lernen, Erleben: Der achtjährige Nico rutscht gerade auf dem Strohspielplatz vom Erlebnisbauernhof Gut Hixholz in Velbert.
Hier kann man Toben, Lernen, Erleben: Der achtjährige Nico rutscht gerade auf dem Strohspielplatz vom Erlebnisbauernhof Gut Hixholz in Velbert. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Das Angebot – das ist Claudia Greshake wichtig – war und ist stets authentisch. Sie zeigen nur das, was auf dem Hof auch wirklich stattfindet. Das bedeutet auch saisonale Arbeiten, wie beispielsweise die Kartoffelernte im Spätsommer. Auch legt die Bauernhof-Erlebnispädagogin Wert darauf, dass viele Anbaukulturen fußläufig am Hof liegen. „Kürbisse, Gemüse, Kartoffeln und mindestens zwei Getreidesorten.“ Auch das „wäre für meinen Mann einfacher, wenn es nicht so wäre“. Doch den Bauernhof zu erleben, dazu gehört auch, die Anbaukulturen kennenzulernen.

Kooperation von Lernbauernhof und Jugendherberge

Seit vielen Jahren hat Familie Greshake nun zwei feste Mitarbeiter, mit denen sie das Angebot auf dem Lernbauernhof gemeinsam ausrichten. Zu bewältigen wäre der Andrang sonst schon lange nicht mehr. Sie sind, um einige Beispiele zu nennen, Teil des Netzwerkes Schule der Zukunft, ein zertifizierter Lernpartner und Bildungspartner NRW einiger Schulen, auch Azubis eines großen Lebensmittelkonzerns dürfen hier erfahren, woher die Kartoffeln und Milch kommen, die sie anschließend verkaufen. Auch sind sie Kooperationspartner der Velberter Jugendherberge, so kommen zahlreiche Klassen aus dem Umland nach Velbert, um eine Lernwoche auf dem Bauernhof zu erleben.

Geschenke für Kinder zum Bauernhof-Geburtstag

Zum 20-jährigen Bestehen des Erlebnisbauernhofes auf Gut Hixholz, Im Hau 7, möchte Familie Greshake an Kindergartengruppen oder Grundschulklassen drei Veranstaltungen verschenken. Sie bieten jeweils einer Gruppe einen kostenlosen Märchenabend, einen Mitmachabend und einen Fledermausabend an.

Wer teilnehmen möchte, kann sich auf einem DINA4-Blatt bewerben. Ob mit etwas Gemalten oder einem kleinen Text, weshalb man gern den Abend geschenkt haben möchte, bleibt den Kandidaten frei überlassen. Wichtig ist, dass Ansprechpartner, Klasse oder Gruppe und Schule oder Kindertagesstätte mit Adresse und Telefonnummer vermerkt sind. Teilnehmen können die Gruppen bis zum 8.Juni. BIs Ende Juni werden die Gewinner mitgeteilt. Die Teilnahme ist postalisch oder per Mail möglich: bauernhof@gut-hixholz.de möglich.

Wer den Bauernhof so besuchen möchte, hat beispielsweise an einem der Mitmachtermine die Möglichkeit dazu. Alle Infos und Anmeldemöglichkeiten gibt es im Internet auf der Homepage www.gut-hixholz.de, telefoinsch ist das Team unter der Rufnummer 02051 252684 erreichbar.

Claudia Greshake weiß, dass die Möglichkeit, Landwirtschaft, aber auch die Natur zu erleben, für Kinder wichtig ist. „Sie haben einfach nicht mehr die Gelegenheit, den Bauernhof nebenan zu besuchen“, einfach, weil es den in den meisten Fällen gar nicht mehr gibt. Am beliebtesten sind nach wie vor bei Klein und Groß die Bauernhoftiere. Doch auch aus kleinen Dingen spannende Erlebnisse zu schaffen, das ist ihr Ziel. „Ein Wald ist nicht einfach toll, weil das jemand sagt, sondern weil wir zeigen, was es alles Tolles gibt, wir möchten einfach das Interesse an Naturerlebnissen wieder wecken – und da bedarf es einer Anleitung.“

Hühner sind gar nicht mal so uncool

Und seit einiger Zeit gibt es auch das Hühnerfernsehen auf dem Hof. „Wenn ich am Anfang des Besuches frage, worauf sie sich freuen, sagt niemand: auf die Hühner. Aber wenn die Kinder dann gehen, finden sie die Tiere cool.“ So spannend sogar, dass einige ihren Tag direkt vor dem Gehege verbringen und die Hühner beobachten.

Ob Mitmachtage, Kindergeburtstage oder Ferienwochen: Auf Gut Hixholz können Kinder, Familien und Gruppen rund ums Jahr jede Menge über den Bauernhofalltag und die Natur erfahren und auch in Zukunft wird Familie Greshake hier einen Ort bieten, der all das erlebbar macht. Erst einmal freuen sie sich aber, dass sie Bärbel Höhn bei einer Feier gemeinsam mit Kooperations- und Bildungspaten sowie Freunden und Wegbegleitern des Lernbauernhofes zeigen können, welchen Stein sie in Velbert ins Rollen gebracht hat.