Velbert. Die Zahl der Straftaten nimmt zu - aber es gibt auch Erfreuliches: Die Kreispolizei hat die Kriminalitätsstatistik für 2023 vorgelegt.
Mit einem lachenden und einem weinenden Auge blickt Landrat Thomas Hendele auf den Jahresbericht 2023 der Kreispolizei: Denn, so muss es der oberste Dienstherr der Gesetzeshüter feststellen, die Zahl der Straftaten im Kreis ist im Vergleich zum Vorjahr erneut gestiegen. Genauso ist aber auch die Aufklärungsquote besser geworden, „der zweitbeste Wert der vergangenen zehn Jahre“, freut sich Thomas Hendele. Mehr als jede zweite Straftat wird demnach aufgeklärt.
Was den Landrat ebenfalls freut: „Im Kreis Mettmann haben wir im Vergleich ein hohes Maß an Sicherheit.“ Weniger Straftaten als im Landesschnitt, dazu eine bessere Aufklärungsquote als der NRW-Durchschnitt: „Nicht typisch“ nennt Thomas Hendele diese Situation, denn: „Wir sind ein urban geprägter Landkreis, sind umgeben von elf Nachbarn, darunter acht Großstädte. Solche Zahlen finden Sie sonst nur in den ländlich geprägten Landkreisen.“
Schwerpunkte, die „uns traurig stimmen“
Allerdings hat die Polizei zwei Schwerpunkte ausgemacht, „die uns traurig stimmen“, sagt Thomas Hendele. Zum einen werden zunehmend Kinder und Jugendliche straffällig, zum anderen ist der Anteil Nicht-Deutscher Tatverdächtiger sehr hoch, liegt bei rund einem Drittel.
„Unser Jugendstrafrecht ist ja hauptsächlich erzieherisch ausgelegt“, geht der oberste Dienstherr der Kreispolizei auf das erste Thema ein. „Meine ganz persönliche Meinung dazu ist, dass die Strafmündigkeitsgrenze von 14 Jahren aber zu hoch angesetzt ist.“ Wenn schon Zwölfjährige teils schwerste Raubdelikte begingen - „der Begriff ‚abziehen‘ verharmlost das Ganze nur“, so Hendele -, „dann vermitteln wir hier eine ganz falsche Botschaft“.
Denn Kinder unter 14 Jahren, die eine Straftat begehen, werden an die Eltern übergeben. „Damit sagen wir denen doch nur: ‚Ihr könnt hier machen, was ihr wollt‘“, ereifert sich der Landrat. „Es ist frustrierend zu sehen, dass dadurch die Basis für eine kriminelle Laufbahn gelegt wird. Und genau das wollen wir ja eigentlich verhindern.“
Viele sogenannte reisende Täter im Kreis Mettmann
Für den hohen Anteil nicht-deutscher Tatverdächtiger hat Thomas Hendele auch eine Erklärung: „Größtenteils handelt es sich hierbei um sogenannte reisende Täter, die gar nicht aus dem Kreis Mettmann stammen.“ Für die Polizei sei es relativ schwierig, an diese Kriminellen heranzukommen, ergänzt Thomas Schulte, Abteilungsleiter Polizei. „Wir bewegen uns hier nämlich im Bereich der internationalen Organisierten Kriminalität.“
In Velbert geht die Kriminalität zurück
Und wie genau sieht es in Velbert und Heiligenhaus aus? Die bekannt gewordenen Fälle sind in Velbert gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen - um 138 Fälle auf 4690. Gleichzeitig haben die Beamten mehr Verbrechen aufgeklärt - nämlich 57,55 Prozent. Allerdings lohnt sich ein Blick auf die Details: Während es 2023 mehr Wohnungseinbrüche gab als noch 2022, gingen sowohl die Straßen- als auch die Gewaltkriminalität zurück.
In Heiligenhaus sieht das etwas anders aus: Hier verzeichnete die Polizei 89 Straftaten mehr, als noch 2022. Von den 1363 bekannt gewordenen Fällen klärten die Beamten aber mehr als 56 Prozent auf. „Angesichts der personellen Belastung der Polizei, die seit Jahren am Limit arbeitet, sind diese Quoten herausragend“, lobt Thomas Schulte seine Kolleginnen und Kollegen.
Was Velbert und Heiligenhaus gemeinsam haben: Auch in der kleineren Nachbarstadt gab es mehr Einbrüche (22, zwei mehr als 2022) und weniger Straßenkriminalität (227 Fälle gegenüber 307 in 2022). Allerdings nahm in Heiligenhaus die Gewaltkriminalität zu, verzeichnete die Polizei 58 Fälle. Schlecht für die Täter: In mehr als 90 Prozent dieser Straftaten ermittelten die Beamten die jeweiligen Tatverdächtigen.
Betrug an Senioren
Fast 1500 Mal haben Täter im Jahr 2023 versucht, Seniorinnen und Senioren über Schockanrufe oder als falsche Polizisten um ihr Erspartes zu bringen. Was Landrat Thomas Hendele und seine Kollegen freut: In mehr als 97 Prozent dieser Fälle blieb es beim Versuch. Und: Die Zahl der Betrugsversuche ist um gut 23 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen. Nicht so schön: War der Versuch erfolgreich, erbeuteten die Kriminellen im Schnitt fast 20.000 Euro.
Gewaltkriminalität stelle trotz steigender Deliktzahl weiterhin nur einen relativ kleinen Anteil an der Gesamtkriminalität, unterstreicht Jan Mertin, Leiter der Kriminalinspektion 2. Dazu komme die hohe Aufklärungsquote. „Das zeigt, dass wir hier sehr viele Ressourcen einsetzen.“ Schön auch: Im Gegensatz zum Land NRW geht die Straßenkriminalität zurück. „Das führen wir in Teilen auf unsere Aktivitäten zurück“, sagt Jan Mertin. „Wir können durch hohe Präsenz viel bewirken und den Leuten zeigen: Der Polizei gehört die Straße, nicht den Kriminellen.“