Velbert/Heiligenhaus. Bis in den Keller oder in die Wohnung? Ein Glasfaser-Anschluss will überlegt sein, wirft viele Fragen auf. In Velbert steigt der Beratungsbedarf.

Noch hält sich die Zahl der Beschwerden in Grenzen, aber Beratungsbedarf ist da - und der wächst. So schaut aktuell die Lage im Themenbereich Glasfaser/Breitband aus Sicht der Beratungsstelle Velbert der Verbraucherzentrale (VZ) NRW aus. Hierzulande verfügen bloß rund 30 Prozent der Haushalte über einen Glasfaseranschluss. Aber es wird kräftig gebuddelt, der Ausbau der Netze läuft. Das gilt auch für Velbert; kreisweit hat derzeit Ratingen mit einer Versorgungsquote in Höhe von fast 82 Prozent klar die Nase vorn. Der Durchschnitt liegt im Neanderland bei 51,2 Prozent. „Wer ein paar grundlegende Informationen berücksichtigt, kann die fortschreitende Digitalisierung des Alltags besser bewerkstelligen und informiert entscheiden“, sagt Andreas Adelberger. Damit richtet sich der Leiter der Beratungsstelle sowohl an Eigentümer als auch an Mieter.

Velberter sollten bei Verträgen genau aufpassen

Was Adelberger und seiner Kollegin Sabine Klischat-Tilly häufiger unterkommt, sind Fälle, in denen in einer Straße just Tiefbau-Arbeiten im Gange sind und dort Anwohnern von eher dubiosen Vertretern vorgegaukelt wird, man böte tatsächlich Glasfaser-Verträge an. Es würden dabei Begriffe wie Kabel-Glasfaser, Koax-Glasfaser-Technologie oder Gigabit-Anschluss benutzt sowie häufig auch Druck aufgebaut. In Wirklichkeit aber würde die Baustelle bloß dazu genutzt, Anwohnern z. B. DSL-Verträge „unterzujubeln“.

Andreas Adelberger, Leiter der Velberter Beratungsstelle, und seine Kollegin Sabine Klischat-Tilly bieten auf Anfrage auch Hilfestellung bei der Selbst-Einstufung und Wahl des passenden Tarifs.
Andreas Adelberger, Leiter der Velberter Beratungsstelle, und seine Kollegin Sabine Klischat-Tilly bieten auf Anfrage auch Hilfestellung bei der Selbst-Einstufung und Wahl des passenden Tarifs. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Bloß nicht unter Druck handeln und entscheiden

Hier hilft - wie eigentlich immer - erstens ganz genaues Hinschauen, zweitens empfiehlt Adelberger dringend, sich die vorgeschriebenen Produktinformationsblätter nach dem Standard der Bundesnetzagentur aushändigen zu lassen. Außerdem warnt er: „Nicht impulsiv an der Haustür etwas bestellen und/oder unterschreiben!“ „Wir empfehlen immer, sich nicht unter Druck setzen zu lassen“, betont auch Klischat-Tilly. „Besser ist es, sich ein Angebot nach dem Gespräch schriftlich zuschicken zu lassen, um in Ruhe Vertragsbedingungen und Preise zu vergleichen.“

Je schneller, desto mehr Geld

„Wir haben fortlaufend Anfragen, brauchen wir das wirklich?“, berichten die Berater. Aber es gebe halt keine Hülle, die auf alles passe. „Faszinierend ist die Technik schon“, meint Adelberger, Glasfaser sei aktuell die schnellste Technologie. Zudem böte sie den Vorteil, sich keine Leitung teilen zu müssen. Jedoch: „Je schneller, desto mehr Geld, alles hat eben seinen Preis.“ Und der kann schon mal von Anbieter zu Anbieter im Monat um zig Euro auseinander klaffen. Aber nicht jeder Kunde kann überall frei wählen. In Ratingen sind die dortigen Stadtwerke mit „KomMITT“ einziger Anbieter und somit Platzhirsch, vor Ort sind das die Stadtwerke Velbert mit „comBERT“, „in Heiligenhaus scheinen es drei zu sein“, so Klischat-Tilly. Dazu der Tipp: Einfach mal im Bürgerbüro probieren, nachzufragen.

Sich informieren, den Vertrag genau studieren und in Ruhe entscheiden: Das ist auch beim Breitband-Anschluss ungemein wichtig.
Sich informieren, den Vertrag genau studieren und in Ruhe entscheiden: Das ist auch beim Breitband-Anschluss ungemein wichtig. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Zum Einstieg besser eine niedrigere Stufe

Der Bandbreiten-Bedarf ist über die Zeit permanent gewachsen. Derweil vor 20 Jahren noch ein bis zwei MBit pro Sekunde völlig langten, um E-Mails zu schreiben oder zu recherchieren, benötigen heutige Anwendungen wie Streaming-Dienste oder Social-Media-Plattformen eine deutlich höhere Bandbreite. „Nicht zu hoch einsteigen“, lautet dennoch der Rat und stattdessen lieber später aufstocken. In der Beratungsstelle gibt’s auf Anfrage bei der Qual der Wahl und Einordnung des eigenen Daten-Verbrauchs bzw. Tarifs Hilfestellung.

Kupfer schmälert das Tempo

Darüber hinaus solle man den „echten Anschluss bis ins Haus“ bevorzugen, auch unter dem Kürzel FTTH - Fiber to the home - bekannt. „Das wäre die erste Wahl, und das sollte der Kunde wissen, wenn er schon teuer Geld bezahlt.“ Die anderen Varianten - Glasfaser bis an den Bordstein oder bis in den Keller - nutzen nämlich auf den verbleibenden Metern Kupferkabel. Das bremst das hohe Glasfaser-Tempo aus.

Oft auch mietrechtliche Konsequenzen

Im Falle des Anbieter-Wechsels solle man nicht selbst kündigen, sagt Klischat-Tilly, sondern besser den neuen Anbieter mit der Kündigung des alten Vertrages betrauen. Somit laufe man nicht Gefahr, womöglich in eine üble Versorgungslücke zu geraten. Dass das gesamte Glasfaser-Thema auch mitunter weitreichende mietrechtliche Aspekte mit sich bringe, sei zwar noch kein regelmäßiges Thema in den Anfragen von Ratsuchenden, aber: „Das wird stärker kommen.“

Widerrufsrecht gilt nicht immer

Wurde der Vertrag an der Haustür, am Telefon oder im Internet geschlossen, besteht grundsätzlich ein Widerrufsrecht von 14 Tagen. Dies gilt auch für Verkaufsaktionen, etwa vor dem Supermarkt oder auf dem Marktplatz. Wurde der Vertrag hingegen im Ladengeschäft des Anbieters geschlossen, kann er nicht widerrufen werden.

Infos und Kontakte

Weiterführende Infos finden sich auf www.verbraucherzentrale.nrw/glasfaseranschluss sowie auf www.gigabit.nrw.de. Die Velberter Beratungsstelle an der Friedrichstraße 107 (Fußgängerzone) hat wie folgt geöffnet: mo und do 9.30 - 13.30 sowie 14.30 - 18, di und fr 9.30 - 13.30 Uhr (02051-8090181 oder velbert@verbraucherzentrale.nrw).