Velbert. In Velbert gibt es sogar einen eisernen Vorhang: Entdeckertour hinter die Kulissen des Forums ist nicht nur spannend für Technikfreaks.
Theatergänger, die sich „nur“ ein Bühnenstück anschauen möchten, oder Kabarett-Fans, die „bloß“ einen bissig-kritisch-ironischen Abend erleben wollen – tja, die ahnen ja gar nicht, was sie sonst noch im Forum Velbert alles nicht sehen und irgendwie auch verpassen. Nämlich das ganze Drumherum, was alles hinter den Kulissen passiert, um Aufführungen überhaupt möglich zu machen. Doch es gibt ja zum Kennenlernen die stets gut gebuchten, kostenlosen Führungen der „Velberter Kulturloewen“ durch das einerseits gute alte und andererseits doch so sehr veränderte neue Haus. Und in diesem Fall eben für vier Euro auch eine spezielle theatertechnische Version.
Team erfüllt im Forum Velbert Kunden- und Künstlerwünsche
„Wir können das, was der Kunde will und was der Künstler möchte“, verkündet Tobias Drüke und nimmt seine zwölfköpfige Teilnehmer-Gruppe mit auf die 60-minütige Reise in die Geheimnisse der Theatertechnik. Von der vordersten Reihe aus geht‘s nach der Begrüßung mit dem Bühnenmeister los u. a. in die Weite der Hauptbühne, runter zu den riesigen Stahlscheren der Hubanlage für Teile der Bühnenfläche, später hoch hinaus zu Arbeitsgalerie und Beleuchterbrücke. Tief unten: Die klein wirkenden, vielen hundert mais-gold-farben bezogenen Zuschauersessel des Theatersaals.
Die Scheinwerfer anno 1982 tun‘s noch –sogar hervoragend
In Umbau und Erweiterung des 1982 eröffneten Forums Niederberg sind rund 28 Millionen Euro Fördermittel geflossen bei Gesamtkosten in Höhe von gut 43 Millionen. Die Vinci-Gruppe, die für den Bau verantwortlich war, bleibt im Rahmen einer öffentlich-privaten Partnerschaft weiterhin an Bord und betreibt das Forum Velbert 25 Jahre lang technisch. Und die 1982 gekauften Scheinwerfer-Exemplare mit 2000-Watt-Leuchtmittel, die durch die großen Beleuchter-Augen in der Decke „gucken“, die funktionieren heute noch „hervorragend“, wie Drüke versichert.
Sitzreihen wie vom Boden verschwunden
Die erwähnte vorderste Reihe ist übrigens bei Lichte betrachtet die dritte. Die erste und zweite haben dank des Parkett-Hubpodiums heute einen freien Abend, sind buchstäblich wie vom Boden verschwunden. Die Mitarbeiter – im Maximalfall sind bis zu 10, 15 Leute im Einsatz – können den Vorbühnenbereich absenken und heben, können die Bühne verkleinern und zwei unterschiedliche Orchestergräben schaffen.
Ein tonnenschwerer Vorhang
Spielt sich das Geschehen lediglich vor dem eisernen Vorhang zwischen Bühne und Saal ab, beschränkt es sich auf eine 50 qm kleine Szenenbühne mit entsprechend sehr geringem Personalaufwand. Besagter Vorhang wiegt 8,4 Tonnen, dient dem Schutz vor Feuer und – noch wichtiger, da sehr gefährlich – vor Rauchgasen. Er wird mit relativ überschaubarer Motorleistung hoch- und runtergehievt: Ein ausgeklügeltes Kontergewicht mit 7,2 Tonnen sorgt für eine relative „Leichtigkeit“.
Reges Interesse und viele Nachfragen
Als die Gruppe schließlich noch die Hauptregie inspiziert hat und hinter Reihe 20 ihre Reise endet, ist der Rundgang fast unmerklich gut 20 Minuten länger, aber nicht die Bohne langweilig geworden. Zwei Herren haben schon den legendären Knast Alcatraz in der Bucht von San Francisco besichtigt, ebenso das Festspielhaus in Salzburg und kennen jetzt auch das Forum mal so ganz anders. Interessiert, angetan und ein bisschen beeindruckt sind sie.
Am besten jeden Tag ins Forum
Klaus Jakobi kennt schon die normale Haus-Führung und hat jetzt extra nochmal mit Ehefrau Vera die Technik-Version gebucht. Bei dem Rundgang habe er nämlich die „Riesenleinwand“ für die Kino-Veranstaltungen gesehen, erzählt er. „Wie kriegen sie die denn bloß weg? Da wollen wir jetzt doch mal gucken.“ Die Lösung kennen wenige Minuten später nicht nur die beiden Nevigeser, die finden: „Hier kann man sich jeden Tag gut eine Stunde aufhalten. Was im Forum alles geboten wird!“
Super gelungen
Zu guter Letzt gibt‘s von den Teilnehmern herzlichen Applaus für Tobias Drüke und seine Art, wie er diese besondere Reise gestaltet und moderiert – sowie richtig viel Lob: „Wunderschön“ und „Super“. Und es kommt noch eine Extra-Wortmeldung zum Forum Velbert: „Ich bin als Bürger sehr stolz. Was Sie hier gemacht haben, ist super gelungen.“
Kulturloewen verdienen damit kein Geld
Die nächsten „normalen“ einstündigen, öffentlichen Führungen durchs Forum finden am 23./24. Februar und 6. März statt. Kostenlose Ticket-Buchungen einfach online über die Homepage der Kulturloewen. Dr. Linda Brücher hat mit ihrem Team vor der Neueröffnung des Forums selbst noch eine Führung mitgemacht. Die durchs Haus seien in der Regel für bis zu 20 Teilnehmer, so die Betriebsleiterin. „Wir verdienen kein Geld damit, sondern bieten sie kostenneutral an“, so Brücher. „Wir wollen schließlich, dass die Leute ihr Forum entdecken.“