Langenberg. Der Kabarettist ist wieder einmal bei Alldiekunst zu Gast. Was das Publikum erwarten darf und warum es vor dem Auftritt Grünkohl gibt.

Jürgen Becker kommt nach Langenberg. Im Gepäck hat er jede Menge Anregungen, Lach-Munition und ’ne Kiste Kölsch. Mit seinem Programm „Deine Disco - Geschichte in Scheiben - wie Musik Politik macht“ gastiert der Kabarettist im Alldiekunsthaus. Ein Akkord in Moll vorweg: Die Vorstellung ist bereits ausverkauft. Deshalb ein Gespräch vorab:

„Ich liebe einfach die E-Gitarre“, schwärmt der Kölner Kabarettist. Er selbst kann jedoch - im Gegensatz zu seinem Bruder - nur ein paar Griffe. Wenn der Bruder früher aus der Schule kam, spielte er E-Gitarre. Dieses „Gitarren-Gefühl“, beginnend in seiner Jugend, beschreibt Jürgen Becker als „Freiheits-Mythos“.

Seine Recherchen verdeutlichten, dass etwa „die 1968er, Jimi Hendrix, die Hippies und Woodstock ohne die Erfindung der E-Gitarre so nicht stattgefunden hätten“. Die politische Bewegung resonierte durch den revolutionären Sound. Auf die Gegenwart übertragen: „Fridays for Future hat letztendlich keinen Erfolg, weil der Soundtrack fehlt, der das Ganze unterfüttert.“

Musik als Booster

„Jede Bewegung braucht Resonanz in der Gesellschaft“, führt Becker aus. Fridays for Futur folge der Wissenschaft, aber vergesse die Emotionen. „Wenn man Themen nach vorne bringen will, muss man Emotionen bedienen“, ist sich Becker sicher. Musik - Kunst überhaupt - könne das am besten. Daher sein Appell an Musiker: „Arbeitet am Sound, schaut, wie man gemeinsam Resonanz entwickeln, wie eine Resonanz in der Bevölkerung ausgelöst werden kann.“

Nach Langenberg kommt der Kabarettist Jürgen Becker gerne - so wie hier im Juni 2022. Alldie „macht das super“, lobt der Kölner die Veranstalter
Nach Langenberg kommt der Kabarettist Jürgen Becker gerne - so wie hier im Juni 2022. Alldie „macht das super“, lobt der Kölner die Veranstalter © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Inhaltlich liefert Becker in seinen Programmen. Methodisch geht der Ü60-Jährige einen neuen Weg. „Ich habe etwas erfunden, was es so noch nicht gab.“ Radiomoderatoren, erläutert er, übersprechen oftmals die letzten Töne der Lieder. Er wiederum möchte über die ausklingende Musik auf sein Thema eingehen. „Ich habe einen großen Hebel, damit mache ich laut und leise, bin sozusagen ein Discjockey“. Instrumentale Passagen dreht er bisweilen leiser und spricht darüber. „Wenn gesungen wird und ich spreche darüber, kämen die Worte durcheinander.“ Gemeinsames Singen steht übrigens auch auf dem Programm.

Kölsch mit Gästen

„Das hat mir unheimlich gutgetan“, höre er häufig von den Gästen nach seiner Vorstellung. Er erklärt sich das so: „Man sieht nicht nur die Schwere der Probleme, sondern spürt auch die Leichtigkeit der Lösungen.“ Ja, Jürgen Becker freut sich auf einen Plausch nach dem Programm.

Aber noch mehr: Er gibt ne Runde Bier aus, richtiger: eine Runde Kölsch. „Das ist ein Gesprächsangebot“, sagt der Kabarettist. Seit mehr als 30 Jahren gehört ein Bier mit den Gästen nach dem Auftritt zur Tradition. Intonation und Dialekt muss jetzt jeder selbst erahnen: „Et wichtichste am Kabarett is dat Bier hinterher“, schmunzelt Becker und ergänzt: „Die Gäste können auch Wasser trinken.“

Der Auftritt von Jürgen Becker im Alldiekunsthaus in Velbert-Langenberg am Wochenende ist bereits ausverkauft.
Der Auftritt von Jürgen Becker im Alldiekunsthaus in Velbert-Langenberg am Wochenende ist bereits ausverkauft. © FUNKE Foto Services | Victor Gurov

Aus den Gesprächen nimmt der Kölner Anregungen mit, die es mitunter in sein Programm schaffen. Fragen beantwortet er und für Selfies nimmt er sich natürlich Zeit. „Ein Selfie ist das neue Autogramm“, findet er, und genießt die Atmosphäre.

Grünkohl mit Veranstalter

Vor Bier und Auftritt gehört eine kräftige Stärkung. Dafür sorgen Eva Bongartz und Gerda Peters. „Letztes Mal gab es Grünkohl“, erinnert sich Becker. An einem großen Tisch im Zuschauerraum genießen zwischen acht und zehn Personen gemeinsam Selbst gekochtes. „Ich finde das Gemeinschaftserlebnis toll“, sagt der Künstler und ergänzt, „der Verein macht das super!“ Alldiekunst halte sowohl die darstellende als auch bildende Kunst am Leben. „Sie leben Gemeinschaft.“

>>> Weitere Auftritte von Jürgen Becker

Wer keine Karten mehr bekommen und trotzdem Lust auf Programm und Plausch mit Jürgen Becker hat - hier gibt es noch Karten in der Nähe: 1. März in Troisdorf; 8. März in Mönchengladbach; 9. März in Eschweiler, 12. April in Bergkamen; 13. April in Köln; 21. April in Oberhausen; 29. April in Düsseldorf. Alle Vorstellung dazwischen sind ausverkauft. Karten gibt es unter anderem hier: www.eventim.de.