Essen. Jürgen Becker nimmt Wirtschaft und Politik aufs Korn – auf der Bühne, aber nicht nur dort. Ab März ist er wieder in der Region auf Tour.

Jürgen Becker hat eine Meinung, und mit der hält er nicht hinterm Berg. Damit erfüllt er eine Grundvoraussetzung für den Beruf des Kabarettisten, man lädt ihn deshalb aber auch gerne in TV-Diskussionsrunden ein. Bei Sandra Maischberger zog er im vergangenen Juni etwa kräftig gegen den CDU-Vorsitzenden vom Leder, als es um die Verlängerung der Atomkraftwerk-Laufzeiten ging. „Friedrich Merz kann das jetzt schön fordern. Wenn wir die Brennstäbe bei ihm im Garten verbuddeln dürfen, dann können wir es von mir aus so machen. Kein Mensch weiß, wo der Scheiß hin soll.“

Kunst, Kirche, Sex

Klare Worte, an denen es der Kölner naturgemäß auch in seinen Bühnenprogrammen nicht fehlen lässt. Thematisch hat er sich in der Vergangenheit schon an den verschiedensten Themen abgearbeitet – von der Kunst („Kabarett wie gemalt“) über die Religion („Ja, was glauben Sie denn?“) bis hin zum Sex („Volksbegehren“). Von letzterem Sujet könnte er sich mit seinem aktuellen Programm kaum weiter entfernt haben: In „Die Ursache liegt in der Zukunft“ geht’s um Themen wie Kapitalismus und Klimawandel – und das klingt eher weniger sexy.

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Stimmt, gibt Jürgen Becker im Interview zu, aber gerade letzteres bewege nun einmal die Menschen – insbesondere die jüngeren: „Die Klimaveränderung wird den Unter-30-Jährigen und ihren Familien zum Verhängnis. Unter-30-Jährige sitzen im Bundestag aber nur fünf, über 60 sind dort dagegen fast 300,“ so der langjährige „Mitternachtsspitzen“-Moderator – man könne sich also leicht erklären, wieso andere Probleme mit mehr Power angegangen würden.

Christian Lindner und das begrenzte System

Wenn Becker zum Thema Wirtschaft kommt, fällt ihm auf, dass zwischen Ökonomen und bestimmten Politikern ein großes Maß an Einigkeit herrscht: „Fast alle glauben an den Segen des ewigen Wachstums. Unbegrenztes Wachstum ist aber in einem begrenzten System wie unserer Erde nicht möglich“, erklärt der 62-Jährige – nicht ohne noch eine giftige kabarettistische Spitze hinterherzuschießen: „Das müsste doch gerade ein so extrem begrenztes System wie Christian Lindner verstehen.“

Becker erhält Ehrenpreis in Recklinghausen

Pointen wie diese serviert Jürgen Becker regelmäßig auf den Bühnen der Region. Im März erhält er beim Recklinghäuser Comedypreis „Hurz“ dafür den „Ehrenhurz“. Aber auch im Radio (in seiner langjährigen WDR2-Sendung „Frühstückspause“) und im Fernsehen bleibt er regelmäßiger Gast. Bei Sandra Maischberger war er erst unlängst wieder geladen. Als es dort um die Personalie Pistorius und die nicht beachtete Geschlechterparität ging, wagte Becker gar eine Personalien-Prognose: „Die Parität ist schon bald wieder hergestellt, weil Volker Wissing ein Totalausfall ist, und der wird von einer Frau abgelöst.“ Man darf gespannt sein.

>>> Jürgen Becker live:

Termine mit dem Programm „Die Ursache liegt in der Zukunft“: 1.3. Essen (Stratmanns im Europahaus), 5.3. Hagen (Theater), 30.3. Recklinghausen (Ruhrfestspielhaus), 21.4. Moers (Kulturzentrum Rheinkamp), 22.4. Arnsberg (Schützenhalle Wennigloh), 10.5. Düsseldorf (Zakk), 1.6. Oberhausen (Ebertbad). Weitere Termine und Karteninfos gibt’s hier.