Velbert. Auf Speisen wird nun wieder der normale Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent fällig. Auch in den Velberter Restaurant ist das an den Preisen zu spüren.

Die Bundesregierung hatte die Mehrwertsteuer als Reaktion auf die Coronapandemie von 19 Prozent auf 7 Prozent gesenkt, um eine bundesweite Pleitewelle in der Gastronomiebranche zu verhindern. Diese Regelung war aufgrund des Krieges in der Ukraine bis Ende 2023 verlängert worden. Obwohl die Speisen erst seit Jahresbeginn, also seit rund drei Wochen wieder härter besteuert werden, macht sich die Umstellung bereits jetzt in einigen hiesigen Restaurants und Gasthäusern bemerkbar.

Velberter Restaurantbesitzer sieht Spannungen

So berichtet beispielsweise Cihan „Ji“ Dogan, Inhaber des Restaurants „Bei Ji“, von Spannungen, die aufgrund des höheren Steuersatzes in der Branche auftreten. Auch aufgrund der deutlichen höheren Preise, die die Lieferanten mittlerweile verlangten, denkt auch er über eine Preiserhöhung nach. „So leicht ist das aber nicht machbar“, sagt der seit über 20 Jahren tätige Gastronom, „dann müssten wir eine ganz neue Speisekarte in Auftrag geben und das kann sehr teuer werden.“ Außerdem würden hohe Preise weniger Kundschaft bedeuten. „Die Kunden registrieren so etwas, selbst wenn ein Kaffee nur ein paar Cent teurer wird.“

Er möchte seinen Gästen nach wie vor bezahlbare Kost bieten, das sei ihm persönlich sehr wichtig. Auch Leute mit weniger Geld sollen sich es leisten können, ab und zu mal essen zu gehen, so Cihan Dogan. Würden sich mehr Menschen aus der Gastronomie dafür einsetzen, könne er sich sogar vorstellen, für einen geringeren Steuersatz zu demonstrieren. Wie viele seiner Kollegen hat er neben der Steuererhöhung und den höheren Lieferantenpreisen zusätzlich mit Personalmangel zu kämpfen. Glücklicherweise helfe jedoch seine Familie oft im Unternehmen aus, was ihn diesbezüglich sehr entlastet

Kundschaft bleibt Restaurant treu

Ein weiterer bekannter Velberter Standort, das „Da Vinci“ sieht die steuerlichen Änderungen etwas gelassener. Alles würde momentan teurer, Personalkosten zum Beispiel, äußert sich ein Mitarbeiter zu dem Thema. Neben der Mehrwertsteuer stieg auch der gesetzliche Mindestlohn zum Jahresbeginn von 12 Euro auf 12,41 Euro an.

Lieferanten erhöhten zwar ebenfalls die Kosten für Zutaten, jedoch sei die Umstellung allgemein eher mild. Eine geringe Preiserhöhung hatte das italienische Restaurant zwar vornehmen müssen, die Kundschaft falle deswegen bisher aber nicht geringer aus als gewöhnlich.

Zur Mehrwertsteuer kommen höhere Energiepreise

Ähnliches erlebt auch Blazenka Biester, Inhaberin des Hotel-Restaurants „Bürgerstube“. Sie habe vor der Pandemie „Jahrzehnte lang“ mit 19 Prozent Mehrwertsteuer gearbeitet und kalkuliert, die Erhöhung sei „kein Problem“ für die erfahrene Gastronomin. Es sind die übrigen Ausgaben, die ihrer Meinung nach die Gastro-Branche bedrohen.

Neben Lebensmittel- und Personalkosten müsse sie neuerdings unerhört viel Geld für Strom zahlen. Besonders im Hotelgewerbe sei eine angenehme Raumtemperatur schließlich sehr wichtig. Um die Differenz auszugleichen, war auch Blazenka Biester gezwungen, ihre Preise anzuziehen. Allerdings nur geringfügig, um den Kundinnen und Kunden weiterhin eine bezahlbare Bewirtung anzubieten. „Mein großer Vorteil ist, dass meine Gäste zu 95 Prozent Stammkunden sind“, sagt sie. Die Situation sei zwar ungünstig, aber sie komme zurecht.