Neviges. Das Haus Stemberg wird 160 Jahre alt. Darum gibt es mehrere kulinarische Höhepunkte. Sogar ein Drei-Sterne-Koch kommt nach Neviges.
Das Silvesterfeuerwerk ist gerade vorbei, schon kündigt Sternekoch Sascha Stemberg vom „Haus Stemberg“ in Velbert-Neviges das nächste Feuerwerk an – in diesem Fall ein kulinarisches Feuerwerk. Zum 160-jährigen Bestehen des Restaurants, das in der mittlerweile fünften Generation (mit der vierten Generation um Walter Stemberg im Rücken) geführt wird, soll es 2024 mehrere Events mit hochdekorierten Sterneköchen und Spitzenwinzern geben.
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„Ganz große Köpfe der Kulinarik finden ihren Weg nach Velbert“, kündigt Sascha Stemberg nicht ohne Stolz und mit viel Vorfreude an. Und in der Tat: Unter den Eingeladenen sind Namen, von denen Feinschmecker viel erwarten dürfen. Auch wenn die genauen Termine noch nicht offiziell bekannt sind – das soll in den kommenden Tagen folgen –hier schon mal der Vorgeschmack:
Zwei Sterne: Boris Rommel kocht sonst im Schlosshotel Friedrichsruhe
Zu Gast in Neviges ist unter anderem Boris Rommel, der sonst mit seinem Team im Schlosshotel Friedrichsruhe, dem ehemaligen Jagschloss der Fürsten von Hohenlohe im fränkischen Zweiflingen, in insgesamt fünf Restaurants die Gäste verwöhnt – allen voran das Gourmet-Restaurant „Le Cerf“ mit zwei Sternen im Guide Michelin. Neben den Michelin-Sternen und dem Titel „Koch des Jahres 2022“ kann sich der 40-jährige gebürtige Karlsruher über drei Hauben im „Gault&Millau“ und acht „Gusto“-Pfannen freuen.
Drei-Sterne-Koch Sven Elverfeld kocht im Haus Stemberg in Velbert
Laut dem Guide Michelin Deutschland 2023 gibt es aktuell 334 Restaurants in Deutschland, die mit Sternen ausgezeichnet wurden, davon mit 274 die meisten mit einem Stern. Mit drei Sternen wurden hingegen gerade einmal zehn Restaurants deutschlandweit ausgezeichnet. Eines davon ist das „Aqua“ in Wolfsburg. Dort steht Küchenchef Sven Elverfeld für kreativen Kochstil: Seine modern-europäische Küche stellt die Harmonie der Texturen und den Eigengeschmack hochwertigster Zutaten in den Mittelpunkt. Die Namensgebung der Gerichte ist dabei gewollt einfach: Doch hinter der „Forelle Lüneburger Heide“ verbirgt sich dann eine überraschende Interpretation. „Auf der Suche nach prägenden Geschmacksnuancen verwandelt Elverfeld das Alltägliche und Triviale in höchste Kochkunst“, loben Kritiker.
Franz Keller – eine lebende Kulinarik-Legende
Ihn darf man in Gastronomiekreisen durchaus als „lebende Legende“ bezeichnen: Franz Keller. „Schon als kleiner Bub zeigte mir meine Oma Mathilde, wie man Kartoffelsalat und Schäufele macht – bodenständige, saisonal orientierte Gerichte nach traditionellen Rezepten“, erinnert sich der mittlerweile 74-Jährige, der einst – nach 18 Monaten bei Paul Bocuse („bei ihm lernte ich Stehvermögen und das Selbstvertrauen, nach den Sternen zu greifen“) – für den elterlichen Betrieb „Schwarzer Adler“ den zweiten Stern erkochte, sich dann aber mit dem Vater zerstritt. „Später bin ich auf der Suche nach meinem eigenen Stil nach Italien gereist“, so Keller in seiner Vita. „Hier habe ich die Leichtigkeit gefunden, die der französischen Küche fehlt.“ Er eröffnete daraufhin „Franz Kellers Restaurant“ in Köln, führte parallel mit der „Tomate“ ein Restaurant für junge Leute „mit kleinem Geldbeutel“. Keller: „Viele Jahre lang kochte ich auf hohem Level in schicken Luxus-Gastronomietempeln. So richtig glücklich und zufrieden bin ich aber erst jetzt, seit ich mich von dem ganzen Sterne-Zirkus losgesagt habe. Und nach einem völlig anderen Prinzip arbeite, das wohl nicht mehr in diese Michelin-Kategorien reinpasst.“ In der „Adler Wirtschaft“ verwirklicht er nun seinen Traum vom Kochen als Genuss-Handwerk, wo der Inhalt mehr zählt als die Form. Während in der Küche sein Sohn Franz junior offiziell das Ruder übernommen hat, betreibt der Senior hauptsächlich einen 25 Kilometer entfernten Öko-Bauernhof, der hochwertiges Fleisch an die „Adler Wirtschaft“ liefert.
Gäste aus der „Post“ in Odenthal und dem Kölner „Maibeck“
Ebenfalls zu Gast im „Haus Stemberg“ werden 2024 Tobias Becker und Jan Maier vom Kölner Ein-Sterne-Restaurant „Maibeck“ sowie die Brüder Christopher und Alejandro Wilbrand von der „Post“ im bergischen Odenthal (ebenfalls ein Stern) sein.
„Wir sind unendlich dankbar und stolz, dass sich jedes Jahr aufs Neue so viele tolle Menschen auf den weiten Weg zu uns machen“, sagt Sascha Stemberg – und meint damit sowohl die Gastköche als auch die Gäste: „Wir sind und bleiben ein Gasthaus – seit 160 Jahren, aber auf eine tolle und schöne Weise.“
>>> Das Haus Stemberg in Velbert-Neviges
Schmiedemeister Heinrich Stemberg betrieb ab 1864 am heutigen Standort eine Schmiede mit angeschlossenem Fuhrmannsgasthof, wo Reisende beköstigt wurden. Im Laufe der Jahrzehnte kamen eine Bäckerei und eine Tankstelle hinzu.
Walter Stemberg senior machte daraus 1947 ein reines Gasthaus. Dessen Sohn Walter Stemberg junior (der heutige Seniorchef) und seine Frau Petra entwickelten ab 1975 das Gourmetrestaurant. Walter Stemberg wurde vielen Menschen durch zahlreiche Sendungen als „Fernsehkoch“ bekannt.
Sohn Sascha kehrte nach verschiedenen Stationen in der Top-Gastronomie (unter anderem in Nöthels Hummerstübchen) 2003 in das elterliche Restaurant zurück. Seit 2015 führt er das Haus in der fünften Generation mit seiner Frau Coren.