Velbert. Einmal pro Woche ist am Velberter Tafel-Standort Café-Zeit. Doch dieses Mal tischen die ehrenamtlichen Köche ein Weihnachtsessen auf.
Draußen, gleich vor dem überdachten Warte- und Eingangsbereich, steht ein mit silbernen und blitzend blauen Kugeln geschmückter Weihnachtsbaum. Und drinnen im Tafel-Standort Velbert-Mitte, der jeweils einmal in der Woche zum „Café Plätzchen“ wird, da weihnachtet es richtig und duftet es lecker. Hier sitzen Menschen verschiedensten Alters zusammen an einer langen Tafel, schmausen und töttern zwischendurch angeregt. Und der große, unübersehbare TV-Bildschirm in der Ecke, auf dem als Dauersendung ein Kaminfeuer flackert, ist nicht die Bohne kitschig. Es ist einfach heimelig und gemütlich - beim allerersten Weihnachtsessen im „Café Plätzchen“ an der Mettmanner Straße, das vor ziemlich genau einem Jahr gestartet ist und seither nach Auskunft der Organisatoren immer mehr Zulauf erhält.
Offenes Angebot in Velbert ohne Zwänge
Es ist ein Gemeinschaftsunternehmen der Wohnungslosenhilfe der Bergischen Diakonie und der Tafel Niederberg, die ebenfalls von der Diakonie getragen wird. Die Idee dahinter: Ein offenes Angebot und einen Raum bieten, wo Menschen zwanglos zusammenkommen können. Ohne Verzehrzwang und Bezahlen-Müssen. Das geht schon morgens mit dem Frühstück - viele Gäste sind bereits lange vor dem offiziellen Beginn um zehn Uhr da - los und zieht sich bis in den frühen Nachmittag hinein.
Beliebte Desserts und Kuchen
Heute werden aber so kurz vor dem Fest lecker und klassisch Putenkeulen, Klöße und Rotkohl aufgetischt. Und selbstverständlich hat auch die Ehrenamtlerin Odette, die jeden Mittwoch ein Dessert und Kuchen zaubert und dafür von ihren Mitstreitern - das Café-Geschehen wuppen immer drei bis vier Leute - ein kleines Dankeschön erhält, etwas fürs Danach vorbereitet. „Wir kommen gut klar“, versichert einer der Mitstreiter.
Auch zum Aufwärmen und Austausch
„Menschen, die in prekären Lebenssituationen und Wohnungslosigkeit oftmals keine Möglichkeiten haben, sich tagsüber an geschützten Orten aufzuhalten, nutzen unser Café zum Aufwärmen und Austausch und die Möglichkeit, sich durch die angeschafften Tablets über das Internet zu informieren“, berichtet Renate Zanjani. Mitarbeiter der Wohnungslosenberatung, fügt die Leiterin der Tafel und Sprecherin der Diakonie hinzu, seien regelmäßig vor Ort und stünden mit Rat und Tat zur Verfügung. „Man kann jederzeit hierherkommen und sich dazu gesellen“, verspricht die Koordinatorin Tanja Högström.
Nette Gesellschaft und eine warme Mahlzeit
„Alle sind hier sympathisch und freundlich“, sagt Christiane. Sie ist Tafel-Kundin, kommt mittwochs schon fast von Anfang an, und zwar „hauptsächlich wegen der netten Gesellschaft“. Allerdings würden Dieter Hansen und Bernd Arnold auch noch echt super kochen, lobt die 57-Jährige, ist „begeistert von ihren Küchenkünsten“. Die angesprochenen Ehrenamtler strahlen, winken aber auch bescheiden ab. „Er legt vor, ich mache die Nebenarbeiten“, schildert Hansen die Rollenverteilung in der Küche: „Er ist Chefkoch, ich der Gehilfe.“
Viele Café-Gäste sind auch Tafel-Kunden
Dominik Lorenz ist „eigentlich jede Woche“ dabei. Sowohl wegen „guter Gesellschaft, als auch wegen guten Essens. Es gibt immer eine warme Mahlzeit und man wird sehr offen aufgenommen“, so der 25-Jährige, der ebenfalls zum Kreis der Tafel-Kunden gehört. „Eigentlich hab ich ihn ja hierher mitgeschleppt“, ergänzt seine Mutter Heike. Sie selbst habe den Weg zum Café über eine Mitarbeiterin der Obdachlosenhilfe gefunden. Und mittlerweile, sagt sie, habe sich eine nette kleine Clique gebildet.
Weihnachtstüte zum Mitnehmen
Mit leeren Händen geht letztlich keiner der Café-Gäste nach Hause. Denn an jedem Platz an der langen Tafel steht für sie eine kleine Weihnachtstüte parat. Mit selbstgemachter Marmelade, Plätzchen, ein paar Deko-Teilen und einem kleinen Schneemann mit Mechanik, der buchstäblich wie aufgezogen hüpfen kann.
Hinweis: Die üblichen Tafel-Tage mit der Lebensmittel-Ausgabe finden zwischen Weihnachten und Silvester wie gewohnt statt. Das nächste „Café Plätzchen“ öffnet allerdings erst wieder am Mittwoch, 3. Januar, 2024.
>>> Tafel und Café sind auf Spenden angewiesen
Beide Projekte, sowohl die Tafel als auch das „Café Plätzchen“, werden ausschließlich über Spenden finanziert.
Die Bergische Diakonie hat ein Spendenkonto bei der BfS Bank für Sozialwirtschaft mit der IBAN DE65.3702.0500.0000.4747.47 eingerichtet. Dazu den Verwendungszweck - Tafel oder Café Plätzchen - und seinen Namen vermerken.
Das „Café Plätzchen“ ist jeden Mittwoch von 10 bis ca. 15 Uhr geöffnet; Infos zur Tafel mit ihren Ausgabestellen gibt‘s online auf www.tafel-niederberg.de.