Velbert. Verspätungen und Zugausfälle kommen auf der Strecke zwischen Essen und Wuppertal oft vor. Wie schlimm es ist, zeigt ein aktueller VRR-Bericht.

Kürzlich war es mal wieder so weit: Der Blick in die VRR-App sorgte bei einigen Pendlern in Velbert für Zornesfalten auf der Stirn: „Kurzfristiger Personalausfall – Zug fällt aus.“ Betroffen war der RE49 von Velbert-Neviges über Langenberg und Essen nach Wesel. Die nächste Reisemöglichkeit per Regionalexpress in diese Richtung: genau eine Stunde später.

Immer wieder – und unabhängig vom aktuellen Bahnstreik – wenden sich Leserinnen und Leser an die Velberter WAZ-Redaktion und berichten von massiven Verspätungen sowie regelmäßigen Ausfällen der S9, die zwischen Recklinghausen und Hagen fährt, sowie des RE49 (Wesel – Wuppertal). „Noch schlimmer als auf anderen Linien“, heißt es dann immer wieder. Subjektives Empfinden oder objektiv belegbar? Die Antwort gibt der VRR-Qualitätsbericht für das Jahr 2022.

VRR-Qualitätsbericht bestätigt das Empfinden vieler Velberter

Das Ergebnis: Das Empfinden der S9- und der RE49-Fahrgäste wird bestätigt. Beide Linien gehören zu den überdurchschnittlich unpünktlichen Linien – der RE49 gehörte 2022 neben dem RE1, RE5 und RE7 gar zu den unpünktlichsten Verbindungen im gesamten VRR-Gebiet.

S9: Rund 70 Prozent der Abfahrten sind weniger als vier Minuten verspätet

Zunächst aber der Blick auf die S9: Fahrgäste, die von den vier Velberter Haltepunkten Neviges, Rosenhügel, Langenberg oder Nierenhof in Richtung Essen oder Wuppertal fahren wollen, konnten in rund 70 Prozent der Fälle mit einem pünktlichen Zug oder einer Verspätung von maximal vier Minuten rechnen, in acht Prozent der Fälle betrug die Verspätung vier bis sechs Minuten, in 14 Prozent sechs bis elf Minuten und in weiteren acht Prozent mehr als elf Minuten. So errechnet sich eine durchschnittliche Verspätung von etwa 3,5 Minuten. Zum Vergleich: Im Vorjahr waren es durchschnittlich noch 1,5 Minuten Verspätung, die die S9 „eingefahren“ hat.

Immer wieder fallen Züge der Linien S9 und RE49 aus – sehr zum Ärger der Pendler in Velbert.
Immer wieder fallen Züge der Linien S9 und RE49 aus – sehr zum Ärger der Pendler in Velbert. © FUNKE Foto Services | Markus Weißenfels

15 Prozent der RE49-Züge haben mehr als elf Minuten Verspätung

Noch erschreckender ist das Bild aber auf der Linie RE49. Nur rund 61 Prozent aller Verbindungen waren pünktlich oder weniger als vier Minuten verspätet. Zwölf Prozent der Abfahrten hatten eine Verspätung von vier bis sechs Minuten, weitere zwölf Prozent von sechs bis elf Minuten – und 15 Prozent der Züge kamen sogar mehr als elf Minuten verspätet. So errechnet sich eine durchschnittliche Verspätung von fünf Minuten und 16 Sekunden – im Jahr 2021 waren es noch weniger als zwei Minuten. Als Gründe, dass sich der RE49 zur unpünktlichsten von der DB Regio betriebenen Linie im VRR entwickelt hat, werden vom VRR Infrastrukturstörungen und der Knoten Essen Hbf genannt.

Kein Zug in Sicht: Das passiert an den Velberter Haltepunkten – wie hier in Nierenhof (Archivbild) – häufig. Entweder sind die Bahnen verspätet oder fallen ganz aus.
Kein Zug in Sicht: Das passiert an den Velberter Haltepunkten – wie hier in Nierenhof (Archivbild) – häufig. Entweder sind die Bahnen verspätet oder fallen ganz aus. © FUNKE Foto Services | Detlev Kreimeier

RE49: Mehr als jede dritte Fahrt fiel komplett aus

Was die meisten Bahnfahrer noch mehr als Verspätungen ärgert, sind Zugausfälle. Und auch da liefert der VRR-Qualitätsbericht wenig schmeichelhafte Daten für die beiden Velberter Linien. Besonders erschreckend auch hier: der RE49. Beim so genannten Wupper-Lippe-Express ist der Anteil der unvorhersehbaren Ausfälle (also nicht angekündigt, zum Beispiel durch geplante Baustellen etc.) um rund 30 Prozentpunkte auf einen Anteil von 34,70 Prozent gestiegen. Somit fiel mehr als jede dritte RE49-Fahrt im Jahr 2022 ungeplant aus.

Diesen Grund sieht der VRR für die erschreckende Entwicklung

Der VRR verweist in seinem Bericht darauf, dass zu berücksichtigen sei, „dass DB Regio eines der drei Unternehmen ist, die ab dem 1. Februar 2022 Verkehre des insolventen EVU Abellio übernommen haben“. Der betriebliche Aufwand und alle Probleme rund um die Übernahme seien relevante Gründe für vergleichsweise hohe Ausfallzahlen, heißt es.

Einmal Mittelfeldplatz, einmal Tabellenende für Velberter Bahnlinien

Da wird es die Pendler aus Velbert sicherlich nicht sonderlich aufmuntern, dass der VRR den Zustand der eingesetzten Fahrzeuge als überdurchschnittlich bewertet. Bei der für den ebenfalls für den Bericht abgefragten Kundenzufriedenheit mit einzelnen Linien landet der RE49 so wenig überraschend auf dem fünftletzten Platz (44.) von insgesamt 48 Linien, die S9 landet auf Platz 22 im oberen Mittelfeld.

>>> Der VRR-Qualitätsbericht

Der VRR-Qualitätsbericht 2022 dokumentiert zum 17. Mal die Qualität des Schienennahverkehrs im Verbundraum, der rund 7300 Quadratkilometer groß ist.

Er erstreckt sich sich von der niederländischen Grenze bis nach Dortmund.

An Werktagen nutzen mehr als vier Millionen Fahrgäste VRR-Verkehrsmittel.