Velbert-Neviges. Damit sich die Fahrgäste auf den S-Bahnhöfen in Velbert-Neviges wohler fühlen, hat die Bahn sie mit Graffitis besprühen lassen – von einem Könner
Die Züge der S 9 und RE 49 fahren wieder. Fast ein halbes Jahr nach dem eine Jahrhundertflut die Schienen zwischen Wuppertal und Essen stark beschädigt hatten, sind die Fahrgäste zurück und staunen nicht schlecht: An den Bahnhöfen Neviges und Rosenhügel ist tristes Betongrau farbigen Bildern gewichen.
Wer zur den Zügen des Nevigeser Bahnhofes möchte, wird links vom aktuellen Velberter Stadtwappen und rechts vom schwungvollen Schriftzug „Neviges“ begrüßt und geht direkt auf das alte Wappen der Stadt Neviges mit Turm, Bach und Sparren-Schild zu. Gegenüber grüßt der alte Nevigeser Bahnhof von 1908. Neviges-Besucher, die vom Bahnsteig herunterkommen, werden am Ende der Treppe links neben dem Aufzug vom Dom und einer huldvoll dreinblickenden Jungfrau Maria begrüßt. Geschaffen hat die Kunstwerke Mark Roperz, der bereits als 13-Jähriger Bahnanlagen besprüht hat – damals allerdings illegal.
Wohlfühlatmosphäre in den Angst einflößenden Unterführungen Velberts
Er hat sein Talent weiter entwickelt, jetzt wird der Graffiti-Sprayer von der Deutschen Bahn AG dafür bezahlt, dass er mit seiner Kunst eine gewisse Wohlfühlatmosphäre in den Angst einflößenden Unterführungen schafft. „Die Motive sollen freundlich, bunt und ortsbezogen sein und die lokalen Sehenswürdigkeiten herausstellen“, so der Duisburger, der Neviges zuvor nicht kannte und sich im Internet über den Wallfahrtsort informierte und bei der Stadtverwaltung anfragte, ob er das Stadtwappen nutzen darf.
Für die 195 Quadratmeter Malfläche fertigte der Künstler, der den bodenständigen Beruf es Bürokaufmanns erlernte, eine Skizze an. Die wurde von der Bahn abgesegnet, die auch die Vorarbeiten durchführen ließ. Unterstützt durch zwei Mitarbeiter machte sich Mark Roperz Ende Juli ans Werk, für das 200 Sprühdosen gebraucht wurden.
Die Sprayer konnten in Ruhe arbeiten
Weil wegen der Flutfolgen der Bahnverkehr eingestellt war, konnte das Team in Ruhe arbeiten, nur wenige Zaungäste schauten interessiert zu. „Die Resonanz war immer positiv, die Leute freuten sich über die fröhlichen Farben.“ Das ist so geblieben: „Die Farben sind cool, die Motive sind schön. Das ist nicht dahin gekritzelt. Man sieht, dass sich da jemand Mühe gegeben hat“, sagt die 16-jährige Kimberly aus Essen, die mit ihrer Freundin den Rest der Weihnachtsferien dazu nutzte, um Neviges zu entdecken. Sarah aus Langenberg mag Graffitis sowieso: „Es ist schön, wenn alte Städte bunt gemacht werden.“ Karin Lamwers ist erst vor anderthalb Jahren nach Neviges gezogen. „Ich weiß, wie das vorher hier war. Ich finde es super, wie es jetzt ist. Ich habe gehört, dass sogar die Abbés ihren Besuchern den Bahnhof zeigen.“
Jan W., der seinen vollen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, findet diese Art von Kunst am Bau soweit ganz schön. „Hoffentlich wird das nicht wieder mit Graffitis übermalt. Ich befürchte, dass geht schneller, als uns lieb ist.“
Bunte Rosen schmücken den Rosenhügel
Die Station Velbert-Rosenhügel hat ein anderer Künstler aufblühen lassen: Die Blumenpracht dort ein bisschen verborgen. Sie begleitet die Pendler in der Unterführung, die zum Bahnsteig 2 führt: Zahlreiche Rosen in weiß, gelb und roter Schattierung – eben für den Rosenhügel – wünschen auf französisch „à la prochaine“ - oder auf gut Deutsch: „Bis bald“.
>>>>Weitere Projekte geplant
- Seit Juni wurden 25 Bahnhöfe in Nordrhein-Westfalen mit moderner Street-Art aufgepeppt. Die Mittel in Höhe von rund 1,2 Millionen Euro stammen aus dem „Sonderprogramm kommunale Verkehrsinfrastruktur ÖPNV des Landes.
- Die Kunstwerke bieten einen gewissen Schutz vor Vandalen, denn erfahrungsgemäß respektieren Sprayer die Arbeit der Künstler und beschmieren sie nicht.
- Die Deutsche Bahn plant daher Graffitikunst an weiteren Bahnhöfen.