Velbert. Wie sehen die Unternehmen der Region ihre Zukunft? 180 Firmen wurden befragt. Das Ergebnis dieser Umfrage ist alles andere als beruhigend.
Die Wirtschaft im Kreis Mettmann blickt mit Skepsis in die Zukunft bewertet ihre Geschäftslage als negativ – erstmals seit dem Höhepunkt der Coronakrise zu Beginn des Jahres 2021.
Dies ist das Ergebnis der Befragung von 180 Unternehmen mit etwa 15.000 Mitarbeitern, die die Industrie- und Handelskammer (IHK) jetzt in Velbert vorgelegt hat.
Bei jedem vierten Unternehmen der Region läuft es schlecht
In der Umfrage gaben laut IHK 26,6 Prozent der Unternehmen an, dass ihre Geschäfte momentan schlecht laufen, bei 26,1 Prozent laufen sie danach gut. Die Erwartungen sind gegenüber dem Jahresbeginn und auch im Vergleich zur Frühjahrsumfrage deutlich gesunken: 38 Prozent der Befragten gaben an, mit negativen Geschäftserwartungen in die Zukunft zu blicken, ihnen stand mit 15 Prozent nur ein kleiner Teil Optimisten gegenüber.
Niveau wie vor 15 Jahren
IHK-Konjunkturexperte Gerd Helmut Diestler: „Die Geschäftserwartungen fallen damit auf ein so niedriges Niveau zurück wie es in den vergangenen 15 Jahren – mit Ausnahme der Energie- und Coronasorgen – nicht registriert worden ist“. Sowohl die Inlands- als auch die Auslandsnachfrage sehen die Unternehmen der Region momentan als nicht rosig an.
Konjunkturschwäche erfasst Velberter Industrie
„Die Konjunkturschwäche hat weite Teile der verarbeitenden Industrie erfasst“, so Diestler. Dies gelte besonders für die Produzenten von Vorleistungsgütern, etwa in der Metallindustrie und hier vor allem für die in Velbert bedeutende Schloss- und Beschlägeindustrie. Hier beklage mehr als die Hälfte der Unternehmen einen Rückgang ihrer Auftragslage“.
Gedämpfte Erwartungen für die Zukunft
Die Einzelhändler blicken ebenfalls mit gedämpften Erwartungen in die Zukunft. Hier sind die Absatzerwartungen bei jedem zweiten negativ. Aber 80 Prozent hätten erklärt, dass ihre Finanzlage noch unproblematisch sei. Die IHK hofft, dass sie die Zeit überstehen, bis „eine nachlassende Inflation, ein robuster Arbeitsmarkt und zumindest stabile Energiepreise die Konsumneigung wieder ankurbeln“.
Aus Sicht vieler Unternehmen besteht die Gefahr, dass sich die derzeitige Wirtschaftsflaute über eine vorübergehende Phase zu einer Strukturkrise ausweitet. Dazu tragen auch die weltpolitischen Krisen bei, die den internationalen Warenverkehr zunehmend behindern.
Hohe Energiepreise machen zu schaffen
Aber besonders die Energiepolitik und hohen Energiepreise machen auch den Unternehmen im Kreis Mettmann zu schaffen. Neben der Energiepolitik würde, so die IHK, auch die belastende Bürokratie als Kritik an den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen angeführt. Als Beispiel für belastende Bürokratie führte der Leiter der IHK in Velbert, Marcus Stimler, die Verzögerungen bei der Fertigstellung der A44 an.
„Jetzt im Herbst macht sich der Frust über die Wirtschaftspolitik sowie tatsächliche und befürchtete Belastungen immer mehr bemerkbar“, heißt es in der Analyse der IHK. Viele Unternehmen zeigten sich skeptisch bezüglich der Verlässlichkeit der Umwelt- und Klimapolitik der Regierung. Knapp 40 Prozent der verarbeitenden Industriebetriebe planen Investitionen in Ausland. Dort sei es mittlerweile auch nicht mehr so schwierig, geeignetes Fachpersonal zu finden, so die IHK.
Auslastung der Anlagen gesunken
Die Auslastung der Maschinen und Anlagen in Industrie sowie Bauwirtschaft ist in den letzten Monaten gesunken. „In den beiden Sektoren liegt sie nun deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt und bis auf vereinzelte Krisenzeitpunkte so niedrig wie seit der Lehman-Krise 2008/09 nicht mehr“, heißt es in der Analyse.
Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt
Auf dem Arbeitsmarkt sind erst Auswirkungen der Entwicklung spürbar. Die Zahl der Menschen ohne Arbeit steigt wieder. 27 Prozent der befragten Unternehmen wollen künftig mit einer dünneren Personaldecke auskommen, beispielsweise durch Ruhestand freiwerdende Posten nicht wieder besetzen. Nur 10 Prozent wollen ihr Personal aufstocken. Dennoch suchen viele Firmen Mitarbeiter, mehr als 80 Prozent suchen zwei Monate oder länger vergeblich. Und nicht nur die klassischen Fachkräfte.