Velbert. Die Kitesurf-Profis Max Petrat und Leon Nahr bauen in ihrer Velberter Firma „Sea Land Mountain“ einfache Kastenwagen zu individuellen Campern um.
Wie viele Kilometer und Nächte die Freunde Max Petrat und Leon Nahr schon in Campern verbracht haben, können sie nicht sagen: Viele – sehr viele. Kein Wunder, haben beide doch professionell Kitesurfing betrieben – der eine war Deutscher Freestyle-Vizemeister, der andere Drittplatzierter. Und für ihre Leidenschaft reisten sie quer durch Europa – von einem Spot zum anderen, von Wettbewerb zu Wettbewerb.
„Bei so vielen Nächten kann man sich nicht immer Hotelzimmer leisten“, sagt Max Petrat, mittlerweile 27 Jahre alt und glücklicher Familienvater. Hinzu kommt: Das Hotelpersonal ist in der Regel nicht gerade begeistert, wenn man die Neoprenausrüstung im Zimmer trocknet und das Board unter dem Bett „parkt“. Und sowieso: Kiter sind eine eingeschworene Gemeinschaft – da gehört es dazu, abends gemeinsam vor den Campern zu sitzen – bei Bierchen und Gegrilltem zu plaudern.
Kennengelernt haben sich die beiden bei Deutschen Kite-Meisterschaften auf Fehmarn
So haben sich Petrat und Nahr auch vor vielen Jahren kennengelernt – bei der Deutschen Meisterschaft auf Fehmarn. Sie verstanden sich gut – trafen sich fortan immer wieder, schraubten und bauten regelmäßig gemeinsam an ihren Campervans.
Denn: Für die speziellen Bedürfnisse von Kitern, die viel auf Tour sind und oft autark – heißt: ohne Strom- und Wasserversorgung – stehen, waren die Standards schlicht ungeeignet. Es fehlten vor allem Stauraum und Trocknungsmöglichkeiten. „Ich koche aber auch zum Beispiel gern“, sagt Max Petrat – dafür waren die Standard-Küchen in den ausgebauten Transportern nicht ausgelegt. Nach und nach perfektionierten sie ihre Camper – nicht unbemerkt von anderen Kitern: „Das könnt ihr für uns gern auch machen“, hörten die Freunde häufiger.
Max lebte von Sponsorverträgen und Kite-Kursen, Leon war bei der Bundeswehr
Und sie machten – anfangs rein freundschaftlich. Ihr Geld verdienten sie anders: Max über Sponsoringverträge, Produktfotografie und als Kite-Coach, Leon als Fallschirmjäger bei der Bundeswehr. Vor gut zwei Jahren änderte sich das Leben der beiden: Bei Max harmonierte es mit einem Geschäftspartner nicht mehr, Leon hatte gesundheitliche Probleme, so dass er mittlerweile seinen Bundeswehrdienst quittieren musste.
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In dieser Phase entstand die Idee zum eigenen Unternehmen: „Sea Land Mountain“ – eine auf den Aus- und Umbau von Camper Vans spezialisierte Firma. Ob das miteinander gut geht – da waren sich beide anfangs nicht so sicher: „Wir sind schon grundverschieden“, sagt Petrat, der oft Dinge aus dem Bauch heraus entscheidet und gern unkonventionell denkt. „Ich bin strikter in meinen Ansichten, mag klare Strukturen und bin kein Fan von Veränderungen“, sagt hingegen Leon Nahr über sich.
Vor allem für Max war jedoch klar: „Ein klassisches Angestelltenverhältnis kam für mich nie in Frage!“ Kein Wunder – hatte der Opa doch ein Tiefbauunternehmen mit zeitweise bis zu 50 Mitarbeitern, auch sein Vater Joachim ist mit Leib und Seele in Velbert selbstständig mit einem Betonbohr- und Sägedienst.
So versuchten sie es trotz der anfänglichen Zweifel miteinander: „Gerade das erste Jahr war hart“, erinnert sich Max Petrat. „Wir haben die Halle zeitweise gar nicht mehr verlassen, haben hier gepennt – und nach kurzem Schlaf direkt weitergearbeitet.“ Dabei merkten sie: „Wir können uns aufeinander verlassen, wir stehen füreinander ein, der eine lässt den anderen nie hängen.“
Gibt es keine Einigung, hilft oft „Schnick – Schnack – Schnuck“
„Am Anfang eines neuen Projektes denken wir nach wie vor fast immer in zwei völlig unterschiedliche Richtungen“, sagt Leon Nahr. Dann wird diskutiert: Welcher Weg ist einfacher, effektiver, realistischer, mehr im Sinne der Kunden? Wenn dann keine Einigung erzielt werden kann, gibt es ein bewährtes Entscheidungsmittel: „Schnick – Schnack – Schnuck“. Wer gewinnt, darf seine Idee umsetzen.
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Bei den Zielen sind sich beide aber einig: Sie wollen wachsen – allerdings in nicht zu großen Schritten. Daher haben sie die Anmietung einer neuen Halle erst einmal zurückgestellt, obwohl die jetzige Halle schon jetzt zu klein ist und sie bis ins Frühjahr 2024 hinein ausgebucht sind. „Unser nächster Schritt ist jetzt aber erst einmal“, erklärt Leon Nahr, „weg vom ganz individuellen Ausbau hin zum modularen Ausbau zu gehen“. Heißt: Die Kunden können aus bestimmten Modulen das für sie Passende auswählen: Der eine braucht Platz für ein Rennrad unterm Bett, der andere muss fünf Personen unterbringen. So unterschiedlich die Bedürfnisse, so unterschiedlich sollen die Module sein. Und Individualität soll natürlich weiterhin möglich sein und bleiben.
Die Velberter Unternehmer setzen auf Qualität
3D-Scanner und dreidimensionale Grafiken gehören zur Planung, eine neue CNC-Fräse sorgt für perfekte Formen. „Wir setzen auf gute Qualität und hochwertige Materialien“, sagt Max Petrat. So werde beispielsweise Holz verwendet, was leicht ist, gleichzeitig die hohe Luftfeuchtigkeit im Camper gut übersteht. „Bei uns gibt es auch keine Batterien vom Versandhändler, die nach kurzer Zeit ihren Geist aufgeben“, so Petrat weiter.
Das kostet der Ausbau eines Campervans
Das hat dann natürlich seinen Preis: Ein Komplettausbau kostet zwischen 20.000 und 70.000 Euro, wobei es nach oben keine echte Grenze gibt, „Die Module ermöglichen aber, das Fahrzeug nach und nach auszustatten“, sagt Petrat. Künftig kann man auch komplette MAN-Camper Vans bei den beiden kaufen. „Aber wir beraten und helfen auch weiterhin gern auch bei Kleinigkeiten weiter“, sagt Leon Nahr.
„Uns macht es jedenfalls wahnsinnig Spaß“, sagt Max Petrat – „auch wenn das Kiten und Campen derzeit echt zu kurz kommt“.
„Sea Land Mountain“ in Velbert
Das Unternehmen befindet sich an der Siemensstraße 27 in Velbert.
Eine Homepage wird gerade erstellt, erreichbar sind die Jungs unter info@slm-camper.de oder telefonisch: 0152 52964873.