Velbert. Für 180 Plätze war die WFB-Werkstatt im Velberter Westen gedacht, heute sind’s 320. Dort hat Arbeit einen besonderen Stellenwert. Und er wächst.

Volker Eich arbeitet konzentriert und routiniert: Zug um Zug montiert der 42-Jährige in Arbeitsteilung mit den Kollegen und Kolleginnen an seiner Seite Staubsaugerdüsen für die Firma „Sebo“. Sie bestehen aus bis zu 50 Teilen, zig Stück solcher Staubsauger-Unterteile werden pro Arbeitstag fertig. „Ich fühle mich sehr wohl hier, wesentlich besser als auf dem freien Arbeitsmarkt“, versichert Eich prompt auf die entsprechende Frage, „das ist nichts für mich, der Druck ist da zu groß.“ Er gehört seit 2011 zu den derzeit 320 Menschen, die an dem Velberter Standort Flandersbacher Weg der „WFB Werkstätten des Kreises Mettmann“ betreut und gefördert werden, die vor allem aber dort ihren Arbeitsplatz und ihre Aufgabe haben.

Stellenwert und Bedeutung von Arbeit steigen in dieser Einrichtung weiter und beständig. „Sie bedeutet Zufriedenheit, steigert den Selbstwert“, sagt Johannes Förster. „Da sehe ich nämlich abends, was ich geschafft habe.“

Zum Velberter Standort am Flandersbacher Weg gehören 70 Angestellte

Werkstattleiter Johannes Förster kommt ursprünglich aus dem Handwerk.
Werkstattleiter Johannes Förster kommt ursprünglich aus dem Handwerk. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Hinzu kämen das Gemeinschaftsgefühl und die Zugehörigkeit zur jeweiligen Gruppe, so der Werkstattleiter (seit 2022) weiter. Er ist Praktiker, kommt ursprünglich aus dem Handwerk. Auch viele der 70 Angestellten bringen eine handwerkliche Ausbildung mit; die anderen gehören pflegerischen oder pädagogischen Berufen an, vorwiegend sind sie Heilerziehungspfleger.

Anfangs für 180 Plätze konzipiert

Die ob ihrer „maigrünen“ Fassaden sofort ins Auge fallenden Gebäude am Flandersbacher Weg wurden 1990 bezogen und waren zunächst für 180 Plätze konzipiert; seither ist schon zweimal angebaut worden. Aktuell sind es insgesamt 320 Plätze für Frauen und Männer mit geistiger Behinderung; teils kommt ein körperliches Handicap hinzu. Sie sind im Alter von knapp unter 20 bis hoch zum Rentenalter.

So selbstständig wie nur möglich

Das Spektrum beginnt mit tagesstrukturierenden Maßnahmen. Das umfasst Beschäftigung, einfachste Arbeiten und so genanntes lebenspraktisches Training. Ziel sei die größtmögliche Selbstständigkeit, erklärt Sibylle Boeck. Hauptfeld und -standbein seien jedoch eindeutig Produktion und Bearbeitung, sagt die Fachbereichsleiterin Reha.

Namhafte Auftraggeber

Zu den Montagearbeiten gehören beispielsweise die eingangs erwähnten Staubsaugerdüsen. „Wir überlegen immer genau, wer wie eingesetzt wird“, erläutert Förster. „Wir schauen ganz individuell, wozu der jeweilige Mitarbeitende fähig ist. Wir wollen niemanden überfordern.“ Für „PEKA-Spritzguss“ werden Verriegelungen für KFZ-Mittelkonsolen montiert; im Auftrag von „Normfest“ erledigen die fleißigen Hände in der Werkstatt die Verpackungsarbeiten für die gesamte Palette der Produkte dieser Firma für Autopflege, Wartung und Reparatur, wie der Leiter weiter ausführt.

Wege in den ersten Arbeitsmarkt

Eine immens wichtige Aufgabe ist auch die Vermittlung (und Integration) in den ersten Arbeitsmarkt und in sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse. „Wir haben Außenarbeitsgruppen, und zwar mit allen Schutzmechanismen“, erzählt Boeck. „Zudem haben wir Einzelarbeitsplätze.“ Bei den arbeitsbegleitenden Maßnahmen führt sie u. a. das Drachenboot-Training auf dem Baldeneysee, Tischtennis, die Acrylmalgruppe, kreatives Gestalten und die Förderung von Kulturtechniken an.

Rentenanspruch ist wichtiger Sicherheitsanker

Sibylle Boeck ist Fachbereichsleiterin Reha.
Sibylle Boeck ist Fachbereichsleiterin Reha. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Die Mitarbeiterschaft der WFB Werkstätten erwirtschaftet binnen 20 Jahren einen Rentenanspruch. Der Werkstattleiter spricht von einem „Sicherheitsanker“, der nicht nur deren Eltern und Angehörige beruhige, sondern natürlich auch die Betroffenen selbst. „Viele machen allerdings weiter. Wegen der sozialen Kontakte, aber nicht zuletzt auch aus Spaß an der Arbeit.“

Separater Standort für Metallverarbeitung

Um Metallverarbeitung mit CNC-Technik dreht sich das Geschehen am zweiten WFB-Standort in Velbert. In einer seit nunmehr 15 Jahren angemieteten Gewerbe-Halle an der Fichtestraße im Westen der Stadt montieren 20 Mitarbeiter, denen drei Betreuer zur Seite stehen, u. a. Flaschenzüge für „Columbus MCKinnon“ sowie Schalldämpfer für Maschinen, und sie bearbeiten Stanz- und Gussteile für Betriebe der Schlüsselregion.

Offen für neue Aufträge und Aufgaben

Auf eine weitaus längere Tradition schaut – aller guten Dinge sind drei – die „Niederbergische Werkstatt zur Arbeitsförderung“, die NWA an der Langenberger Straße, zurück. Sie feierte in 2015 ihr 25-jähriges Bestehen – und war damals ursprünglich als Zweigwerkstatt der WFB Werkstätten am Flandersbacher Weg gegründet worden.

„Es ist immer was zu tun“, sagt Johannes Förster auf die Frage nach der Auslastung. Inhaltliche Schwerpunkte seien Metallverarbeitung, Montage und Verpackung sowie Garten- und Landschaftspflege. „Wir sind aber grundsätzlich immer an neuen Aufträgen und auch neuen Aufgaben interessiert.“ Ansprechpartner sei Ingo Noe, bei den Werkstätten für Vertrieb und Marketing zuständig: Einfach E-Mail an ihn unter vertrieb@wfbme.de.

>>> Oktoberfest und Adventsbasar

Zum Vormerken gibt es jetzt vor Ort bei den Werkstätten des Kreises Mettmann gleich zwei Termine: Am Sonntag, 19. November, findet nämlich am Standort Flandersbacher Weg der traditionelle Adventsbasar statt (von 10 bis 16 Uhr).

Zuvor steigt bereits am Freitag, 27. Oktober, in der NWA an der Langenberger Straße 203 das Oktoberfest (11 bis 17 Uhr). Hinweis: Beide Veranstaltungen sind zugleich auch ein Tag der offenen Tür.