Velbert/Kreis Mettmann. Im Kreis Mettmann sind lediglich 4,3 Prozent Menschen mit Behinderung in Unternehmen beschäftigt. Die gesetzliche Quote wird somit nicht erfüllt.

Einen ganz normalen Alltag führen, eigenständig leben und vor allem arbeiten, das wünschen sich viele Menschen mit Behinderung. Doch immer noch sind viel zu wenige in Unternehmen beschäftigt.

Dabei ist es eigentlich gesetzlich geregelt, dass die Beschäftigungsquote von Menschen mit Behinderung eines jeden Unternehmens bei mindestens fünf Prozent liegen soll – die Quote im Kreis Mettmann liegt gerade einmal bei 4,3 Prozent. „Die Corona-Pandemie hat hier einen negativen Impuls gesetzt“, sagt Sigrid Wolf, Regionsgeschäftsführerin des DGB (Deutscher Gewerkschaftsbund) Region Düsseldorf-Bergisch Land. „Wenn Menschen mit Behinderungen einmal ihren Arbeitsplatz verloren haben, ist es für sie deutlich schwieriger einen neuen zu finden.“

Auf den ersten Arbeitsmarkt schaffen

So wie Stephanie Kerruth. Die 34 jährige Velberterin möchte es ebenfalls unbedingt auf den ersten Arbeitsmarkt schaffen. Die Arbeit in den Behindertenwerkstätten war nichts für sie und so ergriff die junge Frau die Chance, ein Praktikum im Johanniterheim zu machen. „Ich arbeite da im sozialen Dienst, das heißt, dass ich mich um die Bewohner kümmere, sie zum Frühstück bringe und gucke, dass es ihnen gut geht.“ 20 Stunden in der der Woche ist sie im Einsatz, betreut wird das Praktikum von ihrem Betreuer der WfB (Werkstätten für Behinderte). Schließt sie erfolgreich ihr Praktikum ab und könnte im Seniorenheim übernommen werden, wäre sie auf dem ersten Arbeitsmarkt angekommen.

In der Werkstatt für Menschen mit Behinderung werden die Mitarbeiter nach ihren Fertigkeiten eingesetzt. Dennoch ist es das erklärte Ziel von Integration, dass mehr Plätze im ersten Arbeitsmarkt für Menschen mit Behinderungen angeboten werden.
In der Werkstatt für Menschen mit Behinderung werden die Mitarbeiter nach ihren Fertigkeiten eingesetzt. Dennoch ist es das erklärte Ziel von Integration, dass mehr Plätze im ersten Arbeitsmarkt für Menschen mit Behinderungen angeboten werden. © FUNKE Foto Services | Archiv: Alexandra Roth

Bei der Ausbildung oder Beschäftigung von Menschen mit Behinderung können Arbeitgeber auf vielfältige Unterstützungsangebote zurückgreifen: Lohnkostenzuschüsse, Finanzierung der Ausstattung des Arbeitsplatzes oder Begleitung durch Fachpersonal im Betrieb. „Dennoch sind viele Unternehmen zögerlich“, so Sigrid Wolf. Das kann Joachim Plantholt, der den Reha Fachdienst der Werkstatt für Menschen mit Behinderung leitet nicht bestätigen: „Ein Großteil der Firmen ist uns offen gegenüber“ und die Inklusion „nimmt auch zunehmend mehr Gewicht ein, wir möchten das voran bringen.“ Viele Unternehmen seien bemüht. die Rahmenbedingungen für einen Arbeitsplatz für Menschen mit Schwerbehinderung zu schaffen und in einigen Betrieben, wie etwa in Velbert Normfest, gibt es sogar ganze Arbeitsgruppen, die angestellt sind.

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Kreis Mettmann erfüllt Quote nicht

Im Kreis Mettmann waren im April 1147 Menschen mit Schwerbehinderung arbeitslos. In Velbert, Wülfrath und Heiligenhaus wohnen davon 337 Menschen, beschäftigt hingegen waren (im Jahr 2019) im Kreis 6557 Menschen mit Schwerbehinderung. „Das waren 3,4 Prozent aller Beschäftigten (194.508) “, erklärt Claudia John, Pressesprecherin der Agentur für Arbeit Mettmann. Ebenfalls für 2019 „gab es 1183 Unternehmen, die mehr als 20 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer haben, also Menschen mit einer Schwerbehinderung beschäftigen müssen.“

Die geforderte Beschäftigungsquote von 5 Prozent blieb mit 4,3 Prozent unerfüllt. 5573 Pflichtarbeitsplätze waren besetzt, für 1627 Stellen musste die Ausgleichsabgabe bezahlt werden. Wie in vielen anderen Regionen wurden wesentlich mehr Stellen mit schwerbehinderten oder ihnen gleichgestellten Menschen von öffentlichen Arbeitgebern (6,2 Prozent) als von privaten Arbeitgebern (4,1 Prozent) besetzt.