Velbert. Der neunjährige Tinker Jack hat Hufkrebs. OP und Therapie kosten rund 7500 Euro – und die Reserven der Reitschule sind durch Corona aufgebraucht.

Normalerweise sorgt Tinker Jack für strahlende Kinderaugen, doch seit einigen Wochen machen sich seine jungen Reitschülerinnen und Schüler Sorgen um das neunjährige Pferd. Denn: Jack hat Hufkrebs – und eine Behandlung ist zwar möglich, aber auch richtig teuer. Dennoch hat Jacks Besitzerin Eva von Danwitz, die in Wülfrath-Düssel die „Kleine Tinker Reitschule“ betreibt, entschieden, dass er in einer spezialisierten Klinik behandelt wird. Und sie hofft nun, dass möglichst viele Tierfreunde Jack und ihr helfen.

„Denn“, das erzählt Eva von Danwitz ganz offen: „Die Geldreserven der kleinen Reitschule sind durch die Corona-Zeit aufgebraucht.“ Darum hat sie eine Spendenkampagne über die Plattform „GoFundMe“ ins Leben gerufen. 77 Spenden in Höhe von 2220 Euro sind dort bis Freitagmittag bereits eingegangen.

Das sagt Jacks Besitzerin zu bösen Internet-Kommentaren

Eva von Danwitz hat in sozialen Netzwerken in den letzten Tagen aber auch einige böse Kommentare lesen müssen. „Wenn man Tiere hat, muss man doch damit rechnen, dass die auch mal krank werden“, ist noch einer der harmloseren Kommentare. „Klar“, sagt die 39-Jährige – aber die Corona-Zeit, in der über Monate hinweg nur Notbetrieb in der Reitschule stattfinden durfte, sei aber eben nicht eingeplant gewesen. „In der Zeit bin ich sogar an meine privaten Reserven gegangen, damit wir nicht für immer zumachen müssen“, sagt von Danwitz, die auf dem Hof aufgewachsen ist und mit gerade einmal 21 Jahren den Reitschulbetrieb von ihrer Mutter, die damals aus gesundheitlichen Gründen nicht weitermachen konnte, übernommen hat.

Die Wülfratherin arbeitet nachts in der Pflege

Tinker Jack, der auch Reitschüler aus Velbert hat, hat Hufkrebs an den Vorderhufen. 
Tinker Jack, der auch Reitschüler aus Velbert hat, hat Hufkrebs an den Vorderhufen.  © Eva von Danwitz

„Viele Menschen denken ja, dass man als Reitschulbesitzerin steinreich wird“, sagt die Wülfratherin. „Die Realität sieht so aus, dass ich nachts noch zusätzlich in der Pflege arbeite.“ Denn: Einen Betrieb, in dem die Pferde ohne Pause eine Reitstunde nach der anderen absolvieren, möchte sie nicht. „Bei uns haben die Tiere Pausen, freie Tage und auch mal Urlaub. Für mich sind es Lebewesen und keine Gelddruckmaschinen.“

Kosten für Reitschulbetrieb in Wülfrath steigen und steigen

Auf der anderen Seite steigen die Kosten immer mehr – nicht nur Tierarztkosten durch die neue Gebührenordnung. „Durch die schlechte Ernte ist das Heu wieder mal teurer geworden“, erzählt von Danwitz. Und der Rat, den sie gerade in den letzten Tagen immer wieder hört, doch eine Krankenversicherung für die Tiere abzuschließen, sei bei neun Pferden und hohen Beiträgen schlicht nicht finanzierbar: „Dann müsste ich so viel Geld für eine Reitstunde nehmen, dass sich viele Familien das nicht mehr leisten können.“

Insofern sei die Diagnose bei Jack eben auch aus finanziellen Gründen ein großer Schock gewesen: „Es gab keine Anzeichen, der Hufschmied hat die Wucherungen, die so gar nicht sichtbar waren, bemerkt.“ Die gute Nachricht nach Gesprächen mit der auf Hufkrebs spezialisierten Klinik „Hof Stolzenberg“ in Neustadt am Rübenberge war jedoch: Verläuft alles gut, kann Jack ab dem nächsten Jahr wieder als Reit- und Therapiepferd im Einsatz sein.

Warum Jack für Eva von Danwitz ein ganz besonderes Pferd ist

Mit Plakaten am Hof in Wülfrath machen Besitzerin Eva von Danwitz und die Reitschülerinnen auf Jacks Schicksal aufmerksam.
Mit Plakaten am Hof in Wülfrath machen Besitzerin Eva von Danwitz und die Reitschülerinnen auf Jacks Schicksal aufmerksam. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

„Und dann war die Entscheidung trotz der hohen Kosten für uns völlig klar“, sagt Eva von Danwitz, die zu Jack eine ganz besondere Beziehung hat: Er kam vor fünf Jahren als „Problemfall“ auf den Hof. „Wir haben ihn dann mit viel Geduld und harter Arbeit ausgebildet“, erinnert sich die Trainerin und Bereiterin. „Heute ist er ein so tolles, ruhiges, geduldiges und einfühlsames Pferd“, schwärmt sie. Deswegen darf Jack auch Therapiepferd für Kinder mit Handicap sein: „Da steht nicht das Reiten als Sport im Mittelpunkt, sondern die individuelle Förderung des Menschen durch die Interaktion mit dem Pferd“, erklärt von Danwitz. „Besonders diese Kinder vermissen Jack sehr – und hoffen, dass er bald wiederkommt.“

Die OP ist gut verlaufen – Nachbehandlung dauert bis Jahresende

Nach den ersten eingegangenen Spenden hat Eva von Danwitz nämlich entschieden, die Behandlung so schnell wie möglich zu starten. So wurde er letzte Woche Dienstag die 250 Kilometer nach Neustadt gefahren und Freitag auch bereits operiert. „Die Operation ist so weit gut verlaufen“, berichtet seine Besitzerin. Nun muss er aber noch mindestens zehn Wochen zur engmaschigen Nachbehandlung in der Klinik bleiben. Und wenn alles klappt, kommt er zum Jahresende zurück in die „Kleine Tinker Reitschule“. „Das wäre unser schönstes Weihnachtsgeschenk“, sagt Eva von Danwitz – und spricht damit ganz sicher auch für Jacks Reitschüler.

>>> Spenden via GoFundMe

GoFundMe ist eine 2010 gegründete Plattform, über die für unterschiedlichste Dinge in aller Welt Geld gesammelt werden kann.

Insgesamt wurden so nach GoFundMe-Angaben 13 Milliarden Euro Spenden gesammelt.

Die Spendenaktion für Jack ist unter www.gofundme.com/f/jack-braucht-dringend-eure-hilfe zu finden.