Velbert. Schlechte Nachrichten gibt es vor allem vom Weizen. Durch den Regen konnten die Landwirte nicht ernten. Warum Sonne in dieser Woche kaum hilft.
Michael Greshake seufzt. „Manchmal gewinnt man, manchmal verliert man“, sagt der Velberter Landwirt und blickt in Richtung Wuppertal, wo sich schon wieder tiefschwarze Wolken zusammenbrauen. „Da kommt gleich wieder einiges runter!“
Nein, besonders gute Laune hat Greshake dieser Tage nicht aus, aber er will auch nicht nur jammern – „wie wir Landwirte es ja gerüchteweise so gerne tun“, sagt er – und kann dann schon wieder etwas lachen. Das derzeitige Wetter – das sei halt „Berufsrisiko“ – dennoch: „Es geht einem schon auf den Keks!“
Mähdrescher und Traktoren sind zu schwer für den nassen Boden in Velbert
Statt auf seinen Feldern den Weizen zu dreschen, muss er abwarten – und auf besseres Wetter hoffen. „Im Moment kann man mit den schweren Fahrzeugen nicht auf die Felder – dann sähe das ganz schnell aus wie in Wacken.“ Das Gelände des Musikfestival in Schleswig-Holstein gleicht einer großen Schlammwüste, es musste ein Einlass-Stopp verhängt werden. Greshake: „Wenn ich jetzt auf die Felder fahren würde, würde ich mir die Bodenstruktur komplett kaputt machen.“
Wieder einmal ein Jahr der extremen Wetterbedingungen
Es sei – wieder einmal – ein Jahr der Extreme gewesen, so Greshake: Im Frühjahr viel, viel Regen – fast zwei Monate lang, dann sechs Wochen Sonnenschein und fast kein Niederschlag – und jetzt wieder Regen, Regen, Regen. „Mit großen Mengen in kürzester Zeit“, sagt der Chef von „Gut Hixholz“. Das Getreide sei früher reif als in anderen Jahren – so habe man die Gerste trocken und „mit passablen Erträgen“ eingefahren, beim Raps sei man so gerade noch mit einem blauen Auge davongekommen.
Beim Weizen ist für Landwirt Greshake klar: „Das gibt nichts mehr!“
Bauchschmerzen bereitet Greshake nun vor allem der Weizen. Der ist – wie ein Blick über die Felder zeigt – nicht mehr kräftig gelblich, sondern dunkel verfärbt. Drei bis fünf Tage schönes Wetter – das hätte schon gereicht – „aber es sollte nicht sein“, sagt der Velberter Landwirt: „So ist klar: Das gibt nichts mehr.“
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Bei der Qualität könne man nicht mehr viel retten. Wenn nächste Woche das Wetter wieder schöner werden sollte und die Landwirte dann mit der Ernte beginnen können, heiße es von Spaziergängern schnell: „Ach guck – hat ja doch noch gut mit der Ernte geklappt, was haben die denn?!“ Aber, betont Greshake: „Nur weil ein Mähdrescher auf dem Feld ist, ist nicht alles gut!“ Hat das Getreide nur noch Futtermittelqualität purzeln die Preise in den Keller – bei gleichzeitig höheren Kosten für den Landwirt durch die dann erforderliche Trocknung.
Kürzlich habe er Raps geerntet, erzählt Michael Greshake: „Das war ein Riesen-Aufwand, hat jede Menge Geld und Energie gekostet – das stand dann in keinem Verhältnis mehr.“ Aber was will man machen? Einfach stehenlassen, geht auch nicht.
Eine Versicherung gegen schlechtes Wetter gibt es für Landwirte nicht
So werden viele Landwirte in Velbert und im Kreis Mettmann dieses Jahr erhebliche finanzielle Einbußen haben. Denn mit einem weiteren Gerücht, das sich durchaus hartnäckig hält, räumt Greshake ebenfalls auf: „Eine Versicherung gegen schlechtes Wetter haben wir Landwirte nicht.“ Manche Kollegen hätten eine Hagelversicherung. „Aber nichts gegen viel Regen oder umgekehrt Hitze-Sommer“, so der Landwirt. Und: Natürlich haben auch die Versicherer bemerkt, dass das Klima immer extremer wird: Die Beiträge für solche Versicherungen sind darum in die Höhe geschnellt.
Der entspannte Nach-Ernte-Urlaub ist gestrichen
„Zumindest die Wälder und der Grundwasserspiegel freuen sich über das Wetter“, sagt Greshake, der als Vorsitzender der Ortsbauernschaft auch viel mit Kollegen spricht. Auch wenn alle um das Risiko wissen: „Wenn man sich ein ganzes Jahr geplagt hat, möchte man auch eine schöne Ernte einfahren – und dann entspannt in den Urlaub starten.“ Diesen Plan habe das Wetter so manchem Kollegen vermiest.