Velbert. An einer Langenberger Schule werden viele Entscheidungen ganz demokratisch im Parlament getroffen. Was für die Grundschüler wichtige Themen sind.
„Das Parlament an einen Tisch setzen bitte“, fordert Lehrerin Petra Schroeder die sechs noch ein wenig aufgewühlten Kinder auf, denn heute steht die erste Sitzung des Schülerparlaments der Max und Moritz Grundschule auf dem Stundenplan. In der siebten Stunde bei glühender Hitze gehen es alle doch ein wenig ruhiger an.
Fast wie im Stadtrat gibt es auch im Schülerparlament Kekse und Getränke für die gewählten Klassensprecherinnen und Klassensprecher. „Bei uns ist das immer so, dass wir es uns gemütlich machen“, erzählt Petra Schroeder lächelnd. Nachdem dann alle gestärkt und bereit für die Sitzung sind, geht es los.
Jede Klasse der Velberter Schule schickt Delegierte ins Parlament
Jede Klasse hat am Anfang des Schuljahres zwei Klassensprecher gewählt. Die sind automatisch bei den Sitzungen des Schülerparlaments der Grundschule dabei. Momentan sind sie nur zur sechst, die Klassensprecher der ersten Klassen kommen erst nach den Herbstferien dazu. „Die müssen erst einmal ankommen in der Schule“, erklärt die Lehrerin.
Das zweite Schuljahr in Folge
Das Konzept des Schülerparlaments läuft jetzt das zweite Schuljahr in Folge. „In der Schulentwicklung ist uns aufgefallen, dass die demokratische Entwicklung in der Schule immer wichtiger wird.“ Daraufhin hat Schroeder das Konzept ausgearbeitet und den anderen Lehrkräften vorgestellt. Seitdem treffen sich die Klassensprecher regelmäßig einmal im Monat und haben wöchentlich die Möglichkeit mit den Lehrkräften in Austausch zu kommen.
Einiges hat das Parlament schon bewirkt
Schnell fällt dabei auf, dass die Kinder deutlich pfiffiger und engagierter unterwegs sind, als der ein oder andere es ihnen auf den ersten Blick zugetraut hätte. So wurde beispielsweise im letzten Jahr die Neugestaltung der Außenanlagen mit durch das Schülerparlament angestoßen und umgesetzt. Aktuell sind die Toiletten an der Schule Thema. In einem Briefkasten im Flur haben Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit sich anonym zu äußern zu Problemen an der Schule. Regelmäßig zu den Sitzungen des Parlaments werden die Nachrichten gelesen und gemeinsam darüber gesprochen.
Was dringend geändert werden soll
Ein Schüler hatte sich darüber beschwert, dass er auf den Toiletten manchmal Angst hätte, weil diese zu dunkel seien. Als die Klassensprecher darüber gesprochen haben, ist ihnen aufgefallen: Das stimmt. Da muss also dringend was geändert werden, finden die Kinder. Im späteren Verlauf des Schuljahres wird das sicher noch einmal Thema sein, doch heute stehen erst einmal viel grundlegendere Sachen auf dem Plan.
Komplizierte Verhältnisse
Was ist das Schülerparlament? Und wie funktioniert das eigentlich alles? Die neunjährige Amelie war schon letztes Jahr als Klassensprecherin im Schülerparlament. Anhand von Karten und Figuren erklärt sie ihren Mitschülern, was ihre Aufgaben sind: „Wir haben Ideen, kaufen zum Beispiel auch neue Sachen wie Springseile und Bälle, wenn wir keine haben.“ Mit den kleinen unterschiedlich gefärbten Figuren, welche Klassenlehrer, Klassensprecher, Elternsprecher und Kinder darstellen sollen, wird den Kindern schnell klar, dass hinter jeder Klasse ein ganzes Team steht. Ganz schön kompliziert das alles zwischen Lehrerkonferenz, Elternpflegschaft und Schulkonferenz. Doch interessiert hören die Klassensprecher ihrer Mitschülerin bei ihrer Erklärung zu.
Wichtige Werteerziehung
Petra Schroeder ist sichtlich stolz darüber, wie wenig sie zu ergänzen hat. Wichtig ist ihr, dass die Schüler demokratische Mitwirkung erleben und dadurch nicht nur am Schulleben teilnehmen, sondern es auch aktiv gestalten können und darüber hinaus diese Erfahrungen auch aus dem Schulalltag mit in ihre Freizeit und ihr späteres Leben mitnehmen können. Petra Schroeder ist der Überzeugung: „Diese Werteerziehung ist für uns superwichtig an der Schule.“
>>>Im Schulgesetz
Im Nordrhein-westfälischen Schulgesetz ist die Erziehung im „Geist der Menschlichkeit, der Demokratie und der Freiheit“ vorgesehen. Daran hat sich auch Petra Schroeder bei der Erstellung des Konzepts für das Schülerparlament orientiert.
An den weiterführenden Schulen sind ebenfalls Schülervertretungen eingerichtet, die sich im Jugendparlament der Stadt Velbert sogar über die Schulen hinaus vernetzt haben.