Düsseldorf/Velbert. Nach 16 Jahren ist der Velberter Mordfall Claudia Knapp gelöst: Neueste Technik brachte die Ermittler auf die Spur des mutmaßlichen Täters.
Neueste Technik hat es möglich gemacht: Nach 16 Jahren steht der Fall „Claudia Knapp“ vor dem Abschluss. Wie bereits berichtet, hat die Polizei vergangene Woche einen 57-Jährigen festgenommen, der unter dringendem Tatverdacht steht. Details dazu haben die Ermittler nun bekannt gegeben.
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Bei dem mutmaßlichen Mörder der 2007 getöteten Velberter Stewardess handelt es sich um den heute 57-jährigen Sven K. An der Kleidung des Mordopfers sind DNA-Spuren des in Hessen lebenden Mannes gefunden worden, „die absolut tatrelevant sind“, erläutert der Leiter des zuständigen Kriminalkommissariats 11 der Düsseldorfer Polizei, Guido Adler. Über das mögliche Motiv des Mannes ist noch nichts bekannt.
Sven K. ist bereits 2007 in Velbert vernommen worden – als Zeuge
Das Interessante: Sven K. war bereits nach dem Mord als Zeuge vernommen worden, da er Kontakt zum Ex-Mann von Claudia Knapp gehabt hatte: Er kannte ihn flüchtig von seiner Arbeit, hat ab und an ein Bier mit ihm getrunken. „Damals wies aber nichts darauf hin, dass er für die Tat in Frage kommen könnte“, führt Guido Adler aus.
Auf die Spur gekommen sind die Ermittler dem Mann nun, weil seit wenigen Jahren ein neues Analyseverfahren alter Spuren technisch möglich ist. Den Hintergrund schildert Kriminaldirektor Colin Nierenz: „Seit den 1970er Jahren werden Opfer von Tötungsdelikten mit Folien abgeklebt.“
Neueste Technik im Einsatz
Heißt: Um Spuren zu sichern, kleben die Ermittler mehrere Hundert kleine Folien, an denen dann Fasern hängen bleiben – und eben auch Hautschuppen. Nur sei es bislang nicht möglich gewesen, diese Hautschuppen auch zu entdecken. Mittlerweile geht das mit einer speziellen Flüssigkeit.
Als die Ermittler sich im Frühjahr die Akte noch einmal vornehmen, stoßen sie schnell auf diese Folien und empfehlen eine Untersuchung der Proben: Die Ergebnisse werden anschließend in eine Datenbank eingespeist – und liefern einen Treffer.
Der Tatverdächtige saß bereits im Gefängnis
„Sven K., der im Wetterau-Kreis in Hessen lebt, war Mitte/Ende 2006 in finanzielle Schwierigkeiten geraten“, referiert Guido Adler. Er begeht daraufhin elf Überfälle auf Tankstellen, wird verhaftet und 2008 zu acht Jahren Gefängnis verurteilt. So landet seine DNA in der Datenbank. Jetzt also der Treffer, der ihn auch mit dem Mord an Claudia Knapp in Verbindung bringt.
Die Staatsanwaltschaft Wuppertal beantragte daraufhin einen Haftbefehl und die Erlaubnis, die Wohnung von Sven K. zu durchsuchen. Beides wird erteilt, der Zugriff erfolgt kurz darauf am hessischen Wohnort des Tatverdächtigen.
Ermittler schließen Zufall aus
Der sitzt seitdem in Untersuchungshaft und hat noch keine Aussage gemacht. Dennoch sind die Ermittler überzeugt, dass die Spuren ausreichend sind: „Wir können auch ausschließen, dass die DNA von K. zufällig auf der Kleidung von Claudia Knapp gelandet ist“, sagt Guido Adler. Das hätte passieren können, wenn sowohl K. als auch Claudia Knapp noch Kontakt zum Ex-Mann der Velberterin gehabt hätten.
„Aber“, so Guido Adler weiter, „wir können für die Zeit nach der Trennung der Knapps keinen Kontakt zwischen Claudia Knapp und ihrem Ex-Mann feststellen.“ Außerdem gehe er davon aus, dass die damals 47-Jährige ihre Kleidung auch regelmäßig gewaschen habe. „Zudem haben wir nicht nur unter einer Folie Hautschuppen des Tatverdächtigen gefunden.“
Warum soll Sven K. Claudia Knapp ermordet haben?
Was noch unklar ist: Warum soll Sven K. die Stewardess ermordet haben? „Das wird noch ermittelt“, sagt Guido Adler, „alles andere ist Spekulation“.
Interessant aber sind dabei zwei Dinge: Erstens hatte Sven K. offenbar keinerlei Beziehung zu Nordrhein-Westfalen und zweitens soll der Ex-Mann von Claudia Knapp nach der Trennung damit gedroht haben, seine ehemalige Frau umzubringen oder umbringen zu lassen. Das zumindest hatten Zeugen damals ausgesagt. „Natürlich prüfen wir das auch“, sagt Guido Adler. Ein Auftragsmord aus Geldnot ist also zumindest nicht ausgeschlossen.
Spur zum Ex-Mann wird ebenfalls geprüft
Der Ex-Mann der Velberterin hatte sich nur wenige Tage nach der Tat erschossen. Es gebe zwar einen Abschiedsbrief, sagt Guido Adler, Hinweise auf einen Zusammenhang mit dem Mord an Claudia Knapp seien darin aber nicht enthalten gewesen. „Er hat lediglich seine persönlichen Angelegenheiten geregelt.“
Nun wartet Sven K. in der U-Haft auf den Prozess. Sollte das Gericht die Beweise für ausreichend halten, droht dem 57-Jährigen eine lebenslange Haftstrafe.
>>>Ermittler sind erleichtert<<<
„Jeder geklärte Fall ist für alle Polizisten eine tolle Sache“, sagt der Leiter des KK 11, Guido Adler. „Wir fühlen uns als Polizei ja auch den Angehörigen der Opfer verpflichtet“, ergänzt Colin Nierenz.
Und der Düsseldorfer Kriminaldirektor fügt an: „Dieser Fall ist ein Paradebeispiel dafür, dass wir nicht locker lassen. Auch nicht nach Jahrzehnten.
Er stehe zu seinem Versprechen aus dem Mai dieses Jahres: Durch die Arbeit der Sonderermittler an den sogenannten Cold Cases „werden noch öfter die Handschellen klicken. So wie jetzt.“