Neviges. Die Mutter-Anna-Wallfahrt in Velbert-Neviges hat wieder so viele Besucher wie vor Corona angelockt. Dafür gibt es auch sehr schmackhafte Gründe.

Die Mutter-Anna-Wallfahrt der Schlesier in Velbert-Neviges ist nicht nur die letzte große Wallfahrt in der Saison, sie gehört auch zu den beliebtesten. Was vor allem an der „Kirmes“ liegt, dem Rahmenprogramm auf dem Parkplatz neben dem Kloster.

„Sträselkucha, dar wirkt Wunder!“ Heidi Müller kann ein Gedicht in schlesischer Mundart über den schlesischen Streuselkuchen aufsagen: „Jeder muffelt woas a koan!“ Die Bäckerin mit der mehr als hundertjährigen Familientradition hatte neben den Hefeklassiker den ebenso begehrten Mohnkuchen mitgebracht. „Da bleibt nichts zwischen den Zähnen hängen.“

Der Sauerteig für die Brote wurde 1920 angesetzt

Dazu hatte sie zahlreiche traditionell gebackene Brote aus dem Steinofen mitgebracht: „Den Sauerteig dafür setzte der Opa 1920 an und er pflegte ihn immer weiter. Als er in den Westen floh, nahm er ihn mit und verwendete ihn anschließend in seiner neuen Bäckerei in Schwelm.“

Der Teig für die Brote reift – wie damals – in Buchenholzwannen heran. Das dauert länger als bei industriell hergestellten Broten, aber so hat der Sauerteig die Möglichkeit, jene Mineralien aus dem Roggenmehl zu fermentieren, die einen gesundheitlichen Wert haben.“

Schlesische Spezialitäten begeistern Wallfahrtsteilnehmer in Velbert-Neviges

Natürlich durfte auch Musik bei der Mutter-Anna-Wallfahrt in Neviges nicht fehlen.
Natürlich durfte auch Musik bei der Mutter-Anna-Wallfahrt in Neviges nicht fehlen. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Legendär und begehrt sind nicht nur die Backwaren aus dem Land vom Ober- und Mittellauf der Oder, sondern auch die Würste von dort. Steven Golly stellte sie vor: „Warme Oppelner, Krakauer vom Grill und Krupniok, das ist eine Grützwurst mit Graupen.“ Dazu servierte der Metzger aus Dülmen Panschkraut: „Das sind gestampfte Kartoffeln mit Sauerkraut und Bauchspeck – typisch schlesisch“. Dazu war Bigos im Angebot: Der Krauteintopf mit Wurst und Fleisch ist das polnische Nationalgericht, über die Landesgrenzen beliebt und wurde auch von dem polnischen Restaurant in Neviges an die hungrigen Besucher der Mutter-Anna-Wallfahrt ausgegeben.

Mutter von Maria wird auf dem Annaberg und in Neviges verehrt

Die Wallfahrt findet seit 1995 immer am letzten Juli-Sonntag in Neviges statt. Die Mutter von Maria wird auf dem Annaberg in Oberschlesien verehrt – und eben auch in Neviges. Nieder- und Oberschlesier, die das Schicksal nach Nordrhein-Westfalen verschlagen hat, kamen zu dem Sankt-Anna-Hochamt in der Wallfahrtskirche zusammen, teilweise in den den traditionellen Trachten.

Abbé Thomas Diradourian betrachtete in seiner Predigt den Adler aus dem schlesischen Wappen, der den Blick von oben und eine Nähe zu Gott hat. Damian Spielvogel, der die Gesamtleitung hatte, war von der verständlichen Darstellung begeistert: „Wir hatten schon Bischöfe beim Hochamt, deren Ausführungen man nicht folgen konnte.“

Abbé Thomas Diradourian hielt die Predigt im Mariendom.
Abbé Thomas Diradourian hielt die Predigt im Mariendom. © Damian Spielvogel | Damian Spielvogel

Wieder so viele Besucher wie vor Corona

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Der Vorsitzende des Velberter Ortsverbandes der Landsmannschaft Schlesien, Ober- und Niederschlesien, freute sich, dass wieder so viele Besucher kamen wie vor Corona. „Im vergangenen Jahren waren die Menschen noch vorsichtig. 2020 fiel das Fest ganz aus, 2021 hätte es unter der Auflage stattfinden können, dass maximal 150 Menschen hätten teilnehmen können. Wen soll ich denn da einladen? Das ging gar nicht, deshalb fand die Mutter-Anna-Wallfahrt zwei Jahre hintereinander nicht statt“, blickt Damian Spielvogel, der auch als Bundesgeschäftsführer der Landsmannschaft Schlesien in Königswinter tätig ist, zurück.

Das Interesse der Enkelgeneration an Schlesien ist hoch

Cilly Landschwager aus der Geschäftsstelle bemerkt, dass bei der Enkelgeneration das Interesse an Schlesien steigt. „Wir kriegen schon mal Anrufe, da berichtet jemand von der Oma, die in irgendeiner Stadt gelebt hat und immer von einer bestimmten Metzgerei oder Bäckerei geschwärmt hat. Können Sie mir sagen, in welcher Straße die ist? Nein, das können wir leider nicht. Aber leckeren Kuchen und herzhafte Wurst gibt es hier und heute auch.“