Langenberg. Eva und Klaus Wittpoth aus Velbert-Langenberg feiern Diamanthochzeit. Was die DDR, die Kubakrise und ein verdorbener Magen damit zu tun haben.
Es gibt sicherlich romantischere erste gemeinsame Augenblicke als den, den Eveline – genannt Eva – und Klaus Wittpoth erlebt haben. Dennoch erinnern sie sich beide gern daran zurück.
Klaus, Anfang 20, hatte sich im Urlaub auf Sylt den Magen verdorben. Dementsprechend mitgenommen saß er am Frühstückstisch in seiner Pension. „Und am Nebentisch saß eine hübsche junge Frau, die mich hämisch grinsend angeschaut hat“, erzählt der inzwischen 82-Jährige lachend. „Sie dachte, ich hätte am Abend zuvor zu viel getrunken.“ Diese hübsche junge Frau, immerhin sechs Jahre älter als er, war Eva – und am Samstag feiern die beiden nun ihre Diamantene Hochzeit.
Velberterin flüchtete aus der DDR
Noch einen Schritt zurück: Dass Eva überhaupt auf Sylt sein konnte, hatte sie einem glücklichen Umstand zu verdanken. Anfang der 1960er Jahre studierte sie Medizin in Berlin. Ihre Wohnung lag im Ostteil der Stadt, die Uni im Westen.
Am Tag des Mauerbaus besucht sie ihre Mutter im Osten – und kommt nicht mehr zurück zur Uni. sie besorgt sich einen falschen Ausweis und will die DDR verlassen. Kurz vor ihrem Ziel trifft sie auf einen Volkspolizisten – „und wir kannten uns“, erinnert sie sich.
„Das war’s wohl, habe ich gedacht“, erzählt die Jubilarin. Trotzdem geht sie weiter – und das Unwahrscheinliche passiert: „Er schaut in meinen Pass, schaut mich an, wendet sich ab und sagt: Viel Glück.“
„Velbert-Langenberg ist sicherer als Hamburg“
Eva kommt über Umwege nach Hamburg, studiert dort zu Ende und macht ihr Examen. Auf Sylt trifft sie dann wenig später auf Klaus, es folgen mehrere Treffen, doch es dauert noch eine ganze Weile, bis aus den beiden wirklich ein Paar wird.
Dass der Langenberger es ernst meint und mehr will, als nur eine Urlaubsbekanntschaft zu sein, merkt Eva kurz darauf, als die Kuba-Krise die Welt in Atem hält. „Ich habe mir gedacht, dass sie in Hamburg viel gefährdeter wäre, wenn tatsächlich ein Krieg ausbricht, als in Langenberg“, blickt Klaus zurück.
Deshalb habe er Eva angerufen und ihr gesagt: „Wenn der erste Schuss fällt, kommst Du zu mir.“ – „Das fand ich schon gut“, erzählt Eva heute, ein verträumtes Lächeln huscht über ihr Gesicht. Doch es dauert noch ein wenig, bis sie in die Senderstadt zieht. Und es benötigte eine gewisse Dreistigkeit ihres zukünftigen Mannes.
Umzug nach Velbert-Langenberg und Hochzeit
„Eva war inzwischen Assistenzärztin in einem Krankenhaus in Eppendorf“, erzählt der, „hatte auch Langenberg schon besucht und es gefiel ihr hier.“ Er sei dann einfach zum Oberarzt im Langenberger Krankenhaus gegangen und habe gesagt: „Ich hätte da eine Assistenzärztin für sie.“ Der Plan ging auf und im Januar 1963 begann Eva ihre Arbeit in Langenberg.
Nur wenige Monate später machten die beiden dann Nägel mit Köpfen. Auf der Insel Norderney, in kleinem Rahmen, gaben sich Eva und Klaus das Ja-Wort. Zurück in der Heimat, nahm die Karriere von Eva eine andere Richtung als geplant.
Lehrerin in Velbert-Langenberg statt Ärztin in eigener Praxis
Zunächst noch als Ärztin angestellt, überlegte sie, eine eigene Praxis zu eröffnen. Aber mit Blick auf die wachsende Familie – inzwischen waren zwei Söhne hinzugekommen – verwarf sie den Plan, zu zeitintensiv wäre der Beruf geworden.
Stattdessen schulte sie im wahrsten Sinne des Wortes um und wurde Lehrerin am Gymnasium Langenberg. Mit ihrem Physikum durfte sie unterrichten, tat das auch, und zwar ganze 25 Jahre lang. Nebenbei sorgte sie dafür, dass es auch am Langenberger Gymnasium endlich Projektwochen geben durfte, wurde zwei Mal zur Vertrauenslehrerin gewählt und war in den 1970ern verantwortlich für alles rund um das Thema Drogenprophylaxe.
Über Bochum zurück an die alte Grundschule nach Velbert-Langenberg
Klaus wiederum war von Beginn an Lehrer. Zunächst in Bochum, „im sozialen Brennpunkt“, sagt er. Dort habe er das Leben „richtig kennengelernt.“ Dann ging es zurück in seine Geburtsstadt an die Wilhelm-Ophüls-Schule, später an die Hauptschule.
„Da habe ich auch hingewollt“, sagt er, „das war ja damals echte Konkurrenz zur Realschule, mit unglaublichen Ressourcen.“ Aber schließlich landete er doch wieder dort, wo seine Schullaufbahn einst als i-Dötzchen begonnen hatte: an der Grundschule Kuhstraße.
Große Feier mit Familie und Freunden
Dort blieb er bis zu seiner Pensionierung Schulleiter, prägte das Leben und rief Projekte ins Leben, die heutzutage fest zum Leben an der Grundschule dazugehören, war etwa an der Gründung des Kuhstall-Theaters maßgeblich beteiligt.
Jetzt freuen sich beide auf die Feier zum Ehejubiläum, das auch entsprechend groß gefeiert wird: Mit Kindern und Enkeln, Freunden, Verwandten und Weggefährten. Und danach? „Hoffen wir, dass wir noch ein paar Jährchen so zusammen bleiben. Das wäre schon nicht schlecht.“
>>>Sport und Garten<<<
Neben dem Beruf hatten Eva und Klaus Wittpoth genug Zeit für ihre Hobbys. Und ihre Hunde. Insgesamt sechs sind es bislang gewesen.
Eva Wittpoth hat in ihrer Freizeit viel gemalt (Seidenmalerei) oder Möbel für das gemeinsame Haus gebaut. Klaus wiederum war sportlich unterwegs, hat lange (höherklassig) Tischtennis gespielt.
Im Garten wiederum, erzählt Klaus Wittpoth, sei seine Frau federführend gewesen. Schmunzelnd fügt er an: „Ich habe lieber das Ergebnis genossen.“