Langenberg. Ein Schatten trifft auf die Erde und verändert alles. Welche Folgen das hat, beschreiben zwei Künstler aus Velbert-Langenberg in einem Hörspiel.

Ein kosmischer Schatten nähert sich rasend schnell der Erde und niemand weiß, was das Gebilde ist. So beginnt das Hörspiel „Weltschattentag – Ein utopisches Radiospiel“ des Kleinewelttheaters aus Langenberg. Dahinter stecken Martina und Thomas Hoeveler, die die etwa 15-minütige Produktion nun auf ihrem Youtubekanal veröffentlicht haben (hier geht es zum Video).

Nach dem vielleicht etwas lang geratenen Intro, einer Klangcollage die, wie sich später herausstellt, die hörbare Begleiterscheinung des Schattens darstellt, folgt ein Anriss weltweiter Radio-Nachrichtensendungen zu dem Ereignis.

Frequenzen mit Effekt

Diese Klangwolke, wie sie Thomas Hoeveler bezeichnet, besteht aus ganz bestimmten Frequenzen, die der Künstler bearbeitet und in seinem Sample zusammengefügt hat. „Wir haben tatsächlich etwas geforscht“, erzählt er, „und haben herausgefunden, dass es ganz bestimmte Frequenzen gibt, zehn Stück, die besondere Auswirkungen auf den Menschen und seinen Körper haben.“

Auch auf die Hörerinnen und Hörer soll sich der Klang auswirken, „allerdings braucht das auch eine Zeit, um sich voll zu entfalten.“ Und genau deshalb habe er das Intro auch genau in dieser Länge produziert.

Auf die Klangwolke und den Nachrichtenzusammenschnitt folgt eine Aneinanderreihung von Nachrichtensendungen, Reportagen und Interviews, die die Ankunft des Schattens und schließlich sein Auftreffen auf die Erde begleiten.

Ein kosmischer Schatten prallt auf die Erde

Ein kosmischer Schatten trifft auf die Erde und verändert alles: Darum geht es in dem Hörspiel, das das Kleinewelttheater von Martina und Thomas Hoeveler aus Velbert-Langenberg veröffentlicht hat.
Ein kosmischer Schatten trifft auf die Erde und verändert alles: Darum geht es in dem Hörspiel, das das Kleinewelttheater von Martina und Thomas Hoeveler aus Velbert-Langenberg veröffentlicht hat. © dpa | Arnulf Müller

Dieser erste Teil beschäftigt sich damit mit, wie die Menschen auf ein solch gewaltiges Ereignis reagieren – und die Spannweite ist groß. Sie reicht von Plünderungen über Massendemos bis hin zu esoterischen Willkommensritualen für den Schatten.

Im zweiten Teil dann beginnt der utopische Part: Einige Jahre nach dem Schattenereignis hat sich die Welt verändert: Es gibt keine Nationalstaaten mehr, die Kirchen und das Finanzsystem haben sich aufgelöst. Zum jährlichen Weltschattentag interviewt eine Radiomoderatorin verschiedene Experten. Die erläutern, wie sich die Veränderungen auf die Menschheit auswirken und mit welchen Hilfsangeboten denjenigen geholfen wird, die mit der neuen Realität noch nicht zurecht kommen.

Paradies oder versteckte Diktatur?

Diese neue Welt, so wie sie in dem Hörspiel geschildert wird, klingt zunächst wie das Paradies auf Erden: Die Wirtschaft steht nicht mehr unter Gewinndruck und arbeitet stattdessen für die Menschen. Energie wird ausschließlich regenerativ gewonnen, die Menschheit ernährt sich regional, selbst in Städten gibt es urbane Landwirtschaft. Massentierhaltung ist Geschichte, alles ist fantastisch und toll.

Doch hinter dieser Fassade der Glückseligkeit lauert etwas Dunkles, eine Gefahr, eine Bedrohung, die kaum wahrnehmbar ist: Individuelle Freiheit zählt nicht mehr, es gilt der Wunsch des Kollektivs. Wem diese neue Welt nicht gefällt, wer sich darin nicht zurecht findet, wird medizinisch-psychologisch auf den richtigen Weg geleitet.

„Nicht von außen gelenkt“

In der Welt nach dem Schattenereignis leben die Menschen von regenerativer Energie und nehmen wieder mehr Rücksicht auf Natur und Umwelt.
In der Welt nach dem Schattenereignis leben die Menschen von regenerativer Energie und nehmen wieder mehr Rücksicht auf Natur und Umwelt. © ZB | Patrick Pleul

So zumindest der Eindruck des WAZ-Redakteurs beim ersten Hören. „Vielleicht sind wir da nicht deutlich genug geworden“, erläutert Thomas Hoeveler diesen Punkt. „Klar: Wenn der Eindruck entsteht, dass da von außen etwas gelenkt wird, dann hat das wirklich etwas Düsteres an sich.“

Aber eigentlich gehe es um das genaue Gegenteil: „Die Begegnung mit dem Schatten hat dafür gesorgt, dass die Menschen aus sich heraus umdenken und anders handeln wollen“, sagt er. „Die Angebote der Experten sollen nur dabei unterstützen, nicht lenken.“

Utopie statt Dystopie

„In unserer Vorstellung ist diese außerirdische Energie etwas Gutes, welche die Harmonie im Weltall erhalten möchte“, erläutert er weiter. „Im Gegensatz zu den vielen dystopischen Filmen, in denen Außerirdisches immer als Feind angesehen wird. Nach dem Schattenereignis ist diese außerirdische Energie ja auch wieder weg und im All unterwegs auf der Suche nach neuen ,Heil-Aufgaben’.“

Dieses Hörspiel bietet also genug Stoff für eine Diskussion, eine Diskussion darüber, wie wir unsere Zukunft gestalten wollen. Und genau dazu lädt das Künstlerpaar unter anderem auf seinen Kanälen in den sozialen Medien ein. Spannend dürfte die entsprechende Live-Performance dazu werden. Die ist bereits in Planung. Wer das Künstlerpaar bei der Produktion unterstützen möchte, kann sich gerne direkt an die beiden wenden: www.kleinewelttheater.de.

>>> Utopie und Dystopie <<<

Utopische und dystopische Fiktion sind Genres spekulativer Fiktion, die soziale und politische Strukturen erforschen.

Utopische Fiktion porträtiert eine Umgebung, die mit dem Ethos des Autors übereinstimmt und verschiedene Attribute einer anderen, positiveren Realität aufweist.

Ein dystopischer Text ist ein Text, der einen schlechten Ort beschreibt. Eine Dystopie ist das Gegenteil der Utopie, die auf eine gute, schöne und friedfertige Zukunft verweist.

Der Deutschlandfunk strahlt „Weltschattentag“ im April in der Sendung „Kurzstrecke“ aus. Die wird immer am letzten Donnerstag im Monat – also hier am 27. April – um 22.03 Uhr gesendet. Anschließend ist das Hörspiel in der Mediathek des Senders abrufbar.