Velbert. 831 Grundstücke mit Altlasten oder Altlasten-Verdacht gibt es in Velbert – deutlich mehr als im Umkreis. Was Grundstücksbesitzer tun können.

Velbert ist die Altlasten-Hochburg im Kreis Mettmann. Das wurde im Kreis-Ausschuss für Klima-, Umwelt-, Landschafts- und Naturschutz bei der Vorstellung des Altlastenkatasters deutlich.

831 Altlasten und Altlasten-Verdachtsfälle listet das Kataster für die Stadt Velbert. Zum Vergleich: Das sind mehr Fälle als in Ratingen, Heiligenhaus, Wülfrath und Mettmann zusammen. Die Stadt mit den zweitmeisten Altlasten im Kreis Mettmann ist Hilden mit rund 300 Fällen, wozu auch Verdachtsfälle zählen.

Beim Blick auf eine interaktive Karte, die der Kreis Mettmann zur Verfügung stellt, wird deutlich: Die belasteten Flächen und Verdachtsflächen liegen über das gesamte Stadtgebiet verstreut. Große zusammenhängende Verdachtsflächen befinden sich beispielsweise im Bereich Siebeneickerstraße/Bahnstraße in Neviges, zwischen Deilbachtal und Nordrather Straße, große bestätigte Altlastenflächen gibt es an der Mettmanner Straße, Am Lindenkamp und Konrad-Zuse-Straße/Gießereistraße in Mitte oder an der Milchstraße und entlang der Neustraße in Tönisheide.

Altlastenfund am Domparkplatz in Velbert-Neviges

Prominentes Beispiel aus jüngster Zeit: Auf dem Domparkplatz in Neviges, der umgestaltet werden soll, müssen Bodenuntersuchungen durchgeführt werden. Nach Auskunft von Olaf Rakowski von den Technischen Betrieben Velbert (TBV) gibt es auch dort nämlich einen Altlastenfund. Auf dem Areal sei früher ein Teich bzw. Weiher gewesen, der nach dem Zweiten Weltkrieg verfüllt worden sei. Und zwar u. a. mit kontaminierten Trümmern des ehemaligen Nevigeser Stadtgaswerks, wie er erklärt.

Auch der Bereich des Domparkplatzes in Velbert-Neviges muss untersucht werden.
Auch der Bereich des Domparkplatzes in Velbert-Neviges muss untersucht werden. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Für die bestätigten Altlastenbereiche gibt es unterschiedliche Gefahrenbewertungen – von „keine Gefahr bei derzeitiger Nutzung“ bis hin zu „Altlast mit dauerhafter Beschränkung“.

Dass die Zahl der Altlasten und Verdachtsfälle in Velbert so hoch ist, überrascht nicht unbedingt, waren hier doch große Gießereien und metallbearbeitende Betriebe beheimatet, die zumindest teilweise Schadstoffe so entsorgt haben, wie es heute nicht mehr zulässig wäre.

Metallverarbeitende Firmen, aber auch ehemalige Tankstellen sorgen für Altlasten

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Auf WAZ-Anfrage teilt der Kreis Mettmann mit: „Von den 831 Altlasten und altlastenverdächtigen Flächen in Velbert sind 539 Flächen als altlastenverdächtige Flächen eingestuft. Bei diesen Flächen handelt es sich um Flächen, bei denen aufgrund der gewerblichen oder industriellen Vornutzung der Verdacht auf Beeinträchtigungen des Bodens und/oder des Grundwassers bestehen.“ Im Velberter Raum seien dies überwiegend Flächen, auf denen metallbearbeitende Firmen tätig waren. „Aber auch Tankstellengrundstücke, Galvaniken und chemische Reinigungsbetriebe sind verzeichnet“, sagt Kreis-Sprecherin Katharina Krause.

Diese altlastenverdächtigen Flächen werden durch die Untere Bodenschutzbehörde des Kreises Mettmann (UBB) untersucht, um ein möglicherweise vorhandenes Schadstoffpotenzial auf der Fläche zu ermitteln, erläutert Krause das Vorgehen.

Zu den Aufgaben von Diplom-Geologe Rolf Schneeweiß von der UBB gehört angesichts der bunten Geschichte der einzelnen Städte oft auch die Recherche – unter anderem in Stadtarchiven oder in Publikationen von Heimat- bzw. Geschichtsvereinen. „Das sind für uns hilfreiche Quellen“, sagt er, „oft gibt es alte Fotografien oder Bilder und dann können wir vergleichen.“

Kreis Mettmann saniert 13 Altlasten-Flächen in Velbert

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Im Jahr 2022 wurden in Velbert fünf altlastenverdächtige Flächen untersucht, so der Kreis. Diese befinden sich noch in der Bearbeitung durch die UBB. Zudem befanden sich im vergangenen Jahr 13 Flächen in der Sanierung. Hierbei handelt es sich ausschließlich um Grundwassersanierungen auf die Schadstoffgruppe der chlorierten Kohlenwasserstoffe. Diese Sanierungen sind sehr aufwendig und laufen bereits über viele Jahre.

Bei einer Fläche wurde mit den vorbereitenden Arbeiten zur Sanierung begonnen. Hier wird eine Oberflächenversiegelung auf einer ehemaligen Deponie errichtet. Die abschließende Ausführung ist für das Jahr 2023 vorgesehen.

>>> Wichtig für Grundstückeigentümer

Grundstückseigentümer können einen Antrag auf Altlastenauskunft beim Kreis stellen (Kostenpunkt – je nach Zeitaufwand – etwa 35 bis 70 Euro) oder auch – in Abstimmung mit der UBB – entsprechende Gutachten Auftrag geben.

Nach Auswertung der Untersuchungsergebnisse wird die Fläche neu bewertet und es wird entschieden, ob weitere Maßnahmen auf der Fläche durchgeführt werden müssen (weitere Untersuchungen zur Gefährdungsabschätzung, Sanierungsuntersuchungen oder Einleitung von Sanierungen).