Velbert. Im Kreis Mettmann gab es 2022 so viele Straftaten wie seit 2017 nicht mehr. Schockanrufe und WhatsApp-Betrug beschäftigen die Polizei derzeit.
Jeden Tag werden im Kreis Mettmann rund 79 Straftaten verübt. Das geht aus der Kriminalitätsstatistik hervor, die Landrat Thomas Hendele, Thomas Schulte, Abteilungsleiter Polizei, und die neue Direktionsleiterin Annette Henning nun für das Jahr 2022 vorgelegt haben.
Anders als für 2021, als die niedrigsten Fallzahlen seit Jahren präsentiert werden konnten, zeigt die Kurve nun wieder nach oben. Insgesamt wurden kreisweit 28.634 Fälle erfasst – im Jahr zuvor waren es noch rund 3000 weniger. Anders ausgedrückt: Alle 18 Minuten wird im Neanderland ein Mensch Opfer von Kriminalität.
Die Bandbreite reicht dabei vom Fahrraddiebstahl über Wohnungseinbrüche bis hin zu Raub und Körperverletzung. So schlimm jede einzelne Tat ist – besonders betrübt ist Thomas Hendele, der als Landrat auch Leiter der Kreispolizeibehörde ist, über die Betrugsdelikte zum Nachteil älterer Menschen. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 1942 solcher Taten registriert. In knapp 95 Prozent der Fälle waren die Täterinnen und Täter, die meist überregional agieren, zum Glück nicht erfolgreich.
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Haben die Täter jedoch Erfolg, geht es nicht selten um hohe Summen – oft um das gesamte Ersparte der betrogenen Seniorinnen und Senioren. „Im Durchschnitt werden 20.000 Euro erbeutet“, weiß Schulte. Insgesamt liege der Schaden im vergangenen Jahr bei 2,1 Millionen Euro.
Schockanrufe: Polizei im Kreis Mettmann setzt weiter auf Aufklärungsarbeit
Da die Täter hochprofessionell agieren und nur schwer zu fassen sind, setzt die Kreispolizei auf Aufklärungsarbeit bei Vorträgen, Messen und Informationsveranstaltungen – und auch die Generationen Kinder/Enkel werden eingebunden, ebenso die Banken, wo in der Vergangenheit manch ein Betrug in letzter Sekunde verhindert werden konnte, weil die dortigen Mitarbeiter immer sensibler mit dem Thema umgehen und bei hohen Bargeldauszahlungen auch schon mal nachhaken.
Kautionszahlungen gibt es in Deutschland nicht
Häufige Masche: Die Betrüger geben sich als Polizisten oder Staatsanwälte aus – und teilen mit, dass das Kind des Angerufenen einen tödlichen Unfall verursacht habe. Nun sei eine Kaution fällig, um eine Untersuchungshaft zu verhindern. „Solche Kautionszahlungen gibt es in Deutschland nicht“, stellt Landrat Thomas Hendele klar. „Und erst recht nicht in Form von Schmuck oder Bargeld, das in eine Zeitung eingewickelt auf der Straße übergeben werden muss.“
Hendele bittet darum, auch erfolglose Versuche immer der Polizei zu melden: „Nur so bekommen wir ein vollständiges Lagebild.“
Um die einzelnen Städte im Kreisgebiet mit ihren unterschiedlichen Einwohnerzahlen besser vergleichen zu können, wird in der Statistik die so genannte Kriminalitätshäufigkeitszahl (KHZ) berechnet. Hierfür werden die erfassten Taten jeweils auf 100.000 Einwohner umgerechnet. Kreisweit ist diese Zahl von 5304 auf 5911 gestiegen. In Velbert ist der Anstieg noch höher. Es gibt eine Steigerung von 5002 auf 5917. Landesweit liegt die KHZ bei 7624. „Wir leben im Kreis also nach wie vor sicher“, so Hendele.
Mettmann ist die sicherste Stadt im Kreisgebiet
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Am höchsten ist die Kriminalitätshäufigkeitszahl in Monheim, es folgen Hilden und Langenfeld, am wenigsten Straftaten ereignen sich in Wülfrath, Heiligenhaus und Mettmann – letztere konnte den Titel „sicherste Stadt im Kreis“ verteidigen.
In absoluten Zahlen: 4828 Straftaten hat die Polizei in Velbert im vergangenen Jahr aufgenommen – knapp 750 mehr als im Jahr zuvor – ein Plus von 18,3 %. Keine Zahlen, die die Beamten in der Kreispolizeibehörde glücklich machen – auch wenn dort wohl die meisten geahnt haben, dass die Zahlen nach Wegfall vieler Corona-Beschränkungen wieder ansteigen werden.
Massive Zunahme bei Körperverletzungs-Delikten in Velbert
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Einige Zahlen stechen ins Auge: So ist in Velbert die Zahl der Körperverletzungs-Delikte sprunghaft angestiegen – von 454 auf 650, darunter auch viele Fälle von gefährlicher, schwerer Körperverletzung. Einen Grund hierfür können Schulte und Henning bei der Vorstellung der Zahlen aus dem Stegreif nicht liefern. Das einzig Positive: Die Aufklärungsquote ist mit rund 90 Prozent hier sehr hoch.
Wieder mehr Wohnungseinbrüche in Velbert – aber weniger als vor einigen Jahren
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Die Zahl der Wohnungseinbrüche ist von 52 auf 65 gestiegen – im Vergleich zu anderen Städten ein nicht auffälliger Anstieg, den die Polizei auch damit erklärt, dass wieder weniger im Homeoffice gearbeitet wird und somit mehr Wohnungen als in der Hochphase der Corona-Pandemie tagsüber leer stehen.
Insgesamt, das betont die Kreispolizei, sei die Zahl der Wohnungseinbrüche langfristig aber auf einem deutlich niedrigeren Niveau als noch vor einigen Jahren. Höhepunkt der Einbruchswelle war 2015: Damals registrierte die Polizei kreisweit 738 Versuche und 961 vollendete Einbrüche, 2022 waren es 280 Versuche und 260 vollendete Taten. Das ist immer noch der zweitniedrigste Wert im Zehn-Jahres-Vergleich. „Wobei natürlich jede Tat eine zu viel ist“, sagt Hendele.
>>> Gewalt gegen Polizisten und Rettungskräfte im Kreis Mettmann
Ein Thema beschäftigte die Beamtinnen und Beamten der Kreispolizei immer häufiger: Gewalt gegen sie selbst, gegen Rettungskräfte und Amtsträger.
Hier sei ein deutlicher Anstieg von rund 26 % im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen. „Das stimmt uns sehr nachdenklich“, sagt Polizei-Chef Thomas Schulte.