Neviges/Kreis Mettmann. Ulrich Löhe, Pressesprecher und „Gesicht der Kreispolizei“, geht in Pension. In Velbert-Neviges bleibt der 62-Jährige als NTV-Pressewart aktiv.

Es sei schon ein komisches Gefühl gewesen, als er sein Büro in Mettmann habe räumen und – so wie jeder seiner Kollegen und Kolleginnen in der gleichen Situation – alles habe abgeben müssen und als von seinem Dienstausweis eine Ecke abgeschnitten worden sei. Das berichtet Ulrich Löhe, der just zu diesem Monatswechsel in den Ruhestand geht. Der 62-jährige Nevigeser war viereinhalb Jahrzehnte lang bei der Polizei NRW, davon knapp 30 Jahre Pressesprecher der Kreispolizeibehörde Mettmann. Mit seiner Biographie ist der langjährige Chef der Polizeipressestelle landesweit der dienstälteste seiner Art. An die nachrückenden jungen Polizisten adressiert sagt der Hauptkommissar: „Wer diesen Beruf ergreift, muss ihn als Berufung verstehen und nicht als bloßen Job.“ Und ein bisschen bleibt Löhe bei seinen Leisten: Er macht in Velbert-Neviges als ehrenamtlicher Pressewart des Nevigeser Turnvereins 1862 weiter.

Nevigeser war Gesicht der Kreispolizei

Zu Wochenbeginn musste Ulrich Löhe sein Büro in Mettmann auf- und ausräumen.
Zu Wochenbeginn musste Ulrich Löhe sein Büro in Mettmann auf- und ausräumen. © Ralf Becker | KPB Mettmann

„Ulrich Löhe war so etwas wie das Gesicht der Kreispolizeibehörde Mettmann. Er hat durch seine hervorragende Presse- und Öffentlichkeitsarbeit ein ehrliches und positives Bild der Polizei aufgebaut, dieses besonders geprägt und sicherlich großen Anteil daran, dass die Menschen im Kreis ihrer Polizei vertrauen“, führte Kreisdirektor Philipp Gilbert bei der offiziellen Verabschiedung aus. Dazu der Leitende Polizeidirektor Thomas Schulte: „Die Pressearbeit war nicht nur professionell und direkt, sondern auch menschlich. Diese Mischung war ein echtes Erfolgsrezept.“

Dienstleister und Vermittler

Er habe sich als Dienstleister und Vermittler verstanden und lebenslang am Ruf und Image der Polizei gearbeitet, sagt Löhe. Erfolg lasse sich nicht messen, doch es sei Tatsache, dass in den 30 Jahren „nie mediale Konflikte und Angriffe gelaufen sind“. Wenn er bei einem Einsatz bzw. Vorfall hinzugerufen worden sei, sei er losgefahren und eigentlich immer nah dran gewesen, so Heinrich Ulrich Löhe weiter. Sein Opa Heinrich war übrigens einst Bürgermeister von Neviges.

Im Fall Kassandra zu nah dran

Eine Szene vom Oktober 2009: Nach der brutalen Straftat gegen die kleine Kassandra verteilt Ulrich Löhe – die Kameraleute immer dabei – in Velbert-Neviges Flugblätter.
Eine Szene vom Oktober 2009: Nach der brutalen Straftat gegen die kleine Kassandra verteilt Ulrich Löhe – die Kameraleute immer dabei – in Velbert-Neviges Flugblätter. © WAZ FotoPool | KREIMEIER, Detlev

In einem Fall „allerdings zu nah“. Das sagt er nachdenklich, wenn er an den Fall Kassandra – „Das hat sehr bewegt“ – denkt. Als auswärtige Medien-Vertreter in 2009 spitz bekommen hätten, dass er im selben Stadtbezirk wohne und lebe, im NTV aktiv sei, da sei er immer wieder als Nevigeser angesprochen worden und eben nicht in seiner offiziellen Funktion. Noch längst nicht aus dem Kopf hat er auch den Mord an Claudia Knapp aus 2007, „bis heute nicht restlos aufgeklärt“. Unvergessen ist der damalige Massen-Gen-Test von Männern.

Der letzte Funkspruch bleibt unvergessen

Das ist der Sitz der Kreispolizeibehörde Mettmann (rechts). Die Adresse lautet Adalbert-Bach-Platz – und das aus gutem Grund.
Das ist der Sitz der Kreispolizeibehörde Mettmann (rechts). Die Adresse lautet Adalbert-Bach-Platz – und das aus gutem Grund. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Ganz besonders nah gegangen sind ihm – und tun es heute noch – die tödlichen Schüsse auf den Kollegen Adalbert Bach. Ulrich Löhe hat seinen letzten Funkspruch am 10. Januar 1993 in der Leitstelle selbst entgegengenommen. „Wir kannten uns aus der gemeinsamen Dienstzeit in der Wache Mettmann, hatten das gleiche Alter, beide Kinder …“ Das alles seien natürlich Erinnerungen und Erfahrungen, die nicht in Vergessenheit geraten würden: „Die hängt man nicht einfach mit der Dienstuniform an den Haken und sagt ,Auf Wiedersehen’.“

Mit 16 Ausbildung begonnen

Abschließend noch die Vita im Zeitraffer: Mit 16 fing Ulrich Löhe seine Ausbildung bei der Polizei an, kam als junger Polizeihauptwachtmeister ins Neanderland und trat seinen Dienst bei der damaligen Polizeistation in Mettmann an. Er war Streifenbeamter in Mettmann und Wülfrath, wurde später zudem als Kradfahrer eingesetzt. 1984 qualifizierte sich Löhe für den gehobenen Polizeivollzugsdienst, kehrte nach Ausbildung und Studium in Essen und Wuppertal 1987 als Kommissar zurück. Sodann Dienstgruppenleiter und 1990 Wechsel in den Führungsstab der Kreispolizei. Weil damals „Radio Neandertal“ auf Sendung ging, private TV-Sender aufkamen und die Polizei vermehrt Medienanfragen erhielt, übernahm Löhe nebenbei die Aufgaben eines Polizeipressesprechers. Sukzessive wurde dann aus dem Neben- schnell ein Hauptamt.

Standorte im gesamten Neanderland

Die Kreispolizeibehörde (KPB) Mettmann besteht aus vier Direktionen, einem zentralen Leitungsstab in Mettmann und Wachstandorten in allen zehn kreisangehörigen Städten. Die Behörde hat insgesamt rund 800 Mitarbeitende, sowohl Beamte als auch Angestellte.

Die polizeiliche Leitung hat der Abteilungsleiter Polizei, Thomas Schulte. Behördenleiter ist Landrat Thomas Hendele.

Die Polizeipressestelle mit ihrem fünfköpfigen Team ist als Dienststelle direkt dem Landrat zugeordnet. Löhes Nachfolger als Leiter ist Daniel Uebber, der schon seit vier Jahren in der Pressestelle arbeitet.