Velbert. Die Beleuchtung des Panorama-Radwegs auf Velberter Stadtgebiet ist nach wie vor Thema. Das bedeutet eine Millionen-Investition und Betriebskosten
Vor mehr als einem Jahrzehnt wurde er eröffnet und geriet danach ziemlich schnell zu einer wahren Erfolgsgeschichte: Der Panorama-Radweg Niederbergbahn mit seinen vergleichsweise moderaten Steigungen zieht nicht nur Radfahrer an, sondern ebenso Spaziergänger, Inline-Skater, Wanderer, Jogger, Langstrecken-Läufer und Kinderwagen schiebende Eltern. Geht es nach dem Willen zumindest einiger Kommunalpolitiker, so wird das Teilstück auf Velberter Stadtgebiet über Nacht künftig beleuchtet. Im aktuellen, noch Ende 2021 beschlossenen Wirtschaftsplan der Technischen Betriebe Velbert (TBV) sind für diese Maßnahme rund 1,7 Millionen Euro angesetzt.
Zwei kürzere Abschnitte in Velbert haben schon Licht
Mittlerweile liegt die Kostenschätzung infolge der Preissteigerung in den letzten anderthalb Jahren allerdings schon deutlich höher, nämlich bei 2,4 Millionen Euro. In der TBV-Verwaltungsratssitzung im Dezember soll die endgültige Entscheidung über die Maßnahme getroffen werden. Nach Auskunft von Arnd Sulimma geht es um gut acht der insgesamt neun Kilometer langen Trasse vor Ort. Im Bereich Bahnhof-/Metallstraße im Stadtbezirk Mitte seien ca. 500 Meter bereits beleuchtet, erklärte der TBV-Sachgebietsleiter fürs Verkehrswesen auf WAZ-Anfrage; ähnlich sei die Situation in Tönisheide, wo der Radweg über ca. 400 Meter entlang der Neustraße und an Schulte-Schlagbaum vorbei geführt werde.
Für gute Rahmenbedingungen sorgen
Auslöser der Überlegungen war ein Vorstoß der CDU-Fraktion vom Spätsommer 2020 im TBV-Verwaltungsrat. Sie beantragte dort die Beleuchtung des Panoramaradwegs (sowie durchgängige Bestückung mit Mülleimern). „Unser Ziel ist es, auch in der anspruchsvollen Topographie des Niederbergischen Raumes den Radverkehrsanteil zu erhöhen“, hieß es. „Das ist nur durch gute Rahmenbedingungen und entsprechende Voraussetzungen für Radfahrer zu erzielen, dazu zählt die Nutzung der Radtrasse in den Abendstunden ebenso wie in der dunkleren Jahreszeit. Eine Beleuchtung des Radweges ist daher unbedingt erforderlich.“ Es gehe seiner Fraktion nicht um eine kurzfristige Umsetzung, ergänzte ein Sprecher, sondern um eine Aufnahme in den nächsten Wirtschaftsplan.
Jährlich 20.000 Euro Betriebskosten
Erforderlich wären dafür Arnd Sulimma zufolge bei einem Mastabstand von 40 Metern insgesamt 200 Leuchten, die zu den bereits 8600 existierenden „Lichtpunkten“ im Stadtgebiet hinzukämen. „Das Invest haben die TBV zu tragen“, erläutert er die Aufgabenverteilung, „Planung, Umsetzung und Betrieb sind Sache der Stadtwerke Velbert. Eben so wie auch bei den Straßenlaternen.“ Bei den Betriebskosten gehe man zurzeit von 20.000 Euro pro Jahr aus. Die Stadtwerke wollten einen externen Fachplaner hinzuziehen.
Blockweise an und wieder aus
Die Lampen am Panorama-Radweg sollen übrigens nicht während der gesamten Nacht angeschaltet sein; vielmehr soll ca. jede fünfte mit einer Sensorik ausgestattet werden, so dass jeweils nur ein Block mit mehreren Lampen an- und kurz darauf wieder abgeschaltet wird, wenn sich dort z. B. ein Radler nähert und den jeweiligen Abschnitt passiert. Zum Einsatz kämen „selbstverständlich LED-Technik und eine insektenfreundliche Lichtfarbe“.
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Man habe im Vorfeld verschiedene Fragestellungen untersucht, berichtet der Sachgebietsleiter weiter. U. a. sei es dabei um die Änderung des Bundesnaturschutzgesetzes im Hinblick auf Beleuchtung im Außenbereich gegangen. Hierzu liege eine positive Stellungnahme des Planungsamtes vor.
Stromzuführung und Ausleuchtung nicht immer einfach
„Die Beschaffung der Lampen wäre kein Problem“, meint der Fachmann. Eine komplexere Aufgabe sei hingegen das Verlegen der erforderlichen Stromleitung entlang des Radwegs, „das ist nicht so einfach wie an einer Straße“. Herausfordernd sei dabei besonders die Ausleuchtung auf Brückenbauwerken, etwa auf der Saubrücke oder dem Brückenzug Friedrich-Ebert-/Friedrichstraße. „Dabei geht’s um die Montage, die Stromzuführung und um die Blendwirkung auf die darunter gelegenen Straßen und Gehwege.“ Außerdem müssten in beiden genannten Fällen Belange des Denkmalschutzes berücksichtigt werden.
Kommentar von Klaus Kahle: Beleuchtung umrüsten statt aufzurüsten
„Nice to have – schön zu haben“ werden Sachen genannt, die nicht wirklich erforderlich sind. Aber es wäre halt nett, sie doch zu haben. Die lückenlose Beleuchtung des Panorama-Radwegs ist nicht mehr als ein bloßes „nice to have“. Nicht unbedingt nötig, bei Lichte betrachtet sogar überflüssig und absolut fehl am Platze in Zeiten wie diesen, in denen die Bundesregierung in recht rigidem Ton Maßnahmen zur Sicherung der Energieversorgung verordnet. In denen z. B. in Velbert die Weihnachtsbäumchen in der Adventszeit täglich nur ein paar Stunden strahlen dürfen. Doch völlig losgelöst von der aktuellen Lage sollte man – wenn schon, denn schon – vor Ort lieber ins forcierte Umrüsten der Straßenbeleuchtung investieren, statt mit weiteren Lampen aufzurüsten. Der TBV-Verwaltungsrat sollte das Projekt zurückpfeifen, solange es noch geht.