Velbert. Die Friedrichstraße war der Grund, dass sich das Dorf Velbert in die Länge ausdehnte. Lokalhistoriker Elmar Zielke hat darüber eine Doku gemacht.

Hier ist aber mal so richtig Leben drin: In den Häusern längs der Friedrichstraße finden sich hüben wie drüben jede Menge Bäcker, Metzger und Textilhändler, außerdem fünf Hotels und darüber hinaus zig Kneipen. Das ist – zugegeben – schon etwas länger her, wird jetzt aber in Elmar Zielkes neuer, nunmehr dritter Doku noch einmal höchstlebendig und präsent. Nach seinem Erstling über den Alt-Bergbau vor Ort von 2018 und seiner folgenden Arbeit über die Niederbergbahn aus 2019 hat sich der Velberter „rund eineinhalb Jahre“ mit Velberts erster Hauptstraße beschäftigt und den Dokumentarfilm „Von Essen nach Solingen – Die Geschichte der Friedrichstraße“ mit einer Videokamera gedreht. Das Ergebnis gibt’s in Kürze auf YouTube.

Toller Fund im Velberter Stadtarchiv

Die alte Bürgermeisterei in Höhe der Schloßstraße spielt natürlich ebenfalls eine Rolle. Viele Bürger stoßen sich an dem beklagenswerten Zustand dieses leerstehenden Gebäudes.
Die alte Bürgermeisterei in Höhe der Schloßstraße spielt natürlich ebenfalls eine Rolle. Viele Bürger stoßen sich an dem beklagenswerten Zustand dieses leerstehenden Gebäudes. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Hauptauslöser für die neue Doku war ein Fund im Stadtarchiv, „wo ich mich ja immer tummle“, so der Lokalhistoriker (45), der bei der Stadt Velbert angestellt ist. Aktuell im Einsatz beim Kommunalen Ordnungsdienst. Ein Karton war’s, „mit Großformat-Glasnegativen, locker an die 40 Stück und vorwiegend von der Friedrichstraße“. Die hat Zielke sich vorgeknöpft, hat sie digital restauriert und zum Teil „zwei Tage Arbeit pro Bild investiert“.

Kaum Qualitätseinbußen

Elmar Zielke engagiert sich als Lokalhistoriker und ist auch Mitglied in der hiesigen Abteilung des Bergischen Geschichtsvereins.
Elmar Zielke engagiert sich als Lokalhistoriker und ist auch Mitglied in der hiesigen Abteilung des Bergischen Geschichtsvereins. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Die Qualität dieser sehr alten Aufnahmen war anschließend dermaßen gut, dass teils große Zooms auf Details ohne großen Qualitätsverlust möglich waren. „Um die Bilder teilweise etwas lebendiger zu gestalten, wurde per Greenscreen der Moderator in die Bilder geschnitten, um diese zu erklären.“ Die Doku habe er „mehr oder weniger komplett alleine produziert“.

Das Dorf Velbert in die Länge durchzogen

„Der Anblick der Straße – zunächst Essen-Solinger-Straße und erst später nach Kaiser Friedrich benannt – von vor 100 Jahren hat mich so beeindruckt, dass ich echt fasziniert war und recherchiert habe, was es alles über sie gibt.“ In Zielkes „Velbert Wiki“ heißt es: „Da diese Straße einst eine bedeutende Durchgangsstraße war, ist sie der Grund, warum sich die Stadt bzw. das Dorf Velbert stark in die Länge ausdehnte.“

Angriffe auf jüdische Kaufleute

Fast genau dort, wo sich mal der „Mohnser Hof“ bzw. die alte „Städt. Herberge“ befand, steht heute die Commerzbank Velbert. Auf dieser Schieferwand ist die Ansicht des historischen Häuschens zu sehen, das einst zum Altstadtkern gehörte.
Fast genau dort, wo sich mal der „Mohnser Hof“ bzw. die alte „Städt. Herberge“ befand, steht heute die Commerzbank Velbert. Auf dieser Schieferwand ist die Ansicht des historischen Häuschens zu sehen, das einst zum Altstadtkern gehörte. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Der Film, bei dem die historischen Fotos ob des Zoomens und der wechselnden Motive eigentlich so überhaupt nicht statisch wirken, zeigt nicht nur einschließlich der finsteren Jahre der NS-Zeit mit den Angriffen auf jüdische Geschäftsinhaber die Entwicklung der Stadt von 1800 bis 2022 und natürlich der Straße an sich. Es werden auch Geschichten bekannter Ladenlokale wie Kaufhaus Klute, Hugo Elias oder Saalmann ausführlicher erzählt. Gast ist der gebürtige Velberter Friedhelm Kopshoff, der an vielen Stellen kommentiert.

Den Stadtkern entrümpelt

Ein elfminütiger Block ist zum Teil in bewegten Bildern dem längst abgerissenen Altstadtkern, dem Milchstraßen-Viertel, gewidmet. Dafür wurden neben Fotos auch sehr seltene alte Filmrollen im Acht- und 16-Millimeter-Format von 1914 bis 1965 neu digitalisiert und aufwändig nachbearbeitet. Für Elmar Zielke ist die durchgezogene „Entrümpelung des Stadtkerns“, wie man die Maßnahme in den 1960er Jahren titulierte, nach wie vor „einer der Anfangsskandale dieser Stadt und eine der größten Sünden“. Überhaupt hat man im Laufe der Jahrzehnte so Einiges abgerissen. Viele historische Bauwerke sind in der Doku zu sehen: Zielke zufolge beispielsweise „Im untersten Orth“, „Das große Haus“, „Aufm Mürgen“, „Op de Beek“, „Im Stern“ oder auch die „Bürgermeistervilla“.

Lokführer sind jetzt Nachtwächter

Als bereits bekannte Gesichter sind Jan Müller und Steffen Schulz mit von der Partie, die in „Abgehängt – Die Geschichte der Niederbergbahn“ betrunkene Lokführer gespielt und ein Zugunglück an der Saubrücke verursacht haben. Jetzt sind sie in einem humorigen Kurzfilm als Nachtwächter zu sehen, die mitten in der Nacht aus einer Velberter Kneipe fliegen. Das Script hat Frank Jannusch geschrieben, der dafür auch die Kulissen gebaut und Regie geführt hat. Die beiden Helden kehren schnurstracks in die nächste Kneipe ein, statt ihre Pflicht zu erfüllen und Öllaternen anzuzünden. Das Unheil nimmt seinen Lauf. Wie, das wird hier aber natürlich nicht verraten.

Technische Details: Länge 98 Minuten, 4 K UltraHD, Farbe, Stereo.

>>>Doku erscheint im Dezember in zwei Teilen auf YouTube

Wegen seiner langen Laufzeit wurde erst nach Fertigstellung beschlossen, den Film als Zweiteiler zu veröffentlichen. Beide erscheinen auf YouTube. Der erste Teil kommt am 1. und der zweite am 8. Dezember. Als DVD-Version gibt’s die Doku am Stück.

Elmar Zielke betreibt auch eine Facebook-Seite „Velbert in Bildern“. Dort werden die Links – es gibt sie bisher noch nicht – zum Film auf Youtube veröffentlicht (https://www.facebook.com/stadtvelbert).

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