Velbert/Kreis Mettmann. Im Team der „Rainbow Stars Soccer“ spielen behinderte und nicht behinderte Sportler Fußball. Ihr großer Traum: die Special Olympics World Games.
Freitagnachmittag auf dem Velberter Sportplatz Am Berg: Auf den ersten Blick sieht hier oben an der Poststraße alles absolut unspektakulär und eigentlich völlig normal aus. Hier kicken und trainieren Fußballer. Alle sind bei der Sache, die Stimmung ist locker und prima. Soweit nichts Ungewöhnliches, oder? Und doch ist daran etwas Besonderes. Denn hier trainiert um diese Zeit immer der „harte Kern“ der „Rainbow Stars Soccer“. Das sind 16 Spielerinnen und Spieler mit Handicap von der offiziellen inklusiven Fußballmannschaft der Lebenshilfe Kreisvereinigung Mettmann und der SSVg Velbert 02. Und die läuft sich für die „Special Olympics World Games“ im nächsten Jahr in Berlin warm.
SSVg Velbert 02 steuert Spieler hinzu
„Hier herrscht grundsätzlich große Begeisterung. Nie kommt jemand mit schlechter Laune“, schildert Eric Glindemann seine Erfahrungen. Er ist seit dreieinhalb Jahren Trainer und hat gemeinsam mit Co-Trainer Max Clashaus als FSJler bei der Lebenshilfe „diese Welt und vor allem diese tollen Menschen“ kennengelernt. Initiator und Team-Manager ist sein Vater Lars Glindemann, auf dessen Konto auch der Name der Soccer geht: „Wir stehen doch alle unterm Regenbogen.“ Die Lebenshilfe habe vor gut zehn Jahren gefragt, ob er und die SSVg die Vereinigung zu ihrem 50-jährigen Bestehen unterstützen könnten. Das war 2013. Die Antwort des zweiten SSVg-Vorsitzenden und -Hauptgeschäftsführers fiel denkbar knapp aus: „Ich kann nur Fußball.“ Das war der Anfang.
Vorher in der Freizeit Fußball gespielt
Der integrative bzw. inklusive Gedanke wird seither besonders konsequent gelebt, da die „Rainbow Stars“ „unified“ sind. Also gemischt zusammengesetzt aus behinderten und nicht behinderten Sportlern. Die SSVg steuert nämlich eigene Leute hinzu, vorzugsweise aus der zweiten Mannschaft und der Jugend, so dass der gesamte Kader 25 Köpfe zählt.
Der große Traum des Teams
Der eingangs bereits erwähnte harte Kern hat seine Wurzeln im Fußballspielen in der Freizeit, oft im Umfeld von Behinderten-Werkstätten bzw. -Einrichtungen in Velbert und der näheren Umgebung. Etwa im Bereich Am Thekbusch in der oberen Flandersbach. Falk Leon Tiedtke arbeitet dort seit sechs Jahren in der WFB-Werkstatt des Kreises Mettmann am Flandersbacher Weg und gehört schon fast genau so lang zu den „Rainbow Stars“. „Meistens in der Abwehr, aber ab und zu auch im Sturm“, erzählt der 27-Jährige. Berlin, Juni 2023, hat er fest im Blick. „Ein tolles Ziel. Das ist unser großer Traum.“ Die kath. Kirchengemeinde St. Michael und Paulus unterstützt aktuell den Weg des Teams nach Berlin mit einer großangelegten Kronkorken-Sammelaktion.
Nicht nur die bloße Platzierung zählt
Wer nächstes Jahr teilnimmt, entscheidet letztlich ein Komitee. „Das schaut aber nicht nur nach Platzierungen bei Turnieren“, erläutert Max Clashaus, „sondern auch, wie sich die Mannschaft auf und neben dem Platz verhält.“ Da könnte z. B. auch das Miteinander bei dem Fernsehabend für Aktive, Eltern, Familienangehörige, Fans und Freunde in der Gaststätte der IMS-Arena punkten, bei dem sich alle zusammen die Erstausstrahlung von „Weil wir Champions sind“ mit Wotan Wilke Möhring – und einigen Spielern der „Rainbow Stars Soccer“ als Komparsen – angeschaut haben. Macht so etwas ein bisschen stolz? „Und wie“, strahlt Falk Leon Tiedtke, „das ist ein tolles Gefühl, sich selbst im Fernsehen zu sehen.“ Seine Mutter Iris ist so gut wie immer dabei. Ihre Devise: „Alles für die Mannschaft.“
Ganz schön viel unterwegs
Lebenshilfe und SSVg haben sich 2018 dem Special Olympics-Verband angeschlossen; kurz darauf haben die Soccer bei den Special Olympics Landesspielen in Hamm ihr erstes Turnier gespielt und den ersten Platz von acht Teams gemacht. Im Sommer sind sie bei den nationalen Special Olympics in Berlin sechster von 22 geworden, haben damit „ein Ausrufezeichen“ gesetzt. Nach den Landesspielen in Bonn vom September – vierter in ihrer Gruppe – steht als nächstes im Dezember der internationale Special Olympics Christmas-Cup in Brüssel auf dem Programm.
Unified-Turnier in Velbert geplant
Grundsätzlich verfolge man einen konsequent integrativen Gedanken, sagt Lars Glindemann, „und treten wir deshalb eigentlich am liebsten in der Disziplin Unified an.“ Doch dazu gebe es leider nicht oft die Gelegenheit. „Wir setzen uns jetzt mit Vertretern von Special Olympics Deutschland zusammen und planen hier in Velbert für 2023 ein Turnier“, kündigt Eric Glindemann an. „Und zwar als Unified-Turnier, eventuell sogar bundesweit.“
Jordaniens Honorarkonsul unterstützt das „Host Town“-Komitee
Lars Glindemann ist nicht nur als Team-Manager und im SSVg-Vorstand aktiv, sondern auch Mitstreiter im Komitee „Host Town“. Velbert wird – so wie vier weitere Städte im Neanderland und 45 andere NRW-Kommunen – im Juni 2023 vor den „Special Olympics World Games“ für vier Tage „Host Town“ bzw. Gast(geber)stadt für 38 Athleten und Athletinnen nebst Angehörigen aus Jordanien. In dem Zusammenhang waren Glindemann und Jan Steinmetz (VSG/Stadtsportbund) kürzlich von Honorarkonsul Claus Gielisch ins Jordanische Konsulat nach Düsseldorf eingeladen.
„Das ist ja keine Selbstverständlichkeit, dementsprechend gerne sind wir dort hin gefahren“, erzählt er. Der Austausch sei „absolut motivierend“ gewesen. Gielisch habe sich sehr für das Programm interessiert, das schon seit Monaten festgezurrt sei, und den Velberter Organisatoren „vollumfängliche Unterstützung“ zugesagt.
Ende Januar richtet das Komitee einen Charity-Abend im VIP-Raum der IMS-Arena aus. An der Veranstaltung werden laut Ankündigung u. a. auch der Honorarkonsul, die ehemalige Hochspringerin Heike Henkel und ihr Ehemann, der Ex-Zehnkämpfer Paul Meier teilnehmen. Der bekannte Velberter ist Schirmherr der Gastgeber-Tage. Die jordanische Delegation wird im „Best Western Plus Parkhotel“ untergebracht.