Velbert. Engagierte Bürger führen seit 20 Jahren das Bürgerzentrum Obere Flandersbach in Velbert. Doch sie fürchten nun um den Bestand des Hauses.
Mehrmals in der Woche bereitet hier die Spielgruppe Zwerge und Wichtel Kinder ab einem Jahr auf die Kita vor, hier gibt es Gymnastik- und Yoga-Kurse, hier wird getanzt und auch die eine oder andere Party gefeiert: Das Bürgerzentrum Obere Flandersbach, kurz BOF, feiert seinen 20. Geburtstag. Doch seine Zukunft ist keineswegs gesichert.
Die evangelische Kirchengemeinde Dalbecksbaum hat das Gebäude in den 1980-er Jahren errichten lassen, damals als es allein in dieser Gemeinde noch fünf Pfarrerstellen und in der Flandersbach noch ein eigens Pfarrhaus gab. Als die Gemeinde ihr Zentrum aus akuter Finanznot Ende 2002 schließen musste, haben engagierte Bürgerinnen und Bürger den Verein Bürgerzentrum Obere Flandersbach gegründet und die Begegnungsstätte in Eigenverantwortung weitergeführt.
Velberter Verein muss Betriebskosten zahlen
Miete an die Gemeinde muss der Verein nicht zahlen, wohl aber alle Betriebskosten. Das Geld muss der Verein über Mitgliedsbeiträge, Spenden und Nutzungsentgelte aufbringen. „Und das wird zunehmend schwieriger“, sagt der Vereinsvorsitzende Dr. Otto Buchholtz, der um den Bestand des Vereins und damit des BOF fürchtet.
Zahl der Mitglieder schrumpft
So hat der Verein bei seinem Start rund 120 Mitglieder gehabt, heute seien es nur noch 80 – entsprechend fehlen die Mitgliedsbeiträge. Viele der Häuser rund um das BOF haben einen Generationenwechsel erlebt. Durch die Coronapandemie sind die Vermietungen an Privatleute drastisch eingebrochen, erst langsam erholt sich das Geschäft wieder, dennoch fehlen die Einnahmen. Und mit Spenden sieht es in der momentanen Lage auch nicht rosig aus.
Die Kosten für den Unterhalt des Hauses steigen
Dabei klettern die Kosten. „Allein für dieses Jahr steigen die Heizkosten auf das Doppelte,“ hat Buchholtz errechnet. Und die waren immer schon hoch, weil das Gebäude aus den 80er Jahren schlecht isoliert ist. Dem Verein drohte die Zahlungsunfähigkeit. „Die Kirchengemeinde ist eingesprungen und übernimmt für zwei Jahre die Heizkosten“, erklärt Pfarrerin Andrea Kupatz. Und auch die Mieten für feste Gruppen und private Nutzer hat der Verein erhöht. „So haben wir jetzt zwei Jahre Zeit, die Finanzierung wieder auf eine feste Basis zu stellen“, hofft Otto Buchholtz.
Wichtiger Treffpunkt fürs Viertel
Sollte der Verein sich auflösen und das BOF schließen, wäre dies ein herber Verlust für den Stadtteil, schließlich ist das Begegnungszentrum der einzige Treffpunkt in der Oberen Flandersbach. Dann könnte sich hier der Bürgerverein nicht mehr zu seinen Sitzungen treffen. Für Kleinstkinder gebe es in dem etwas abgelegenen Stadtteil keine Spielgruppe mehr in der sie basteln, singen, spielen und Blödsinn machen können – unter der Aufsicht von zwei Erzieherinnen. Auch Yogakurs und Gymnastikgruppe hätten keine Heimat mehr. Und die Paare des Tanzssportclubs Niederberg könnten hier nicht mehr üben, ebenso wie der Square Dance Club. Und die Jugendlichen des Modellbauclubs könnten nicht mehr im BOF-Keller an ihren Schiffchen arbeiten.
Deshalb sucht Verein dringend neue Mitglieder und auch für die private Vermietung macht der Verein jetzt Werbung, damit ihm nicht doch noch am Ende die finanzielle Puste ausgeht.
>>>Konzert zum 20. Geburtstag
Mit einem Konzert möchte das Bürgerzentrum seinen 20. Geburtstag am Sonntag, 30. Oktober, ab 16 Uhr feiern. Das Ensemble Banquetto musicale spielt unter anderem Werke von Telemann und Haydn.
Nach dem Konzert gibt es einen Sektempfang. Der Eintritt ist frei, um eine Spende wird aber gebeten.