Velbert. . Das Bürgerzentrum Obere Flandersbach benötigt dringend weitere Nutzer, wenn das Gebäude der ehemaligen Kirche erhalten werden soll.
Einst lief es wie im Wilden Westen: Mit viel Optimismus wurden neue Siedlungsgebiete erschlossen, Straßen in die Landschaft geschoben, Häuser gebaut. Und wo plötzlich mehrere tausend neue Bürger leben, müssen Strukturen geschaffen werden: Kindergarten, Grundschule, Spielplatz, Einkaufszentrum, vielleicht ein Sportplatz und auch Kirchen. In Velbert-Mitte darf Birth als Beispiel dienen.
Oder als etwas magerere Variante die Obere Flandersbach. Mit zunehmendem öffentlichen Sparzwang und gleichzeitiger Überalterung sind die Signale seit einiger Zeit auf Rückbau gestellt. Mitte der 90er Jahre konnte sich die Evangelische Kirchengemeinde Dalbecksbaum ihre damals gut 20 Jahre alte Kirche am Beerenbusch 1 – moderner Flachbau mit Jugendkeller, Küche und Stauräumen – nicht mehr leisten. Doch zum Abriss kam es nicht: „Das war der Zeitpunkt, als der Bürgerverein die Bühne betrat“, erinnert sich Robert Groß, selbst Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Velberter Bürgervereine, und Mitglied beim BV Obere Flandersbach.
Da sich der Bürgerverein die Kirchenimmobilie nicht verantwortlich ans Bein binden wollte, gründete sich 2002 der Verein „Bürgerzentrum Obere Flandersbach“ (BOF); unter den rund 100 Beitrag zahlenden Mitgliedern ist auch der Bürgerverein dabei. Die Motivation umreißt der Vorsitzende Dr. Otto Buchholtz – zugleich Baukirchmeister in der Kirchengemeinde – so: „In unserer Region gibt es rund 700 Haushalte mit gut 2000 Menschen Wohnbevölkerung. Um die Wohnqualität zu halten und auch wieder für jüngere Bürger attraktiv zu sein, muss ein zentraler Ort für gesellige Veranstaltungen oder Treffen angeboten werden können.“ Die Kirchengemeinde bleibt für die Unterhaltung des Gebäudes und des Daches zuständig, der Verein BOF für das Innenleben inklusive Küche.
Der Verein BOF sieht eine seiner zentralen Aufgaben darin, den Erhalt des Zentrums durch die Vermietung an unterschiedliche Träger zu gewährleisten. So ist der ehemalige Kirchsaal montags, dienstags, donnerstags und freitags vormittags durch die private Kinderbetreuung „Zwerge und Wichtel“ belegt, auch eine Yoga-Gruppe ist an Bord, eine Fitnessgruppe für Mütter, donnerstags Behindertensport, ein Seniorencafé und mittwochs abends ein Tanzclub. Ab und an ein Gottesdienst, Bürgervereins-Brunch im Wechsel mit der Kirchengemeinde. Und wer am Wochenende eine Party steigen lassen möchte, kann das auch im Zentrum tun.
Doch wer auf die Belegungsliste schaut, muss feststellen, dass noch viel Freiraum für weitere Nutzer vorhanden ist. „Wir sind weit davon entfernt, irgendwelche Gewinne zu erwirtschaften“, beschreibt Dr. Buchholtz die Situation seines Vereins. Außer den genannten Initiativen gibt es ab und an Spenden – die Sparkasse ist dabei, Möbel Rehmann, die Stadtwerke. Ziel sei allein der Fortbestand des Hauses – „und dafür brauchen wir noch mehr Veranstaltungen“, betont Groß.
Weitere Belebung soll nun eine monatliche Veranstaltung bringen: ein Bürgertreff am frühen Freitagabend, ein geselliges Zusammensein mit Speis und Trank und mit Musik, Veranstalter ist das BOF. Groß: „Am Rande steht dann unser Spendentopf.“