Langenberg. Ein Philatelist hat die Postgeschichte Velbert-Langenbergs und Historie der Poststempel zusammengetragen. Da gibt’s manch skurrile Geschichte.
Früher war nicht nur mehr Lametta, früher war auch das Netz der Einrichtungen der guten alten Post um Längen dichter geknüpft als heutzutage. Einen interessanten und sehr vielfältigen Eindruck von früheren Zeiten vermittelt auf 112 Seiten das Buch des Philatelisten Peter Nowacki, der die Postgeschichte Langenbergs und die Historie der Poststempel zusammengetragen hat. Es ist in der Reihe „Velbert im Quadrat“ – die in dem unverwechselbaren, handlichen Format – erschienen, mit der der Velberter „Scala-Verlag“ angetreten ist, die Stadt und ihre Teile bzw. Bezirke aus unterschiedlichsten Perspektiven darzustellen und auch zu würdigen.
Völlig unterschiedliche Stempelbilder aus Velbert-Langenberg
Der gebürtige Langenberger Peter Nowacki frönt als Philatelist einer eher unbekannteren Sammelform, die vor etlichen Jahren in Australien begründet worden ist. Im Fokus stehen dabei eben nicht wie gewohnt die Briefmarken, sondern die so genannten postalischen Belege. Der 71-Jährige, er ist gelernter Einzelhandelskaufmann, arbeitete zuletzt als Straßenbahnfahrer bei der EVAG und lebt jetzt in Essen, erforschte nahezu vier Jahre lang die Post in Langenberg und deren Aufgabe- bzw. Tagesstempel.
Das politische Umfeld kommt dazu
Auf das Thema kam er eher zufällig, als er unversehens auf zwei Belege bzw. Briefe aus der Zeit der Deutschen Reichspost mit Poststempeln aus Langenberg stieß. Und zwar mit völlig verschiedenem Stempelbild, wie er im Vorwort schreibt und dort schildert, wie sein Interesse geweckt und zunehmend größer wurde. Der Buchautor fasste und forschte nach und erinnert sich heute: „Ich habe erst so mit vier oder fünf Stempeln gerechnet.“ Recht bald sollte sich jedoch herausstellen, dass es fast 40 offizielle Stempel gegeben hat. Dabei sind die Stempel der Poststellen und die der Bahnpost noch gar nicht mitgezählt. Wer seine Dokumentation „Die Post in Langenberg/Rheinland – Eine wechselvolle Post- und Stempelhistorie 1756 – 1974“ lese, der erlebe auch jeweils das politische Umfeld mit, sagt Verlegerin Dr. Jutta Scheidsteger und erzählt, wie Nowacki das „Scala“-Team angesprochen, man sich ausgetauscht und gemerkt habe „wie interessant das ist“.
Postboten waren überwiegend Postbotinnen
Zu seinen Adressaten zählt der Philatelist vor allem Menschen, die ein Herz für Langenberg haben. „Es kommt aber auch Neviges drin vor“, fügt er fix hinzu. In den 1840er Jahren sei nämlich die Botenpost aus Langenberg nach Elberfeld über Neviges gegangen. Die Boten hätten auch Briefe aus Langenberg mit nach Neviges genommen sowie Sendungen von Neviges mit nach Elberfeld. „Überwiegend Frauen, und alles zu Fuß.“ Das seien übrigens – im Gegensatz zu Briefträgern – die eigentlichen Postboten.
Bahnpost-Beerdigung und Post-Schmuggel
Zu anderen Zeiten wurden beispielsweise Briefe in Nierenhof aufgegeben, mit dem Zug nach Langenberg transportiert und schließlich vom Postboten nach Bonsfeld gebracht. „Entscheidend war der Streckenstempel“, erläutert Nowacki und zeigt die Traueranzeige vom Mai 1997 zum Aus der Bahnpost vom Kameradenkreis der ehemaligen Bahnpostfahrer und den still trauernden Hinterbliebenen. Zudem gab es zeitweise „Post-Schmuggel“, um die eigentlich vorgeschriebenen Versandwege zu umgehen – und Geld zu sparen.
Velbert-Nierenhof aus Bonsfeld
Als 1946 keine Briefmarken verfügbar waren, wurde Bargeld genommen und entstand vor allem der Vermerk „Gebühr bezahlt“. Und heutzutage? Da gebe es keine regelrechte Post-Filiale mehr, sondern lediglich je eine Agentur in Langenberg und Bonsfeld. Auf dem Stempel dort in Bonsfeld stehe tatsächlich Velbert-Nierenhof, berichtet der Autor.
Neun Bände seit 2017
Noch zwei weitere Bücher in der Pipeline
Bis zum Weihnachtsfest bringt der „Scala-Verlag“ noch zwei weitere Bücher auf den Markt. Ende Oktober kommt der neue Band namens „Kaminholz-Verleih“ von Jörg Schwenzfeier heraus, der bereits unter dem Titel „Letzter Bus ab Gruiten Dorf“ Geschichten aus dem Kreis Mettmann veröffentlicht hat.
Das zweite Buch dreht sich um ein Produkt aus der bekannten Velberter Druckerei Flothmann, vor allem aber inhaltlich um die Zeit der deutschen Wirtschaftswunderjahre
„Velbert im Quadrat“ ist erst 2017 in Serie gegangen, und doch liegt mit Peter Nowackis Werk nun schon der neunte Band vor. Ziel sei es gewesen, alle Stadtteile zu berücksichtigen, ihre Besonderheiten herauszustellen und ihre Vielfalt zu zeigen, erklärt Jutta Scheidsteger. Übrigens gibt es von allen Bänden noch einzelne Exemplare: angefangen von dem Erstling, Hans-Dieter Conzes „Langenberger Stimmungen“, bis zum achten Buch „Rückblick und Ermutigung“ (Karl-Erich Pönitz).
Der neue Band kostet 24,80 Euro. Er ist wie alle in dem Verlag erschienenen Bücher im örtlichen Buchhandel und im hauseigenen „Scala Shop“ an der Werdener Straße 45 bzw. über den zugehörigen Online-Shop erhältlich.