Velbert. Der „Offerhof“ ist eines der letzten Zeugnisse der Entstehung von Velbert. Bald können sich Brautleute dort in einem Trauzimmer ihr Ja-Wort geben

Die Idee an sich gab es bereits zu den Zeiten, als Stefan Freitag Bürgermeister war, und – wie manche sich erinnern – sogar schon zur Amtszeit dessen direkten Vorgängers Hanns-Friedrich Hörr. Doch jetzt nimmt die Stadt Velbert tatsächlich das in Angriff, was in Langenberg im Historischen Bürgerhaus und in Neviges in der Vorburg von Schloss Hardenberg schon längst möglich ist, und schafft auch in einem eigenen Gebäude in Velbert-Mitte die Möglichkeit, dass Brautleute sich an einem besonderen Ort ihrer Wahl trauen lassen können. Nämlich bei einer Ambiente-Trauung, und nicht im Trauzimmer im Rathaus, wo auch das Standesamt ist. Die Rede ist von dem historisch bedeutsamen und ganz zentral gelegenen Haus am Offers.

Velbert wird gefördert

Jürgen Wosimski, Bettina Schütz und Michael Lobe (v. l.) – hier in dem Trauzimmer im Rathaus – freuen sich auf den neuen, ganz besonderen Ort fürs Ja-Wort in Velbert-Mitte.
Jürgen Wosimski, Bettina Schütz und Michael Lobe (v. l.) – hier in dem Trauzimmer im Rathaus – freuen sich auf den neuen, ganz besonderen Ort fürs Ja-Wort in Velbert-Mitte. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Der Bauantrag wird in Kürze eingereicht, die Baumaßnahmen sind für 2023 geplant und sollen bis zum Jahresende abgeschlossen sein. Diesen Zeitplan nannte auf WAZ-Anfrage Michael Lobe. Man habe in 2021 einen Förderantrag gestellt und jetzt die Genehmigung für einen vorzeitigen Maßnahmenbeginn bekommen, so der Leiter des städt. Fachbereichs Immobilienservice weiter. Im laufenden Haushaltsjahr seien 375.000 Euro für das Vorhaben veranschlagt, einschließlich der energetischen Maßnahmen betrügen die Gesamtkosten rund eine halbe Million Euro.

Geld für Platz-Umgestaltung

Laut Mitteilung von Martin Sträßer (MdL-CDU) fließen aus der Städtebauförderung 406.000 Euro nach Neviges zur Unterstützung privater Baumaßnahmen zur Verbesserung des Stadtbildes, zur Umnutzung leerstehender Ladenlokale, für das City-Management sowie den Verfügungsfonds für bewohnergetragene Projekte. 456.000 Euro kommen in Mitte der Umgestaltung des Europaplatzes/Chatelleraultweg und der Sanierung des Haus am Offers mit nachfolgender neuer Nutzung zugute.

Gruppen sind gewachsen

Im Historischen Bürgerhaus Langenberg sind Eheschließungen im Bergischen Zimmer und im kleinen Saal möglich.
Im Historischen Bürgerhaus Langenberg sind Eheschließungen im Bergischen Zimmer und im kleinen Saal möglich. © www.blossey.eu | Hans Blossey

„Der Wunsch nach einem besonderen Ort war eigentlich immer schon da“, erzählt Jürgen Wosimski, „allerdings sind die Gruppen über die Jahre immer größer geworden.“ Früher sei die standesamtliche Trauung eben ein normaler Verwaltungsakt gewesen, so der Fachbereichsleiter Bürgerdienste weiter. Ein kleiner Kreis habe sich dazu auf dem Standesamt eingefunden, der große Kreis dann im feierlichen Rahmen in der Kirche. Das habe sich sehr geändert.

Extra kostet auch extra

Das Trauzimmer im Rathaus sei mit zehn Menschen ausgelastet, berichtet Bettina Schütz, deshalb werde oft davor auf den Flur bzw. Treppenhausabsatz ausgewichen. Die Kapazität – wohlgemerkt ohne Corona-Einschränkungen – steige vom West- und Ostflügel der Vorburg mit 25 bzw. 60 möglichen Gästen bis zum Historischen Bürgerhaus mit Bergischem Zimmer (maximal 16) und kleinen Saal, in dem 60 bis 100 Teilnehmer Platz fänden, so die Teamleiterin Standesamt.

Im Schnitt gebe es in Velbert jährlich 300 bis 350 standesamtliche Trauungen, sagt Schütz. Eine Eheschließung außerhalb des Rathauses koste 75 Euro Extra-Gebühr und ein Termin am Samstag – die Samstage sind übrigens schon jetzt für 2022 komplett ausgebucht – 200 Euro. Das Ganze ggf. zuzüglich einer Nutzungsgebühr, die der Kultur- und Veranstaltungsbetrieb etwa für Bürgerhaus oder Vorburg erhebt.

Neues Trauzimmer mit Galerie und Foyer

Das altehrwürdige Offershaus steht Lobe zufolge weitgehend leer. Es sei lediglich in Teilbereichen mit Wohnungen belegt. „Zwei im Obergeschoss bleiben, die dritte wird zurückgebaut.“ Sie stehe bereits leer, „dort braucht niemand mehr auszuziehen“. Im Erdgeschoss unter dieser Wohnung – das ist der Gebäudeteil zur Alten Kirche bzw. IHK hin – wird das Trauzimmer mit etwa 45 qm und einem annähernd so großen Foyer eingerichtet. Über dem Trauzimmer ist eine zehn qm große Galerie vorgesehen, von der aus man von oben durch die dann freigelegten Balken ins Trauzimmer schaut.

Mit dem Baudenkmal schonend vorgehen

In Neviges können Trauungen in beiden Flügeln der Vorburg von Schloss Hardenberg durchgeführt werden.
In Neviges können Trauungen in beiden Flügeln der Vorburg von Schloss Hardenberg durchgeführt werden. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

„Wir werden schonend vorgehen und so wenig Bausubstanz wie möglich zerstören“, betont Michael Lobe. Er und sein Team hätten immer den strengen Denkmalschutz im Fokus; u. a. bleibe eine alte Wand mit historischen Kacheln erhalten. Im Vorfeld seien diverse Varianten mit der Unteren Denkmalbehörde und dem Rheinischen Amt abgestimmt worden, seien mehrere Ortsbegehungen erfolgt, und auch die aktuelle Variante werde man noch ein weiteres Mal mit der Velberter Fachfrau Lea Holota-Fernau durchgehen.

Zwei separate Zugänge

Zum Projekt gehören eine kleine Teeküche, Toiletten für beide Geschlechter und ein behindertengerechtes WC. Zum Trauzimmer gibt es zwei Zugänge, sowohl den vom Offersplatz als auch von der Gartenseite her. Der Chef des Immobilienservices kann sich durchaus vorstellen, dass sich künftig in Verbindung mit dem Raum auf der anderen Seite des Gebäudes, in dem sich zuweilen die Mundart-Freunde und -Freundinnen der Offers-Kompeneï versammeln, noch andere Nutzungen bzw. Verwendungen ergeben.

Neue Heizungsanlage

Es sei doch sinnvoll, ein Baudenkmal angemessen zu nutzen, argumentiert der Fachbereichschef. Bei der Einrichtung des Trauzimmers würden auch Erhaltungsmaßnahmen durchgeführt und u. a. Balken saniert, ferner gehörten dazu selbstverständlich auch energetische Maßnahmen: So solle die Decke zum Dachgeschosse gedämmt werden, baue man eine neue, effiziente Heizungsanlage ein.

Eheschließungen in der VG und im Parkhotel

In besonderen Ausnahmefällen, so heißt es, nehmen die Standesbeamtinnen auch in privat geführten Häusern Trauungen vor, mit denen die Stadt Velbert Kooperationsverträge hat.

Das ist in Langenberg die Vereinigte Gesellschaft an der Hauptstraße und im Stadtbezirk Mitte das Best Western Plus Parkhotel am Herminghauspark. Dort sind auch Außen-Trauungen möglich.