Velbert. Ja, die Musik- und Kunstschule Velbert tanzt auch: Die Tanzabteilung startet jetzt wieder durch, nimmt Neue auf und entwickelt neue Ideen.

„Habt Ihr auch alle einen Ball?“, fragt Laura Wolff laut in die Halle hinein. Und zehn Mädchen schreien durcheinander ihr „Ja!“, schnappen sich jeweils fix einen transparenten Gymnastikball, der im Verhältnis zur Körpergröße der Sechs- bis Neunjährigen geradezu riesig wirkt, treiben ihn beim Laufen längs durch den Raum vor sich her, um sich zum Schluss bäuchlings darauf fallen zu lassen. Juchzend.

Dass das Treiben Spaß macht, sieht man den fröhlichen und lachenden Gesichtern in den großen Spiegeln auf der Wand an. Denn diese Halle ist ein speziell dafür hergerichteter Tanz-Raum. Und die Gruppe gehört zu der Tanzabteilung der Musik- und Kunstschule Velbert. Wie? Ja, richtig gelesen: Die Musik- und Kunstschule tanzt nämlich auch.

Velberter Abteilung hat Schwund erlitten und Schwung eingebüßt

Laura Wolff (vorne) kommt ursprünglich aus der freien Szene und unterrichtet seit 2020 hier in Velbert.
Laura Wolff (vorne) kommt ursprünglich aus der freien Szene und unterrichtet seit 2020 hier in Velbert. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

„Es geht nicht vorrangig um Technik“, erklärt Laura Wolff, „wir sind sehr verbandelt mit dem elementaren Tanz.“ Der basiert auf bzw. beinhaltet nach Auskunft der Tanzlehrerin und Trainerin, die zunächst in der freien Szene zuhause war und 2020 „eher zufällig“ an die Velberter Schule gekommen ist, Bewegungserforschung und Improvisation. Etwa um organische Bewegungen mit Unterstützung durch Atemtechnik.

Jungen allenfalls mal in der Einzahl

Die Abteilung habe Corona-bedingt sehr viel Schwund erlebt und auch an Schwung eingebüßt. Mitunter habe man nur in Kleinstgruppen sowie statisch an einem festen Platz und mit Maske unterrichten können. Aktuell gebe es ca. 60 Teilnehmer – „und es können jetzt gerne neue hinzukommen“, sagt die 38-Jährige. „Auch Jungen“, fügt sie schnell hinzu. Denn die gibt’s in dem Tanz-Raum neben der Sporthalle Am Buschberg allenfalls mal in der Einzahl. „Die professionelle Tanzwelt bildet die Realität absolut nicht ab“, kommentiert Wolff.

Nach Alter und Fähigkeiten differenziert

Der Tanz-Raum – hier der Zugang – befindet sich in der Turnhalle Am Buschberg 13 neben dem Jugendgästehaus.
Der Tanz-Raum – hier der Zugang – befindet sich in der Turnhalle Am Buschberg 13 neben dem Jugendgästehaus. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Die Tanzklassen strukturieren sich dem Alter der Teilnehmer sowie den individuellen Fähigkeiten entsprechend in aufsteigender Reihung. In der Regel finden die 60- bis 75-minütigen Kurse einmal in der Woche bei einer Gruppenstärke von acht bis 14 Teilnehmern statt. Die monatliche Gebühr beträgt 21 Euro. Zudem gibt es kostenlose Offerten: Hierbei müssen Bewerber für die Tanzensemble-Klassen und choreographischen Werkstätten u. a. ihre Motivation beschreiben, vortanzen sowie Bewegungs- und Improvisationsaufgaben erfüllen.

Manchmal zwei- oder dreimal in der Woche dabei

Derweil die Zeit für die Gruppe der Kleinen abgelaufen ist, und das eine oder andere Mädchen mit Papas Hilfe, der im Flur zum Abholen parat steht, nach spurlos verschwundenen Socken fahndet, trudeln nach und nach schon die Teenager für Laura Wolffs folgenden Unterricht ein. Melina, Johanna und Lilly sind die ersten. Sie wirbeln mitunter zwei-, ja sogar dreimal in der Woche hier im Tanz-Raum in unterschiedlichen Gruppen. Tanzen ist für sie ein wichtiges Hobby. Melina und Johanna sind über ihre älteren Schwestern auf die Schule gekommen.

In Velbert können eigene Ideen in Bewegung umgesetzt werden

Die 60- bis 75-minütigen Kurse laufen in der Regel einmal in der Woche bei einer Gruppenstärke von acht bis 14 Teilnehmern.
Die 60- bis 75-minütigen Kurse laufen in der Regel einmal in der Woche bei einer Gruppenstärke von acht bis 14 Teilnehmern. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

„Ich mochte Tanzen einfach“, berichtet Melina. Sie habe eigentlich schon immer Musik im Kopf gehabt, und zwar durchaus unterschiedliche. Bei Lilly kann es „mal was Klassisches, mal was Hip-Hop-artiges“ sein. „Die Musik wird meistens vorgegeben, wir können aber auch was wünschen“, und dann die eigenen Ideen in Bewegung umsetzen.

Wechselseitiges Geben und Nehmen

„Wir sind grundsätzlich für jeden offen. Ob eher lyrisch oder beatig-hiphopig“, versichert Denise Derkum. Die Langenbergerin (40) ist Diplom-Musikpädagogin für Rhythmik und Gitarre und hat eine Zusatzausbildung Tanzpädagogik absolviert, unterrichtet seit 2007 in der Tanzabteilung – und war früher mal selbst Schülerin der Musik- und Kunstschule: Gitarre und Tanz. „Wir haben nur selten eine Choreographie in unseren Köpfen“, schildert sie den Prozess. Es sei ein wechselseitiges „was gebe ich, was nehme ich auf?“. Viel hänge davon ab, was die Teilnehmer mitbrächten und was sie wollten. „Aber natürlich möchten wir Lehrer auch neue Horizonte eröffnen.“

Hoffnung auf „Dancebox“ im Frühjahr

Die Tanzklassen strukturieren sich dem Alter der Teilnehmer sowie den individuellen Fähigkeiten entsprechend in aufsteigender Reihung.
Die Tanzklassen strukturieren sich dem Alter der Teilnehmer sowie den individuellen Fähigkeiten entsprechend in aufsteigender Reihung. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Tag der offenen Tür mit kostenlosen Mitmach-Angeboten

Die Tanzabteilung der Musik- und Kunstschule stellt sich und ihre Arbeit am nächsten Samstag, 27. August, mit einem kostenlosen Workshop-Angebot vor. Kinder und Jugendliche zwischen vier und 16 Jahren können in die Welt des Tanzens eintauchen und verschiedene Bewegungsideen ausprobieren. Für Kinder zwischen zwei und drei Jahren gibt es ein tänzerisches Eltern-Kind-Angebot. Die Organisatorinnen bitten darum, „bewegungsfreundlich gekleidet“ zu kommen.

Genaue Zeiten und alle Angebote können auf www.musikundkunstschule-velbert.de nachgeschaut werden. Der „Tag der offenen Tür“ findet von 9.30 bis 15 Uhr im Tanz-Raum, Am Buschberg 13 in Velbert-Mitte statt. Um Anmeldung wird gebeten bis Freitag, 26. August, 11 Uhr, per E-Mail an .

Derkum zufolge sind weitere Aufnahmen in den bestehenden Gruppen möglich, ist eine Erweiterung im Vorschulbereich geplant. Ihre Kollegin hält auch erwachsene Teilnehmer für denkbar. Das Format „Dancebox“ schließe alle Gruppen ein und solle eigentlich jährlich stattfinden, sagt Laura Wolff zu den Auftritten. Vermutlich sei die nächste „Dancebox“ im Frühjahr 2023; hingegen sei das Ende von „Open Space“ offen. Darüber hinaus schmiede man Pläne mit der Deutschen Streicherphilharmonie für ein Neujahrskonzert im Januar 2024.

Übrigens hat die Musik- und Kunstschule noch zwei weitere Sparten in petto, die sich in ihrem Namen nicht wiederfinden: Es gibt auch Theater und Gesang.

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