Kreis Mettmann. In Sonnenenergie ist mehr drin! Der Kreis Mettmann forciert deshalb den Ausbau von Photovoltaik. Für Balkon-Kraftwerke gibt’s ein Förderprogramm.

Im gesamten Neanderland soll der Ausbau der Photovoltaik vorangetrieben werden, deshalb startet der Kreis Mettmann jetzt eine breit angelegte „Solaroffensive“. Und die hat gleich mehrere Adressaten bzw. Zielgruppen im Visier. Das sind Eigentümer und Eigentümerinnen von Wohnimmobilien, ferner solche von Gewerbeimmobilien sowie Wohnungsmieter und Besitzer von Freiflächen, wie Dr. Sebastian Kock aufzählt. Der Klimaschutz-Manager gehört zu der vierköpfigen Stabsstelle Klimaschutz im Mettmanner Kreishaus.

Klimaschutzziele im Kreis Mettmann erreichen

Landrat Thomas Hendele will die vorhandenen Potenziale konsequent und gezielt nutzen: „Der Kreis Mettmann birgt erhebliche Möglichkeiten zur Stromerzeugung aus Sonnenenergie.“
Landrat Thomas Hendele will die vorhandenen Potenziale konsequent und gezielt nutzen: „Der Kreis Mettmann birgt erhebliche Möglichkeiten zur Stromerzeugung aus Sonnenenergie.“ © FUNKE Foto Services | Ulrich Bangert

Nach Auskunft von Kock, der in physischer Geografie promoviert hat, geht das Ganze ursprünglich auf einen politischen Antrag seitens der CDU-Kreistagsfraktion zurück. Die Stabsstelle habe den Vorstoß untersucht und bewertet, und im weiteren Verlauf des Prozesses die Solaroffensive initiiert. Für Thomas Hendele ist der Ausbau von erneuerbarer Stromerzeugung eine der wichtigsten Säulen, um die eigenen Klimaschutzziele im Kreisgebiet zu erreichen. „Aufgrund der Vielzahl an Dachflächen – wir sind der Landkreis mit der höchsten Bevölkerungsdichte in der Bundesrepublik –, aber auch an Fassaden und Freiflächen, birgt der Kreis Mettmann erhebliche Möglichkeiten zur Stromerzeugung aus Sonnenenergie“, so der Landrat. „Mit der Solaroffensive möchten wir diese zum Teil noch ungenutzten Potenziale heben.“

Maßnahmen bündeln und zu Taten anstiften

„Der Informationsbedarf ist enorm“, berichtet Dr. Hermann-Josef Waldapfel. „Jeden Tag klingelt hier das Telefon, kommen Anfragen vor allem zu Themen wie Photovoltaik oder Wärmepumpen-Technik“, erzählt der Physiker und Klimaschutz-Koordinator. Kurzgefasst bündelt der Kreis bei der Solaroffensive mehrere Maßnahmen, die zu einer stärkeren Nutzung der „Sonnen-Ernte“ anstiften sollen. Dabei setzt er auf unterschiedliche Info- und Beratungsangebote für Privatleute und Unternehmen, zudem sollen potenzielle Standorte für Freiflächenanlagen identifiziert werden.

Ortsgruppen für die Beratung bilden

Hermann-Josef Waldapfel (li.) und Sebastian Kock gehören zu der Stabsstelle Klimaschutz in der Kreisverwaltung.
Hermann-Josef Waldapfel (li.) und Sebastian Kock gehören zu der Stabsstelle Klimaschutz in der Kreisverwaltung. © Kreis Mettmann | Niklas Schlösser

Ein Bestandteil bzw. Baustein der Offensive seien zwecks Ausweitung des Beratungsangebots die Workshops zur Einrichtung lokaler Ortsgruppen der „Bürger-Solar-Beratung“, ein in der Praxis entwickeltes Modell zur intensiven Beratung von privaten Hauseigentümern. „Es gibt Zusagen von allen zehn kreisangehörigen Städten, dabei mitzuziehen“, so Waldapfel. Bei der ersten Workshop-Staffel seien Erkrath, Hilden, Ratingen und Wülfrath mit von der Partie. „Heiligenhaus ist in der zweiten Runde gegen Ende dieses bzw. Anfang nächsten Jahres dabei.“ Die Meldung aus Velbert stehe noch aus.

Geld für Balkon-Kraftwerke

Weiter ist konkret geplant, „ein richtiges Förderprogramm“ durchzuführen. Mit seiner Hilfe werden noch in diesem Jahr mit 50.000 Euro Stecker-PV-Anlagen – so genannte Balkon-Kraftwerke – gefördert und im kommenden Jahr stehen dafür noch einmal 50.000 Euro zur Verfügung. Die Mittel stammten aus der „Klimaschutz-Million“, erläutert Waldapfel, wie sie alljährlich auf Veranlassung des Landrates im Kreis-Etat verankert werde.

Die Förderung ermögliche es Mietern und Wohnungseigentümern, an der Energiewende zu partizipieren, fügt Sebastian Kock hinzu und rechnet vor: Ein PV-Modul werde mit 200 und zwei mit 400 Euro bezuschusst. Für eine Anlage mit zwei Modulen incl. Wechselrichter müsse man 900 bis 1200 Euro investieren. Und zum Ertrag: Pro Modul würden aufs Jahr gesehen 200 bis 300 Kilowattstunden Strom gewonnen.

Roadshow rollt im November

Darüber hinaus wollen die Fachleute der Kreisverwaltung dafür sorgen, dass die an Unternehmen adressierte Landeskampagne „Mehr PV auf Gewerbedächern“ richtig publik wird und die zugehörigen Infos auch wirklich bei den Richtigen landen. Das soll im Austausch mit den Wirtschaftsförderern der zehn Städte und der Kreishandwerkerschaft Mettmann geschehen; für den November ist eine Roadshow geplant.

Freiflächen für die Sonnen-Ernte nutzen

Im Neanderland dreht sich was

Von energieeffizientem Heizen über Stromsparen im eigenen Haushalt bis zur Nutzung von Solaranlagen und Tipps zum klimafreundlichen Konsum: Unter dem Motto „Umdenken – Im Kreis dreht sich was“ geht’s bei der Klimaschutzwoche von Samstag, 17., bis Sonntag, 25. September, im Kreis Mettmann rund ums Thema Klimaschutz zur Sache.

Die kreisangehörigen Städte haben hierfür in Zusammenarbeit mit dem Kreis ein breites und abwechslungsreiches Themenprogramm auf die Beine gestellt. Dabei unterstützen lokale Vereine, Organisationen und Unternehmen aus der Region tatkräftig.

Und „weil die Dächer auf den Häusern alleine einfach nicht ausreichen“, so Sebastian Kock, nimmt die Kreis-Offensive für PV-Anlagen auch ganz gezielt Freiflächen ins Visier. Man werde dabei keine Konkurrenz mit den Interessen der Landwirtschaft provozieren, versichert der Klimaschutz-Manager auf Nachfrage. Er hat aber eine in diesem Zusammenhang zumindest interessante Vergleichsrechnung parat: „Wenn ein Landwirt Mais für die Biogas-Gewinnung anbaut, dann wäre dem gegenüber die energetische Ausbeute im Fall einer kompletten Nutzung der Anbaufläche für eine PV-Anlage in einem Jahr pro Hektar bis zu 20 mal so hoch.“

Weitere Informationen zur NRW-Kampagne „Mehr Photovoltaik auf Gewerbedächern“ gibt’s auf www.pv-auf-gewerbe.nrw und zum kreisweiten Solartag am 24. September auf dem Gelände des Zeittunnels (Wülfrath) auf www.kreis-mettmann.de/klimaschutzwoche.