Kreis Mettmann. Der Kreis Mettmann hat sich was vorgenommen: Er will 55 Klima-Maßnahmen in zehn Jahren umsetzen. Bei 30 soll es noch flotter gehen.
30 Prozent in diesem Jahr, weitere 40 im nächsten und dann geplant weiter bis auf 100: Schritt für Schritt stellt der Kreis Mettmann in seinen Liegenschaften den Erdgasverbrauch fürs Heizen auf Bio-Methan um. „Aus zertifizierten Anlagen“, erläutert Dr. Sebastian Kock, so sei sichergestellt, dass es nicht aus der Massentierhaltung komme und keine Nutzpflanzen verwendet würden. Der Klimaschutzmanager, er hat in physischer Geografie promoviert, gehört zur Stabsstelle Klimaschutz in der Kreisverwaltung. Hauptaufgabe des dreiköpfigen Teams ist es dafür zu sorgen, dass das 2018 vom Kreistag beschlossene Klimaschutz- und Klimaanpassungskonzept tatsächlich Punkt für Punkt gelebt wird. Der Umstieg auf Bio-Methan kommt zu den 55 Maßnahmen hinzu, die binnen zehn Jahren umgesetzt werden sollen; bei 30 hat das sogar binnen drei Jahren zu passieren.
Kooperation mit den zehn kreisangehörigen Städten
Das Konzept berühre die Bereiche, für die der Kreis zuständig sei, sagt Dr. Hermann-Josef Waldapfel, der es maßgeblich erstellt hat. „Natürlich kooperieren wir mit allen kreisangehörigen Städten“, ergänzt der Physiker und Klimaschutz-Koordinator der schon seit 1993 beim Kreis ist. Kocks Stelle wird mit Bundesmitteln gefördert. Dritte im Bunde ist die Umwelttechnik-Ingenieurin Nadine Düppenbecker, die aktuell in Mutterschutz ist. Der erklärte Favorit der Stabsstelle sind übrigens Photovoltaik-Freiflächenanlagen, und zwar als Überdachung von Parkplätzen: Die Pkw stehen im Schatten, die Sonne liefert den Strom für die E-Autos.
Umstellen und Verbrauch senken
Eine Umstellung ist schon perfekt: die auf nachhaltige erneuerbare Energie. „Vorher hatten wir Strom aus Wasserkraft, da waren wir eigentlich schon stolz drauf“, erinnert sich Waldapfel. Jetzt gebe es aber in allen eigenen Liegenschaften zertifizierten, zu 100 Prozent erneuerbaren Strom, also aus Wind- und Sonnenenergie. Zur Größenordnung: Kommt ein Vier-Personen-Haushalt im Jahr im Schnitt auf rund 4000 KWh, so liegt der Kreis knapp unter einer Million – wobei Berufskollegs, Förderschulen etc. noch gar nicht eingerechnet sind.
Eine Million Euro im Jahr
Weitere Effekte soll die Senkung des Verbrauchs bringen. Dafür werden u. a. noch die Mitarbeiter geschult, sollen effizientere Anlagen zum Einsatz kommen, will man ein neues Zähler-Konzept einführen. Und der Kreis meint es durchaus ernst mit seinen Klimaschutz-Ambitionen: Sowohl in 2020 als auch in 2021 hat der Kreistag dafür je eine Million Euro bereit gestellt.
Vorbilder sollen Nachahmer finden
Gerade frisch abgeschlossen ist die Öffentlichkeitskampagne, die Eigentümer dazu bewegen sollte, ihren Altbau energetisch zu sanieren – Stichwort „Altbauneu“ –, indem vorbildlich sanierte Gebäude prämiiert wurden. Kurz vor dem Start steht die Kooperation mit der Kreishandwerkerschaft Mettmann (und Handwerkskammer Düsseldorf). Unter der Überschrift „Masterplan Klima“ soll im Jahresrhythmus ein Handlungskonzept auf die Beine gestellt werden, um Maßnahmen und Initiativen zu initiieren. Etwa im Bereich der Mobilität oder auch zum Thema Klimaanpassung.
Alles mit dem Fahrrad
Erste Lernschritte zur Nachhaltigkeit
Als aktuelles Projekt ist ein „nachhaltiges Hausaufgabenheft“ für alle Grundschüler im Kreisgebiet in Vorbereitung.
Damit sollen die Mädchen und Jungen frühzeitig mit dem Thema Nachhaltigkeit vertraut gemacht werden. Und indirekt natürlich auch ihre Eltern. Immer dann, wenn sie sich um ihr Schulkind kümmern.
Und was machen die Klima-Fachleute selbst Vorzeigbares? Waldapfel radelt „jede nur mögliche Strecke“, privat, beruflich, in Freizeit und Urlaub. „Alles mit dem Fahrrad, seit 50 Jahren“, betont er. Da knüpft Kock als gebürtiger Münsteraner natürlich an. Außerdem leben er und seine Familie in einem „energetisch sinnvoll saniertem“ Haus, pendelt er per Bahn und mit Job-Ticket zur Arbeit.