Kreis Mettmann. . Kreis Mettmann legt für den Klimaschutz in zwei Schritten ehrgeizige Ziele fest. Entscheidend ist die Motivation der Bürger und Unternehmen.

Der End-Energiebedarf soll in der nächsten Dekade gegenüber dem Vergleichsjahr 1990 um 30 Prozent sinken und bis 2050 sogar um 55 Prozent; die CO2-Emissionen sollen um 35 bzw. bis zum Zieljahr 2050 um 85 Prozent reduziert werden. – Das sind nur zwei der zentralen Vorgaben in dem „Integrierten Klimaschutz- und Klimaanpassungskonzept Kreis Mettmann (IKKK)“. Der Kreistag steht einstimmig dahinter.

Erste Überlegungen gehen auf 2016 zurück

„Es sind tatsächlich zwei Konzepte in einem“, sagt Hermann-Josef Waldapfel und berichtet, dass man bereits 2016 in die Überlegungen eingestiegen sei. Nach Auskunft des im Kreis-Umweltamt tätigen Klimaschutzbeauftragten hat der Kreis beim Thema Anpassung die Vorreiterrolle inne. Man müsse u. a. schauen, wie man Kinder und Senioren vor Hitze schützen könne. Es gelte überdies Freiluftschneisen zu erhalten und zu schaffen, Kaltluftgebiete – also Wald- und Freiflächen – zu bewahren sowie in den Städten Grüngürtel anzulegen.

55 einzelne Maßnahmen bis 2030 geplant

Das Konzept – es umfasst 55 Einzelmaßnahmen bis 2030 – ist freiwillig und wird vom Bund gefördert; die Initiative kam aus dem Fachamt. Überdies engagiert sich der Kreis bei Projekten, die zu diesem Themenfeld passen, z. B. Ökoprofit, Altbauneu und Stadtradeln. „Wir haben jeweils das Potenzial ermittelt und realistisch versucht, das Machbare festzulegen“, schildert der Dipl.-Physiker (55) das Vorgehen beim IKKK. Das sei schon „außerordentlich ambitioniert“, aber man wolle ja auch die Ziele der Bundesregierung unterstützen.

Alle Bürger und Haushalte sollen mitziehen

Einen hohen Stellenwert hat in dem Konzept auch die energetische Sanierung privater und öffentlicher Gebäude.
Einen hohen Stellenwert hat in dem Konzept auch die energetische Sanierung privater und öffentlicher Gebäude. © Frank Oppitz

Wohlgemerkt: Die Energiebedarf-Reduzierung gilt kreisweit für alle Bürger und sämtliche Haushalte. Und um Treibhausgase spürbar zu vermeiden, soll jedes Gebäude im Kreisgebiet (teil-)saniert werden. Mindestens eine Maßnahme soll hierbei erfolgen. Der größte Anteil von Gebäuden wurde in der Zeit zwischen 1949 und 1978 errichtet. In der Regel ohne Dämmung der Gebäudehülle. Mehr noch: Der Anteil des im Neanderland erzeugten erneuerbaren Stroms am Gesamtverbrauch soll im ersten Schritt von zuletzt 2,3 Prozent verdoppelt und bis Mitte des Jahrhunderts auf 25 Prozent gesteigert werden.

Dabei wird hauptsächlich auf die Nutzung von Solarenergie (Photovoltaik) gesetzt. „Wir sind im Bereich Windkraft sehr stark eingeschränkt“, erklärt der Fachmann. Restriktionen gebe es vor allem im Norden und Westen wegen des Wetterradars in Essen und des Radars vom Düsseldorfer Flughafen. Weiter will der Kreis Mettmann die Nutzung von erneuerbaren Energien zur Wärmeversorgung steigern. Hier böten sich bis 2030 vor allem Wärmepumpentechnologien und Wärmenetze an. Grundsätzlich sei die Zielsetzung jedoch technologieoffen, um neue Entwicklungen berücksichtigen zu können.

Beraten, zusammenarbeiten und koordinieren

Allein: Die dem Kreis Mettmann zur Verfügung stehende Handhabe ist recht überschaubar. Umso mehr kommt es Waldapfel zufolge auf die Beratung, die Zusammenarbeit und Koordinierung sowie Vernetzung mit den zehn Städten an. „In erster Linie koordinieren“ soll dann auch der Klimaschutzmanager, der sein neues Amt beim Kreis voraussichtlich im Oktober antreten wird. Der Bund fördert die Stelle über drei Jahre zu 65 Prozent; der Förderantrag läuft. „Er soll nicht die Arbeit machen und die Maßnahmen selbst umsetzen“, erläutert Hermann-Josef Waldapfel, „er ist ein Vernetzer, der auch die enge Zusammenarbeit mit den einzelnen Fachabteilungen und -behörden pflegen muss.“ Mit Abstand am wichtigsten sei beim Klimaschutz jedoch: „Es muss in die Köpfe rein!“

Das Nutzerverhalten muss sich ändern

So wird im IKKK auch als einer der wichtigsten Faktoren für das Erreichen der formulierten Ziele die Motivation der Bürger und Unternehmen genannt. Umso mehr komme es auf Aspekte wie die Veränderung des Nutzerverhaltens, die Erhöhung der Sanierungsquote und Nutzung des ÖPNV, die Steigerung der Akzeptanz von E-Mobilität sowie erneuerbaren Energien an.

>>IDEEN FÜR DIE MOBILITÄT VON MORGEN

  • In der Mobilität sollen künftig dank einer entsprechenden Infrastruktur E-Mobilität und Brennstoffzellenfahrzeuge eine große Rolle spielen.
  • Der Kreis kann über den Nahverkehrsplan Einfluss auf den öffentlichen Verkehr (ÖV) nehmen. Radverkehr, ÖV und Fußverkehr sollen als „Umweltverbund“ einen großen Beitrag zum Erreichen der Klimaziele leisten.