Wuppertal/Velbert. Im Prozess um den Tod einer Frau in Velbert hat ein Nachbar ausgesagt, er habe laute Geräusche aus der Wohnung gehört. Warum er nicht handelte.

Am Weihnachtsnachmittag 2021, dem Tag des gewaltsamen Todes einer 51 Jahre alten Frau in Velbert-Birth, hat ein Nachbar über Stunden laute Geräusche aus der Tatortwohnung gehört. Darüber berichtete er als Zeuge im Landgericht Wuppertal. Es sei ein rhythmisches Schlagen wie mit einer Faust auf eine Tischplatte gewesen, dann wieder ein dumpfer Aufprall als sei jemand gestürzt. Das Geschehen habe sich vom Nachmittag bis tief in die Nacht gezogen.

Innere Organe schwer gequetscht

Unter Anklage des Totschlags steht der verwitwete Ehemann (42) der Verstorbenen. Er erschien am 25. Dezember 2021 bei der Polizei, gab bekannt, dass seine Frau tot sei und übergab die Schlüssel zur gemeinsamen Wohnung. Hilfskräfte fanden die Tote auf dem Bett liegend. Der Mann wurde festgenommen. Gerichtsmediziner haben festgestellt, dass die Frau an einer Vielzahl Verletzungen verstarb: Sie sei gewürgt worden und innere Organe seien so schwer gequetscht, dass jede einzelne dieser Verletzungen tödlich gewesen wäre.

„Unfall beim Sex“

Der Angeklagte hat erklärt, er habe seiner Frau auf ihren Wunsch beim Würge-Sex die Luft abgedrückt. Als sie nicht mehr zu sich kam, habe er versucht, sie wieder zu beleben - auch mit Gewalt. Schließlich habe er aufgegeben und im Wohnzimmer Rotwein getrunken. Am Morgen habe er die Wohnung verlassen und sich gestellt.

„Das Haus ist hellhörig“

Im Landgericht berichtete der Nachbar, dass er die Wohnung unter dem früheren Paar bewohnt. Es sei ein hellhöriges Haus. Der Lärm am Weihnachtsnachmittag habe gegen 16 Uhr begonnen: „Es war, als wenn da Leute mit schrecklichen Kindern wohnen würden.“ Einmal habe es geklungen, als würde jemand Dinge auf den Boden schütten, dann als würde jemand umher stapfen oder Möbel rücken. Während der ganzen Zeit habe er keine Stimmen gehört und erst recht keine Hilferufe: „Wenn so was gewesen wäre, wäre ich sofort hingelaufen! Aber so habe ich mir gedacht: Lass gut sein, die Leute feiern Weihnachten und wollen keinen Nachbarn sehen.“

Kaum Kontakt zu den Nachbarn

Das Gericht fragte intensiv nach, welche Geräusche er wie laut gehört hat: Womöglich ergäben sich Anhaltspunkte zum Geschehen. Der Zeuge wehrte schließlich ab: „Keine Ahnung, was die stundenlang gemacht haben.“ Er fügte hinzu, er habe kaum Kontakt zu diesen Nachbarn gehabt. Den Mann habe er in den zwei Jahren seit seinem Einzug zweimal gesehen: versteckt hinter Handschuhen und Maske wegen Corona. Bei der Frau könne er sich nur einmal erinnern, sie gesehen zu haben: „Ich wusste erst gar nicht, dass der verheiratet ist. Ich dachte, der wär’ Single.“ Das Gericht will Montag, 15. August 2022, weiter verhandeln.