Langenberg. Der Langenberger Stefan Overkamp erstellt Karten aus Geodaten. Die helfen zum Beispiel bei der Analyse von Hochwasser-Gefahrenzonen.

Dass die Stadt plant, dem Deilbach zwischen dem Fußballplatz an der Uferstraße und dem Bahnhof Nierenhof ein natürliches Überlaufbecken zu gönnen, hält Stefan Overkamp für eine gute Idee. Dort soll eine so genannte Retentionsfläche entstehen, in der das Wasser zurückgehalten werden kann.

Overkamp ist Langenberger, Diplom-Ingenieur für Raumplanung – und hat online gemeinsam mit einer Hydrogeologin eine Karte erstellt, die verschiedene Geodaten aus dem Hochwasserrisikomanagement des Landes NRW umfasst.

Überschwemmungsflächen zu klein

Die Geodaten, die im Internet frei abrufbar sind, hat Stefan Overkamp mit Daten zum Hochwasser vom 14. Juli 2021 angereichert. Das ist das Ergebnis.
Die Geodaten, die im Internet frei abrufbar sind, hat Stefan Overkamp mit Daten zum Hochwasser vom 14. Juli 2021 angereichert. Das ist das Ergebnis. © Stefan Overkamp

Die hat er mit Informationen zum Jahrtausendhochwasser vom 14. Juli angereichert – und festgestellt, dass die vom Land errechneten Überschwemmungszonen deutlich größer hätten sein müssen. „An jenem Tag hatten wir innerhalb von ein paar Stunden zwei Drittel der gesamten Niederschläge des Julis“, erinnert sich Overkamp.

„Die Böden waren total gesättigt – früher wäre das wahrscheinlich noch etwas anders ausgegangen, als es noch kleinere landwirtschaftliche Parzellen gab. Mit der heutigen industriellen Landwirtschaft aber sehen die Flächen, auf die der Regen fällt, natürlich ganz anders aus.“

Vergleich mit anderen Städten

Im Bereich der Altstadt haben die beiden Bäche – hier der Hardenberger – keinen Platz, um sich bei Hochwasser auszudehnen. Alternative Konzepte müssen also her – im Herbst wollen Stadt, TBV und BRW ein Hochwasserschutzkonzept vorlegen.
Im Bereich der Altstadt haben die beiden Bäche – hier der Hardenberger – keinen Platz, um sich bei Hochwasser auszudehnen. Alternative Konzepte müssen also her – im Herbst wollen Stadt, TBV und BRW ein Hochwasserschutzkonzept vorlegen. © FUNKE Foto Services | Barbara Zabka

Wer Overkamp in seinem Haus besucht, findet in seinem Arbeitszimmer verschiedenste Dokumente zur Überschwemmungs-Prävention. Der Langenberger kann ohne große Vorbereitung zum Beispiel darüber referieren, wie andere Städte mit dem Problem umgehen.

„In Köln etwa gibt es multifunktionale Retentionsflächen“, sagt er. Das heißt: An 363 Tagen im Jahr kann so eine Fläche etwa als Spielplatz benutzt werden, an zwei Tagen mit Starkregen füllt sie sich mit Wasser, das dann wieder abfließt oder verdunstet.

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Abstimmung mit Nachbarkommunen

So einen Spielplatz würde sich Overkamp auch für die Sender-Stadt wünschen, die Fläche rund um den eingangs erwähnten Fußballplatz an der Uferstraße hält er für ideal. Für andere Formen von Retentionsflächen hat der Experte ebenfalls Ideen: Die Flächen rund um die Villa Pax an der Deilbachstraße etwa; wobei diese auf Hattinger Gebiet lägen und es deshalb zu administrativen Problemen kommen könnte.

Oder aber die Felder rund um den Fußballplatz an der Kohlenstraße, für die es allerdings einer Kooperation mit den Städten Essen und Hattingen bedürfte. „Wir müssen wegen der Klimakrise davon ausgehen, dass so genannte Jahrhunderthochwasser öfter als alle hundert Jahre vorkommen. Bei einer Erderwärmung von zwei Grad mehr wird es vierzehn Prozent mehr Wasser in der Atmosphäre geben“, sagt Overkamp, der im Verwaltungsrat der TBV und für die Grünen im Stadtrat sitzt.

Schutzkonzept für Herbst angekündigt

„Es ist schon ein Jahr seit dem 14. Juli 2021 vergangen – und richtig viel hat sich noch nicht getan, um die Überschwemmungen beim nächsten Mal zu verhindern.“ Die Stadt will ihr Hochwasserschutzkonzept, das sie gemeinsam mit dem Bergisch-Rheinischen Wasserverband (BRW) und den Technischen Betrieben Velbert (TBV) erstellt, im Herbst finalisieren. Beauftragt wurde hierfür die Aachener Firma Hydrotec.

Informationen im Internet

Aufhttps://geodaten-velbert.de können alle Interessierten die Karten einsehen, die Overkamp mit seiner Kollegin erstellt hat.

Nicht nur zum Hochwasser gibt es dort Informationen, sondern etwa auch historische Karten oder Karten zu Tempo-30-Zonen.