Langenberg. Der Meisterkurs der Akademie zum Langenberg Festival ist beendet. Zum Abschluss
Sieben begabte junge Musikerinnen und Musiker, zwei beherzte Dozenten und eine Idylle mitten in der Natur – und das Glück ist perfekt. So geschehen auf Hof Fahrenscheidt, wo die Geigerin Nina Reddig einen Meisterkurs im Geigenspiel abhielt, eine weitere Station ihres nachhaltigen kulturellen Schaffens in Langenberg.
„Fragen der Orientierung und Karriereplanung“ sowie „Förderung individueller Ausdrucksfähigkeit“ sind Ziele ihres Unternehmens, das zudem unter den philosophischen Stern des Tao Te Ching gestellt wurde („Tugenden der Natürlichkeit“). Neben der hohen Zielsetzung war durchaus das gemeinschaftliche Erleben zum Beispiel am abendlichen Lagerfeuer wichtig.
„Außergewöhnliche Leistungen“
Ein Glück nicht nur für die jungen Musikerinnen und Musiker, auch für uns, die wir im Abschlusskonzert des Kurses außergewöhnliche Leistungen zu hören bekamen, ja ein Füllhorn an Begabungen uns präsentiert wurde.
Den Anfang machte der 14-jährige Till Stümke aus Aachen mit einem Stück des jungen – und ewig jungen- Mozart. Trotz seines Alters schon souverän die Cantilene gestaltend, organisch sich entwickelnd und zurücknehmend, bei allem Verve immer beherrscht und in den Grenzen der Klassik bewegend.
Jedoch zeigte er später, dass er auch andere Ausdrucksmittel beherrscht. In einer Violinsonate von Eugène Ysaye explodierte sein Temperament nahezu, und sein Können strahlte in einer Perfektion, die den Meister schon ahnen ließ.
„Vortrag ist ein Genuss“
Hannah Eichholz aus Kassel schloss sich an mit zwei Sätzen aus der „Frühlingssonate“ von Beethoven. Durch ihre ebenfalls schon virtuose Interpretation ließ sie die zwei Seelen von Beethoven erkennen – die eine, die liebevolle und die andere die robuste. Sie machte ihren Vortrag zum Genuss, den der lichtdurchflutete Raum, in den Hortensien und Rosen durch die Fenster blickten, noch verstärkte.
Julia Hable aus Bonn zeigte ihr Können mit dem letzten Satz des Violinkonzertes von Dimitri Kabalewski, das trotz irrwitziger Virtuosität immer spielerisch heiter wirkte. Stürmischer Beifall war ihr gewiss.
Jüngster spielt Mozart
Der jüngste der Teilnehmer, Vincent Tang mit 13 Jahren, begann ebenfalls mit einer Mozart-Violinsonate , wobei er Mozart mehr musikantisch auffasste in der Art wie sie uns Harnoncourt gelehrt hat. Dann aber im zweiten Durchgang brillierte er zum Erstaunen aller mit einem Satz aus einem Violinkonzert von Edouard Lalo. Kaum zu begreifen, welche Gestaltungskraftraft und geistige Energie in einem solch jungen Menschen stecken, die er auch offenbar machen kann.
Cedric Greiner wartete mit einem Satz aus einem Violinkonzert von C. H. de Bériot auf: beseelt und ganz hingegeben dem Schmelz dieser Musik. Dazu gegensätzlich interpretierte Magdalena Kahleyß die ersten vier Sätze aus der d-Moll-Violinpartita von J. S. Bach. Hier hörte man Bach vom Feinsten. Besonders im ersten Satz war jeder Ton gestaltet, sensibel erfasst, ausgekostet.
„Tonschöne Geige“
Auch wenn es in den folgenden Sätzen recht hurtig zuging, gab es doch immer wieder Inseln des Atmens und Verharrens. Die Interpretin ließ es nicht dabei bewenden. Sie musste beweisen, dass sie auch in der Romantik zu Hause ist und trug noch den langsamen Satz aus dem ersten Violinkonzert von Max Bruch vor, sicher auch deshalb um ihre tonschöne Geige noch voll in Einsatz zu bringen.
Lucia Bovender als die siebte im Bunde gestaltete den ersten Satz aus Mozarts viertem Violinkonzert – schwungvoll und einfühlsam, mit einer beeindruckenden künstlerisch ausladenden Kadenz.
Nicht unerwähnt bleiben soll Johannes Gehring, der Nina Reddig assistierte und Robert Weinsheimer von der Folkwang-Universität Essen, der die Korrepetition übernahm und den jungen Musikern in jedem Musikstil und in allen Eigenheiten der Interpretation kunstgerecht entgegen kam.
Hohes Niveau
Der Nachmittag zeigte, welch hohes Niveau die jungen Musikerinnen und Musiker heutzutage vorweisen. Alle, die zu hören waren, scheinen zu Solisten geboren zu sein.
Man kann nur wünschen, dass die von Nina Reddig intendierte „Orientierung und Karriereplanung“ für die jungen Künstlerinnen und Künstler zum Erfolg führen.
Und Nina Reddig sei weiter ein nicht nachlassender Impetus für die Nachwuchsförderung gewünscht.