Velbert. Die Schülerzahlen steigen und steigen. In Velbert fehlen Klassenräume. Eine erste Abhilfe traf in elf Teilen jetzt Am Schwanefeld ein.
Der Autokran lupft das nächste Container-Element an, hebt es vom Tieflader, schwenkt es ein Stück über den Schulhof der Velberter Grundschule Nordstadt, lässt es am Bestimmungsort herunter und platziert es punktgenau auf den für dieses Teil vorgesehenen (Kunststoff-)Lastverteilungsplatten. Die sind vorher exakt austariert und in die Waage gebracht worden; sechs solcher Auflagepunkte gibt es für jedes 3,5 Tonnen schwere Stahl-Element. Das Ganze wiederholt sich heute noch zehnmal – dann ist der bloße Aufbau der beiden Klassenräume Am Schwanefeld gelaufen.
Parallel mehrere große Projekte in Velbert
27 Meter lang und sechs Meter tief wird diese Interimslösung, die der städt. Fachbereich Immobilienservice bis zum Schulbeginn in der zweiten August-Woche schafft. In der Mitte der Zugang, beiderseits je ein 55 qm großes Klassenzimmer und an einem Ende eine Technik-Einheit. Das Team des Fachbereichs ist mit großen Projekten wie den Kita-Neubauten an der Fontane- und der Nordstraße, dem Velberter Bürgerforum oder den Vorbereitungen zum Grundschul-Neubau an der Grünstraße bestens beschäftigt, es nutzt aktuell jedoch auch diese Sommerferien, um außerdem diverse geplante Baumaßnahmen durchzuführen, ohne den Kita- und Schulbetrieb zu stören.
Prüfverfahren zur Gerhart-Hauptmann-Schule
„Vor dem Hintergrund steigender Schülerzahlen und dass noch die neue Grundschule Grünstraße fehlt und sie auch zum Schuljahr 2023/24 nicht fertiggestellt sein wird“, erklärte Beate Wosimski auf WAZ-Nachfrage zur Maßnahme Am Schwanefeld, „brauchen wir jetzt und im Folgenden Mehrklassen.“ Eine „Nordstadt“-Klasse werde die Container-Anlage ab dem Schuljahr 2022/23 und eine zweite von 2023/24 an nutzen, so die Abteilungsleiterin Schulverwaltung weiter. Darüber hinaus laufe an der Gerhart-Hauptmann-Grundschule hinsichtlich Raumkapazitäten ein Prüfverfahren.
Hausmeisterhaus wird nun anders genutzt
Am Schwanefeld ist bereits das ehemalige Hausmeisterhaus für die Schulleitung, die OGS-Leitung und das Sekretariat für 95.000 Euro umgebaut worden, im Hauptgebäude wurde das Lehrerzimmer vergrößert (45.000 Euro) und noch in diesem Jahr soll das vorhandene Treppen-Provisorium durch einen dauerhaften zweiten Flucht- und Rettungsweg ersetzt werden (50.000 Euro). Für den Anschluss der Container an Wasser, Strom, Heizung und EDV, für den Abwassertank sowie neue Möbel etc. wurden weitere 40.000 Euro ausgegeben.
Das Mietgeschäft dominiert
Aber jetzt stehen Marc Meyer – der Bautechniker macht für den Immobilienservice die Projektleitung – und Thorsten Hagemann auf dem Schulhof. Sie beobachten das Abladen der Container-Elemente, die hier nach einer gut 1200 Kilometer langen Reise mit einem kleinen Tieflader-Konvoi angekommen sind. Sie stammen aus einem tschechischen Werk der Firma „Bolle Mobile Raumsysteme“ (Telgte), die Module und Container herstellt. Hagemann ist Vertriebsleiter bei Bolle – Markenzeichen sind die grauen Container mit einem gelben Streifen – und erzählt, dass die Vermietung mit gut 80 Prozent das Kerngeschäft ausmache.
Verbesserte Optik und Akustik
Die Velberter mieten in diesem Fall ebenfalls, für vier Jahre plus Option auf ein fünftes. „Das macht mit Auf- und Abbau incl. Transport 388.000 Euro“, berichtet Marc Meyer beim Ortstermin. „Wir haben alle Standort-Optionen geprüft“, die Platzierung am Rande des Schulhofs gegenüber des Hauptgebäudes habe sich als die geeignetste erwiesen. Tragendes Element der Module sei jeweils der Stahlrahmen. Zwecks besserer Optik und Akustik sind sie innen mit einer beschichteten Spanplatte versehen und haben eine Akustik-Raumdecke. Einige kommen mit schon montiertem Heizkörper und Rohren. Die Module erhalten noch ein gemeinsames (zweites) Dach. Das verbessert die Isolierung und erleichtert die Entwässerung.
Maßnahmen auch in weiteren Schulen
Im Stadtbezirk Velbert-Mitte laufen in den Ferien noch weitere Maßnahmen. So gehen in der Gesamtschule Poststraße die Installationsarbeiten – Brandmeldeanlage, Elektroinstallation, Anpassung der Sicherheitsbeleuchtungstechnik – weiter.Im GSG (Gebäudeteil C) steht der Netzwerkausbau für schnelles Internet an, die Gerhart-Hauptmann-Grundschule bekommt einen Aufzug. Und die Grundschule Birth steht in der Liste mit „Instandhaltungsmaßnahmen am Dach“.
„Die restlichen Ferienwochen brauchen wir noch für die Feinarbeit“, sagt Marc Meyer, „aber das klappt.“ Derweil rangieren zwei Fahrer schon ihre leeren Tieflader, den Anhänger huckepack, gekonnt vom Schulgelände und brechen auf, retour in Richtung Heimat.