Velbert. Große Mehrheit im Ausschuss stimmt für die Errichtung, denn die Schülerzahlen steigen weiter an. Es gab aber Debatten über den richtigen Standort
In Velbert soll eine weitere, dreizügige Grundschule gebaut werden. Das hat der Schulausschuss auf seiner jüngsten Sitzung beschlossen. Als Standort für die neue Schule ist das Gelände der ehemaligen Pestalozzi-Schule – zwischen Kurze Straße und Grünstraße – vorgesehen, das momentan noch als Parkplatz dient.
Der Standort löste allerdings heftige Debatten im Ausschuss aus. Die Verwaltung hatte das Grundstück inmitten der Stadt vorgeschlagen. Rainer Hübinger (SPD) äußerste die Befürchtung, dass, wenn auf dem Pestalozziplatz eine Grundschule gebaut wird, es keinen Platz mehr für eine mögliche Erweiterung der Martin-Luther-King-Schule geben würde, sollte in Zukunft eine dritte Gesamtschule in Velbert errichtet werden. Es gibt noch ein alternative mögliches Schulbaugelände: „Am Baum“, wo gerade das alte Schulgebäude abgerissen worden ist
Vertagung beantragt
Jürgen Schürmann (FDP) beantragte die Vertagung der Entscheidung, da noch Beratungsbedarf bestehe. Dem folgte der Ausschuss aber nicht, sondern fügte nach längerer Debatte dem Beschluss zum Bau einer neuen Grundschule eine Bedingung zu: „Der Ausbau der Martin-Luther-King-Schule zu einer Gesamtschule muss möglich sein“. Dies wurde dann so beschlossen. Auf dem Gelände der ehemalige Schule am Baum, an der Fontanestraße, soll eine Klimasiedlung entstehen.
Demographische Entwicklung
Die demographische Entwicklung macht den Neubau einer weiteren Grundschule notwendig. So wurden in den Jahren 2016 bis 2018 so viele Kinder geboren – hinzu kommen Zuzüge – , dass es ab dem Schuljahr 2022 in Velbert-Mitte rund hundert ABC-Schützen mehr geben wird. Für Mitte ergibt sich daraus schon ab dem Schuljahr 2022/23 einen Bedarf von 22 Eingangsklassen, vorhanden sind momentan aber nur 18. Auch für die folgenden Jahre bis 2029 werden – Prognosen zufolge – immer 21 Eingangsklassen benötigt werden. Daher ist, so die Stadt, ein Schulneubau nötig – auch weil es in den vorhandenen Grundschulen keine Ausbaureserven mehr gebe.
Der Standort Pestalozzi-Platz ist nach Aussagen der Stadt auch deshalb dem in der Fontanestraße vorzuziehen, weil vor allem in diesem nord-östlichen Teil der Stadt – also in der eigentlichen Innenstadt – die zusätzlichen Schulplätze benötigt werden.
Zahl der Kinder im offenen Ganztag wird steigen
Das Planungsbüro Garbe/Lexis und von Berlepsch hat die Entwicklung der Schülerzahlen für die Stadt Velbert untersucht und kam zu dem Ergebnis, dass sich die hohe Zahl an Erstklässlern in den nächsten Jahren kaum verändern wird. Ulrike Lexis vom Planungsbüro wies die Ausschussmitglieder auf eine weitere Aufgabe hin, „in der viel Wucht sitzt“. Ab dem Jahr 2025 soll es einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung in der Grundschule geben. „Wenn, wie prognostiziert, 75 Prozent der Eltern das Angebot wahrnehmen, dann würde das für Velbert statt wie jetzt 1300 Kinder in 55 im offenen Ganztag 2600 Kinder in 106 Gruppen bedeuten“, so Ulrike Lexis – also eine Verdoppelung des Angebots.
Da müsste man dann auch über baulich ganz neuen Schulen nachdenken, so die Fachfrau weiter. Im Neubau der Grundschule Kastanienallee ist dieses neue Konzept bereits mit eingebracht worden, so dass die Klassenräume alle multifunktional eingerichtet sind und die Schüler auch am Nachmittag aufnehmen können.
Auch weiterführende Schulen bekommen mehr Schüler
Wenn es künftig mehr Grundschüler gibt, dann werden im Anschluss daran auch mehr Plätze an weiterführenden Unterrichtsstätten benötigt. Gibt es momentan 900 Viertklässler, die auf Haupt-; Real- und Gesamtschule oder aufs Gymnasium wechseln, werden es ab etwa 2026 rund 130 mehr sein. Die Wiederbelebung der Hauptschule und der Ausbau der Gesamtschule in Neviges seien, so Lexis, kurzfristig richtige Schritte.
Politsche Entscheidungen treffen
Aber langfristig sollte sich die Stadt überlegen, ob sie ihre Gesamtschulkapazität nicht weiter ausbauen wolle. In Velbert besuchten derzeit 30 Prozent der Schüler eine Gesamtschule, das sei im NRW-Schnitt vergleichsweise wenig. Hier müsse die Politik entscheiden.