Kreis Mettmann/Düsseldorf. Die Tourismus-Branche ist durch zwei Corona-Jahre arg gebeutelt. Strategiepapiere sollen jetzt Wege in die Zukunft und Potenziale aufzeigen.

Auch in unserer Region stand die Tourismus-Branche schon vor Corona vor ernsten Herausforderungen; über die beiden zurückliegenden Pandemie-Jahre sind die Sorgen allerdings noch deutlich gewachsen. Umso mehr ist die Branche nun im Fokus: Die IHK Düsseldorf hat jetzt ihr Strategiepapier „Die Zukunft des Tourismus in Düsseldorf und im Kreis Mettmann“ vorgelegt, derweil Düsseldorf Tourismus, Kreis Mettmann und das zugehörige Regionalmanagement fast im gleichen Atemzug das „Territoriale Strategiekonzept für die nachhaltige Entwicklung von Tourismus, Kultur und Naturerbe“ (TSK) für die Landeshauptstadt und das Neanderland vorstellen.

60 Prozent Schwund bei Übernachtungen

Patrick Rausch (li.), Marion Hörsken und Niklas Schulte erläuterten Anlass und Ziele des Strategiepapiers.
Patrick Rausch (li.), Marion Hörsken und Niklas Schulte erläuterten Anlass und Ziele des Strategiepapiers. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Es gehe um die Frage, wie der Neustart nach der Pandemie gelingen könne, erläuterte Marion Hörsken. „Wir wollen nicht jammern und meckern“, beteuert die IHK-Geschäftsführerin Branchenbetreuung, nachdem sie den Einbruch beziffert hatte: Die Übernachtungszahlen seien von sechs Millionen um 60 Prozent abgestürzt und im Kreisgebiet von einer Million (2019) auf 386.000 in 2021 gesunken.

Noch mitten in der Pandemie

„Wir sind mitten in der Pandemie“, sagt hingegen Patrick Rausch, er gehe jedoch nicht von einem erneuten Lockdown aus. „Golf ist ein Riesenthema“, berichtet der Direktor des Waldhotels (Heiligenhaus) und erzählt von Wochenend-Gästen aus den Niederlanden, die regelmäßig kämen, um auf der Anlage in Hösel Bälle zu schlagen und zu putten. Das Haus habe wegen des Booms auch E-Bikes angeschafft. Ein wachsendes Problem sei allerdings „das Kostenthema“ und der Personalmangel: „Wir kämpfen um Mitarbeiter, wir haben keine Hände mehr, uns fehlen die Menschen an der Front.“

Berufsbilder radikal überarbeitet

Taten gegen den Fachkräftemangel und für die Aufwertung des Berufsbildes im Gastgewerbe – sie sind Hörsken zufolge „radikal überarbeitet“, alte Klischees hielten sich jedoch in den Köpfen –, zählen zu den Kernforderungen des Ausschusses für Tourismus, Kongress- und Ausstellungswesen, der das IHK-Papier mit ausgearbeitet hat. Dort sind folgende weitere Ziele formuliert: Leisure-Tourismus – also den puren Freizeit- und Urlaubstourismus – forcieren, Aufenthaltsdauer verlängern und Regionalität, Nachhaltigkeit, Gesundheit und Klimaschutz nach vorne rücken.

Eine Tourismusallianz gründen

Ist gefragt und behauptet sich, hat aber mit Personalmangel und steigenden Kosten zu kämpfen: das Waldhotel Heiligenhaus.
Ist gefragt und behauptet sich, hat aber mit Personalmangel und steigenden Kosten zu kämpfen: das Waldhotel Heiligenhaus. © www.blossey.eu | Hans Blossey

Leisure-Tourismus stärken, Resilienz aufbauen oder Hotspots entlasten wurden als Handlungsfelder bzw. Ziele auch bei einer Befragung im Vorfeld des TSK genannt. Dieses Strategiekonzept soll einen Rahmen schaffen für alle, die mit eigenen Projekten und Maßnahmen die Region stärken wollen. Inzwischen ist das mit EU- und Landesmitteln finanzierte Konzept durch das Wirtschaftsministerium NRW genehmigt.

Es gilt: Förderfähig sind Projekte von Einzelnen und Konsortien, die sich aus dem TSK ableiten lassen. Es können sich nicht nur Verbände, Stiftungen oder Kultureinrichtungen, sondern auch kleine und mittlere Unternehmen um Fördermittel bewerben. Ab voraussichtlich Oktober können die ersten Projektskizzen eingereicht werden.

Inflation schlägt durch

Die Pandemie habe den Trend zum wohnortnahen Tourismus verstärkt; hier gebe es ein großes Potenzial für die touristische Entwicklung im Neanderland, das sich positiv auf die Region auswirken könne, glaubt Hoteldirektor Rausch, der auch Mitglied des IHK-Regionalausschusses Mettmann ist. Allerdings müsse es der Politik gelingen, die Folgen der Inflation abzumildern. Man sei gezwungen aufgrund höherer Einkaufskosten die Preise anzupassen. Zudem seien die Gäste beim Spontanurlaub zurückhaltender, beschreibt er die Lage.

Marion Hörsken ist nicht zuletzt an einer Betrachtung „über Kreisgrenzen und den IHK-Bezirk hinaus“ gelegen. „Wir wollen fördern, aber nicht für eine Kommune denken, sondern die Wechselwirkungen betrachten und die Region sehen.“