Velbert. Velberts Kommunalgebühren sind über Jahre eine stabile Sache gewesen. Aber die Teuerung macht auch vor den Technischen Betrieben nicht halt.

Alle Jahre wieder ist im letzten Quartal im Verwaltungsrat der Technischen Betriebe Velbert (TBV) die Gebühren-Vorschau fällig. In der Regel schon mit sehr konkreten Angaben zu den „Preisen“ für Abfallentsorgung, Entwässerung, Straßenreinigung, Winterdienst und Co. im Folgejahr. So war der Zeitpunkt jetzt ungewohnt, dass in der jüngsten Sitzung bereits das Thema „Preis- und Gebührenentwicklung“ auf den Tisch kam. Aus gutem, leider unerfreulichen Grund. Im Gespräch mit der WAZ erläuterte Sven Lindemann: „Wir merken in allen Bereichen, dass es teurer wird.“ Deshalb, so der TBV-Vorstand, wolle er schon jetzt den Finger heben und warnen, „dass hier Ungemach droht“.

Velbert lag immer deutlich unter dem Verbraucherpreisindex

Die Silos sind noch fast zu 100 Prozent voll. Die Streusalzvorräte wurden noch zu alten Konditionen eingelagert.
Die Silos sind noch fast zu 100 Prozent voll. Die Streusalzvorräte wurden noch zu alten Konditionen eingelagert. © WAZ FotoPool | KREIMEIER, Detlev

Grundsätzlich gilt nämlich: Die Kommunalgebühren werden kostendeckend kalkuliert. Schaut man sich etwa das vergangene Jahrzehnt an, so liegt die Entwicklung der Velberter durchgängig und mit wachsender Deutlichkeit unter der des allgemeinen Verbraucherpreisindex. Sie steigen allenfalls moderat, sind mitunter stabil und sinken sogar mal. Aktuell muss z. B. einer der Musterhaushalte – ein Einfamilienhaus mit vier Bewohnern – unterm Strich bloß 0,01 Cent mehr als in 2021 zahlen.

Stromkosten klettern fast um 30 Prozent

Auch die TBV bekommen die höheren Energie- und Treibstoffpreise zu spüren. Einer Hochrechnung auf Basis des ersten Quartals 2022 zufolge ist allein hierdurch ein Gebührenanstieg von ca. einem Prozent zu erwarten. Die Stromkosten sind gegenüber 2021 um fast 30 Prozent gestiegen. Heuer habe der vereinbarte Gaspreis noch Bestand, für 2023 stünden „vermutlich deutliche Mehrkosten“ ins Haus, heißt es. Hinzu kämen Material- und Dienstleistungskosten. Lindemann zufolge tauschen die TBV übers Jahr u. a. 850 240-Liter-Tonnen aus. Deren Stückpreis ist von 20 auf 27 Euro gestiegen. „Überhaupt noch nicht einschätzbar“ sei die tarifliche Entwicklung für die Beschäftigten der TBV.

Streusalz-Silos sind noch gut gefüllt

Treibstoffkosten schlagen natürlich auch bei Straßenreinigung und Winterdienst durch. Hier könnten die Gebühren bis zu 1,5 Prozent zulegen. Immerhin: „Glücklicherweise sind unsere Silos voll“, meldet der Vorstand. Schließlich gibt es bereits Ankündigungen, dass die Streusalz-Bezugskosten „angepasst“ werden sollen.

Erfreuliche Aussichten bei der Kreismischgebühr

TBV-Vorstand Sven Lindemann macht sich Sorgen über die wachsenden Belastungen der Bürgerschaft.
TBV-Vorstand Sven Lindemann macht sich Sorgen über die wachsenden Belastungen der Bürgerschaft. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Eine weitere gute Nachricht gibt es zu den Müllgebühren: Zwar dürften die Transporte zu den Umladestationen teurer werden, aber der Kreis Mettmann hat vielfach langfristige Verträge mit Lieferanten bzw. Dienstleistern, die heuer und in 2023 Bestand haben. Ebenfalls positiv sind die Erlöse der Altpapiervermarktung, die bei der Kreismischgebühr womöglich als Kompensation für Mehraufwendungen taugen.

Ende offen bei der Entwässerung

Bei den Entwässerungsgebühren rechnen die Verantwortlichen einerseits damit, dass aufgrund eines steigenden Baukostenindex Normalverbraucher künftig fast vier beim Schmutz- bzw. 6,5 Prozent beim Niederschlagswasser bezahlen müssen. Andererseits könnten aus dem OVG-Musterverfahren bei den Einzelgebühren Entlastungen von bis zu 25 Prozent resultieren. „Die kommunale Familie“, so der TBV-Chef, warte hier auf eine Regelung durch den Gesetzgeber.

Von allen Seiten belastet

Fehlende Ersatzteile sind ein handfestes Problem

Massive Probleme melden die TBV nicht nur grundsätzlich hinsichtlich Preissteigerungen und Lieferfristen, sondern ganz speziell auch bei der Versorgung mit Ersatzteilen. So müssen mitunter bei unerwartet längeren Ausfallzeiten wegen Instandsetzungen Ersatzfahrzeuge angemietet werden, damit der Betrieb überhaupt weiter laufen kann.Es wird überlegt, den Bestand an eigenen Ersatzfahrzeugen nach und nach aufzustocken, indem man z. B. Altfahrzeuge erst zeitverzögert verkauft.

„Wenn ein Haushalt über alles 50 Euro mehr Gebühren im Jahr zahlen muss, ist das wirklich viel Geld und tut weh“, sagt Sven Lindemann. Das mache ihm Sorgen, „weil die Bürger und Bürgerinnen ja ohnehin schon von allen Seiten belastet werden.“