Velbert. Seit einem Jahr gibt es zusätzlich die Abendtafel in Velbert. Das Angebot soll fortgeführt werden, auch unter aktuell schwierigen Bedingungen.

Kann man sich darüber wirklich freuen? Tanja Högström und Renate Zanjani von der Tafel Niederberg können darauf keine klare Antwort geben. Natürlich sei es schön, wenn ein neues Angebot gut angenommen werde – auf der anderen Seite zeige es im konkreten Fall aber eben auch, dass der Bedarf der Velberter nach Unterstützung immer größer werde.

Vor einem Jahr ist am Tafel-Standort Velbert-Mitte (Mettmanner Straße 53) zusätzlich zu den regulären Öffnungszeiten die so genannte Abendtafel gestartet worden – immer freitags von 17 bis 19 Uhr. „Beim ersten Termin waren genau zwei Gäste da“, erinnert sich Tanja Högström noch gut. „Wir haben uns eine Frist von acht Wochen gesetzt, um zu schauen, wie sich die Zahlen entwickeln.“

Jeden Freitagabend kommen im Schnitt 55 Haushalte zur Tafel nach Velbert

Mittlerweile kommen freitags durchschnittlich 55 Haushalte. Insgesamt wurden in dem Jahr 1662 Gäste mit Lebensmitteln versorgt. Es seien vor allem Gäste, die während der regulären Ausgabetermine (an der Mettmanner Straße immer dienstags und donnerstags in den Mittagsstunden) arbeiten würden, erläutert Renate Zanjani. Auch unter den neun bis 14 Ehrenamtlichen seien einige, die direkt von der Arbeit zur Ausgabe kommen würden und sich so nun mehr als in der Vergangenheit engagieren könnten.

Dank an die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer

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Jeden Freitagabend genügend Helfer zu haben, sei „schon eine Herausforderung“, so Zanjani weiter. Bisher sei es aber immer gelungen. Und viele der Ehrenamtlichen seien seit der ersten Ausgabe dabei – der Großteil sei geblieben. „Dafür sagen wir Danke“, so Tanja Högström – wohlwissend, dass man den Start ins Wochenende auch anders verbringen könnte.

Mittlerweile habe sich die Abendtafel zu einem „Ort der Begegnung“ entwickelt, sagt Högström. Viele Gäste würden schon nachmittags auf den Hof kommen, dort sitzen und „klönen“. Auch das sei eben Tafel.

Sorgenfalten bei den Tafel-Verantwortlichen: Mehr Gäste, weniger Lebensmittel

Die aktuellen Rahmenbedingungen bereiten den Tafel-Verantwortlichen indes Sorgen: Die Zahl der Gäste an den verschiedenen Standorten in Velbert, Wülfrath und Heiligenhaus sei in den vergangenen Monaten um rund 20 Prozent auf aktuell 960 gestiegen. Hinzu kommen 430 Ukraine-Flüchtlinge, die ebenfalls von der Tafel Niederberg versorgt werden.

Leere Lager bei der Tafel Niederberg in Velbert: Wo sonst Lebensmittel lagern, sind die Regale derzeit erschreckend leer. 
Leere Lager bei der Tafel Niederberg in Velbert: Wo sonst Lebensmittel lagern, sind die Regale derzeit erschreckend leer.  © Unbekannt | Philipp Nieländer

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Auf der anderen Seite verzeichnet die Tafel Niederberg einen Spendenrückgang. Und: Die Lager sind leer. „Und es sieht auch nicht so aus, als ob sie sich in naher Zukunft wieder deutlich füllen würden“, sagt Renate Zanjani. Supermärkte würden weniger Ware bestellen. Auch dort seien die Regale leerer als noch im vergangenen Jahr. Zusätzlich würde immer mehr Ware, die kurz vor dem Mindesthaltbarkeitsdatum stehe, mit Rabatt verkauft. Die Folge: Für die Tafel bleiben immer weniger Lebensmittel übrig.

Die Tafel Niederberg freut sich auch über kleine Spenden

Insofern freue sich die Tafel Niederberg im Moment noch mehr als sonst „über jede Tüte Reis, die wir bekommen können“, sagt Renate Zanjani. Und das sei durchaus wörtlich gemeint: Privathaushalte können während der Tafel-Öffnungszeiten verschlossene Lebensmittel auch in Kleinmengen an den Ausgabestandorten abgeben. „Es gibt einige Unterstützer, die im Supermarkt einfach etwas mehr als benötigt einkaufen und uns dann vorbeibringen“, sagt Tanja Högström. „Jede Spende hilft uns gerade sehr.“

Ein Aufnahmestopp ist bislang nicht geplant

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Einen Aufnahmestopp – wie beispielsweise in Düsseldorf, Bochum oder Essen – gibt es bei der Tafel Niederberg noch nicht. Auch geplant sei das nicht, so Högström und Zanjani. Man versuche, durch Optimierung von Abläufen und Prozessen die erhöhte Zahl der Gäste bewältigen zu können. Allerdings sei man am Standort Wülfrath mittlerweile an der Kapazitätsgrenze angekommen, so dass man Kunden auf andere Ausgabestandorte verweisen müsse.

>>> Die Tafel Niederberg

Die Tafel Niederberg ist ein Angebot der Bergischen Diakonie.

Möglich wird das Angebot durch Lebensmittelspenden von Geschäften sowie durch Geldspenden von Privatleuten und Unternehmen.

Das Spendenkonto ist auf der Homepage der Tafel Niederberg zu finden.