Tönisheide. Die 2019 gestartete Schule hat mit der BLF Gruppe einen ersten Kooperationspartner in der Wirtschaft. Weitere Partnerschaften sind in Planung.

Wirtschaft und Schule – gehört das zusammen? Jens Brandenburg, Leiter der 2019 an den Start gegangenen Gesamtschule Neviges, und Désirée Bleckmann, Prokuristin der Tönisheider BLF Gruppe, haben dazu eine klare Meinung: Ja, das gehört zusammen. Schließlich sind die Schüler von heute die Arbeitnehmer und Unternehmer von morgen.

Viele weiterführende Schulen haben daher bereits Kooperationen mit Unternehmen. In der noch jungen Gesamtschule war das bisher noch nicht der Fall. „Die Berufsfelderkundung startet in der achten Klasse“, so Brandenburg – also erstmals überhaupt im kommenden Schuljahr, denn bisher gibt es nur die Klassen fünf bis sieben. Insofern passte es aus Sicht der Schule perfekt, dass die Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Düsseldorf im Frühjahr die Aktion „Wirtschaft trifft Schule“ gestartet hat, bei der insgesamt 35 Unternehmerinnen und Unternehmer – alle Mitglied der gewählten IHK-Vollversammlung – Schulen besuchen.

Velberter Unternehmen bietet vier verschiedene Ausbildungen an

IHK-Vizepräsidentin Désirée Bleckmann, die die Geschicke im Familienunternehmen in nunmehr vierter Generation mitverantwortet, freut sich besonders, eine Schule „vor der Haustür“ besuchen zu dürfen: Der Firmensitz der BLF Gruppe an der Milchstraße und die Schule sind gerade einmal 15 Gehminuten voneinander entfernt. Und mit „Kaufmann/Kauffrau für Groß- und Außenhandelsmanagement“, Berufskraftfahrer/-in, Fachkraft für Lagerlogistik sowie Fachlagerist/-in werden gleich vier recht unterschiedliche Ausbildungen in dem Unternehmen, das als Lebensmittelgroßhändler Schulmensen, Betriebskantinen, Kitas und Krankenhäuser beliefert, angeboten. „Gute Voraussetzungen für eine Kooperation“, fanden Bleckmann und Brandenburg, der in Tönisheide aufgewachsen ist.

Lehrern fehlt bei Ausbildungsberufen die Expertise

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Die nun geschlossene Kooperation bezeichnen Bleckmann und Brandenburg als „Win-win-Situation“. „Wir sind in der Vergangenheit gerade nicht von Bewerbern für einen Ausbildungsberuf überrannt worden“, sagt die BLF-Prokuristin. „Und wir als Schule müssen uns uns eingestehen, dass die Berufsberatung für Ausbildungsberufe nicht unsere Kernkompetenz ist. Wir als Lehrer haben alle studiert – da fehlt uns dann einfach die Expertise.“

Die BLF Gruppe aus Velbert-Tönisheide beliefert als Lebensmittelgroßhändler Großküchen mit Nahrungsmitteln – beispielsweise Kantinen, Mensen und Krankenhäuser.
Die BLF Gruppe aus Velbert-Tönisheide beliefert als Lebensmittelgroßhändler Großküchen mit Nahrungsmitteln – beispielsweise Kantinen, Mensen und Krankenhäuser. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Prokuristin hat alle Abteilungen des Unternehmend durchlaufen

Désirée Bleckmann, die in der BLF Gruppe die Azubis betreut, hat selbst zwar BWL studiert – war aber von Kindesbeinen an im Unternehmen. „Da musste ich dann auch das Lager fegen und Hubwagen bedienen“, sagt sie. Während des Studiums habe sie dann noch einmal ganz bewusst alle Abteilungen durchlaufen – ist auch im Lastwagen mitgefahren. „Das ist wichtig, dass man von den Kolleginnen und Kollegen ernst genommen wird“, findet sie.

Im Rahmen der Kooperation sind die Nevigeser Gesamtschüler bei Berufsfelderkundungen (8. Klasse) oder auch Praktika (9. Klasse) im Unternehmen willkommen – darüber hinaus könnten sich beispielsweise auch BLF-Azubis und Schüler direkt miteinander austauschen.

Gesamtschule Neviges sucht weitere Wirtschafts-Kooperationen

„Wir als Schule sind froh, so einen Partner zu haben“, sagt Schulleiter Brandenburg. Und es sollen weitere Wirtschafts-Partner hinzukommen. Mit der Sparkasse HRV sei man schon in konkreten Planungen, auch mit der Barmer habe man Gespräche geführt. „Und wir sind auf jeden Fall offen für weitere Kooperationen“, betont Jens Brandenburg. Gern könnten sich interessierte Unternehmen in der Schule melden.

>>> Ausbildung

Ein deutliches Minus von rund 24 Prozent bei den geschlossenen Ausbildungsverträgen hat es zwischen 2019 und 2021 gegeben.

Viele Schüler hätten sich in dieser Zeit entschieden, weiter den schulischen Weg hin zum (Fach-) Abitur einzuschlagen, heißt es von der IHK.

Corona-bedingt fehlende Beratungsangebote in Schulen und abgesagte Ausbildungsbörsen seien vermutlich ein Grund.

Für das Ausbildungsjahr 2022 geht die Zahl der Verträge wieder nach oben.