Langenberg/Neviges. Wasserverband, Stadt und Technische Betriebe Velbert erstellen ein Hochwasserschutz-Konzept. Aber auch jeder Private kann Vorkehrungen treffen.
Die aufwändige Grundlagen-Ermittlung u. a. mit Vermessung der Gewässer, umfangreicher Daten-Erhebung und Modellaufbau per Computer ist mittlerweile abgeschlossen. Im nächsten Schritt geht’s nun darum, mögliche Maßnahmen und Vorkehrungen zu sondieren, sie auf ihre Realisierbarkeit und Wirksamkeit hin zu checken und in das Modell einzubauen. Der Bergisch-Rheinische Wasserverband (BRW), die Stadt Velbert und die Technischen Betriebe Velbert (TBV) erstellen gemeinsam ein Hochwasserschutz-Konzept, das vor allem den Deilbach und den Hardenberger Bach im Fokus hat. Die Beteiligten wollen es etwa im September/Oktober zum Abschluss bringen.
Im Frühsommer 2021 in Velbert begonnen
Damit angefangen haben die drei Parteien wohlgemerkt schon im Frühsommer 2021, gut einen Monat vor dem „Land unter“ bis dato ungekannten Ausmaßes, das vor Ort hauptsächlich Langenberg, aber auch Neviges getroffen hat und das sich Mitte kommenden Monats zum ersten Mal jährt. Damals seien bereits erste Abstimmungsgespräche zwischen den Auftraggebern und den in Essen ansässigen Fachleuten des beauftragten Büros „Hydrotec“ (Aachen) geführt worden, berichtete TBV-Vorstand Sven Lindemann jetzt auf Nachfrage der WAZ.
Maßnahme schafft Strukturvielfalt
Recht konkret – und auch schon länger in der Planung – ist ein Vorhaben in der Deilbachaue. Dort, zwischen dem Sportplatz Uferstraße und dem S-Bahn-Haltepunkt Nierenhof, soll der Bach Platz bekommen, sich im Fall des Falles auszubreiten. Die Schaffung neuer Retentionsflächen gehe mit dem Bau eines Rückhaltebeckens einher, erläutert Kristin Wedmann (BRW). Das Projekt gehöre zwar nicht zu dem Konzept, passe aber sowohl unter ökologischen als auch Hochwasserschutz-Aspekten ausgesprochen gut dazu: „Es wird eine Strukturvielfalt geschaffen, entsteht Lebensraum für Tiere und Pflanzen“, so die Leiterin Geschäftsbereich Technik.
Nachbarstadt hängt sich dran
„Wir hoffen auf einen Baubeginn Ende 2023“, sagt Wedmann zum Ablauf, die Unterlagen seien beim Kreis Mettmann zwecks Genehmigung eingereicht. „Wir gehen davon aus, dass das Vorhaben ob der Brisanz des Themas zügig bearbeitet wird“, fügt Jörg Ostermann hinzu. Essen wolle sich hinsichtlich des weiteren Verlaufs des Deilbachs auf eigenem Stadtgebiet ans Konzept dranhängen, so der Velberter Planungsdezernent.
Rückhalteräume im Oberlauf
Die beim Konzept in Erwägung gezogenen Maßnahmen würden in das eingangs erwähnte Modell eingefügt und nicht zuletzt dahingehend geprüft, ob sie Verbesserungen brächten und welche Wechselwirkungen sie zeitigten, beschreibt Ostermann das Vorgehen. „Wir versuchen im Oberlauf des Gewässers Rückhalteräume mit Rückhaltebecken als Puffer zu finden“, erklärt Kristin Wedmann. Dafür sei es im Bereich der Langenberger Altstadt zu eng – und auch zu spät. Darüber hinaus nehme man Schutzmaßnahmen vor Ort in den Blick: z. B. Mauern, Wälle oder auch die Profil-Aufweitung des jeweiligen Gewässers.
Wohl besser, aber nicht total sicher
Wovor Kristin Wedmann, Sven Lindemann und Jörg Ostermann allerdings unisono und eindringlich warnen, das ist die illusorische Vorstellung, gegen Hochwasser sei bei entsprechendem Aufwand grenzenloser Schutz möglich. Das sei selbst bei vollständiger Umsetzung sämtlicher denkbarer Vorkehrungen nicht machbar, sagen sie. Ostermann: „Wir können besser, aber nicht total sicher.“
Auch der Eigentümer ist gefordert
Nicht zuletzt erinnern sie auch an die individuelle Verantwortung fürs Eigentum. Und da könne eigentlich jeder etwas tun: vom Schutztor und Dammbalken-Verschluss über dichte Kellerfenster bis zum Schutz von Licht- bzw. Kellerschächten. Zudem solle man sich die Art der Nutzung potenziell gefährdeter Räume sehr gut überlegen, einen Generator für den Weiterbetrieb seiner Pumpe bereit halten und – mit Blick auf die Kanalisation – Rückstauklappen einbauen und regelmäßig kontrollieren (lassen).
Die Pegeldaten einfach online nachschauen
Der BRW stellt mit dem Tool „PegelOnline“ Pegel- und Niederschlagsdaten aus seinem Verbandsgebiet öffentlich zur Verfügung. Die Messdaten sind über einen Link auf der Homepage www.brw-haan.de abrufbar und auch direkt über den Link pegelonline.brw-haan.de einzusehen.
„Mit ,PegelOnline’ kann die Öffentlichkeit den Wasserstand an den Gewässern beobachten, so dass im Extremwetterfall frühzeitig Einschätzungen der Situation gemacht werden können“, erklärt BRW-Geschäftsführer Engin Alparslan. Zum Start des Tools seien zunächst Daten von 17 Gewässerpegeln und 32 Niederschlagsmessstationen abrufbar.