Velbert. Die Unterbringung der Flüchtlinge stellt die Stadt zunehmend vor Probleme – zumal die Unterkunft am Waldschlösschen geschlossen werden muss.

In den Aufnahmeeinrichtungen der Stadt Velbert für Flüchtlinge gibt es derzeit keine freien Plätze mehr. Zudem muss die Unterkunft „Waldschlösschen“ im Sommer geschlossen werden. „Wir sind am Limit“, sagte Sozialdezernent Gerno Böll auf der gemeinsamen Sitzung des Sozialausschusses mit dem Integrationsrat. Eigentlich sollte das Thema „Pflege für Menschen mit Migrationshintergrund“ im Mittelpunkt der Sitzung stehen, doch dieses Thema ist eigentlich keines, wie sich herausstellte.

808 Geflüchtete aus der Ukraine in Velbert

In der Stadt Velbert halten sich nach Bölls Worten derzeit 808 Flüchtlinge aus der Ukraine aus, 671 Menschen erhalten Leistungen. Doch auch die Zuweisung von Flüchtlingen und Asylbewerbern durch die Bezirksregierung sind auf einem hohen Niveau. So wurden Velbert in den ersten fünf Monaten dieses Jahres bereits 200 Menschen zugewiesen, im gesamten Jahr 2021 seien es nur 195 gewesen. Böll rechnet in den Sommermonaten mit steigenden Zahlen, zumal sich durch den Ukrainekrieg und die damit verbundene Weizenknappheit auf dem Weltmarkt die Situation in vielen Ländern verschlimmert.

Unterkunft am Waldschlösschen wird geschlossen

Freie Plätze gibt es aber schon jetzt kaum mehr in den Velberter Einrichtungen. Hinzu kommt, dass die Unterkunft Waldschlösschen – hier sind derzeit noch 50 Menschen untergebracht, darunter 30 Ukrainer – im Kürze geschlossen werden muss, wegen des Abrisses der Hardenbergschule und des Neubaus der Gesamtschule. Entlastung erhofft sich die Stadt Velbert durch die Eröffnung der Einrichtung an der Langenberger Hohlstraße, bei Vollbetrieb können hier 80 Menschen untergebracht werden.

Nur die erste Anlaufstelle in Velbert

Wenn die Kapazitäten nicht ausreichen, sollen auch in der Halle Fontanestraße Flüchtlingen untergebracht werden. „Dies soll aber immer nur die erste Anlaufstelle für die Menschen sein“, so Böll. Allerdings werde es immer schwieriger, im Anschluss daran Wohnraum für die Geflüchteten zu finden. Böll: „Der Wohnungsmarkt in Velbert steht unter Druck“. Und dort, wo es Wohnungen gibt – also eher in Velbert-Mitte – gibt es keinen Platz in den Grundschulen. Und wo es Platz an Schulen gibt, fehlt es an Wohnraum. Somit stellt auch die Schulversorgung der Flüchtlingskinder die Stadt vor Probleme.

Im März ist die ehemalige Schule am Waldschlösschen für die Flüchtlinge hergerichtet worden. Nun muss die Schule für einen Neubau weichen.
Im März ist die ehemalige Schule am Waldschlösschen für die Flüchtlinge hergerichtet worden. Nun muss die Schule für einen Neubau weichen. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Erfolgsgeschichte des Info Point

Eine Erfolgsgeschichte hingegen konnte Gero Sinha von der Langenberger Integrationshilfe (IHLA) verkünden. Seit Anfang April betreibt sein Verein in Neviges den Info Point für ukrainische Flüchtlinge, nachdem immer mehr Ukrainer in Velbert ankamen. Rund 30 Anliegen werden hier pro Tag bearbeitet, drei hauptamtliche und vier weitere ehrenamtliche Mitarbeiter kümmern sich mittlerweile um die Ratsuchenden. Seit Anfang Mai hat die IHLA in der Nachbarschaft des Info Point Räume für eine Sprachschule angemietet, acht Sprachcoaches unterrichten in Kleingruppen. Hier sollen die Teilnehmer einfaches Alltagsdeutsch lernen. „Die meisten der Flüchtlinge sind Frauen mit Kindern, die nicht dauerhaft in Deutschland bleiben wollen, schließlich sind ihre Männer und Väter der Kinder noch in der Ukraine“, erklärt Gero Sinha. Aber dennoch könne sich ihr Aufenthalt eine Weile hinziehen.

Wenige Migranten

Eigentliches Schwerpunktthema der gemeinsamen Sitzung der beiden Gremien sollte die Pflege von Menschen mit Migrationshintergrund sein. Marcel Koch, Pflegedienstleiter des Pflegedienstes Lange, erklärte, dass unter den Patienten des Pflegedienstes kaum Migranten seien, bei 300 Einsätzen seien es sechs bis sieben. Und dies sei dann meist Akutpflege, in der alltäglichen Körperpflege gebe es aber so gut wie keine. „Die meisten Pflegebedürftigen werden komplett von den Familien versorgt“, berichte Koch von seinen Erfahrungen. Ähnliches sagte auch die Selbsthilfebeauftragte beim Paritätischen im Kreis Mettmann, Semra Yildiz-Can. Von den rund 135 Selbsthilfegruppe im Kreis sind lediglich zwei von Migranten geleitet. Und auch bei der Pflege- und Wohnberatung der Stadt Velbert gibt es nur wenige Migranten, die Rat suchten.

>>>Selbsthilfe für Migranten

Der Paritätische im Kreis Mettmann hat mit Semra Yildiz-Can eine eigene Beauftragte für die kultursensible Selbsthilfe.

Sie setzt sich dafür ein, dass mehr Migranten an Selbsthilfegruppe teilnehmen. Das Prinzip der Selbsthilfegruppen sein in Kreisen vieler Migranten noch nicht angekommen. Kontakt: yildiz-can@paritaet-nrw.org oder 02104 965626.