Velbert. Die Hochschule Bochum bietet künftig Praxiskurse im Nikolaus-Ehlen-Gymnasium an und die Schüler können Praxistage auf dem Campus verbringen.

Lange Zahlenreihen an der Tafel, das Periodensystem und Formeln, die auswendig gelernt werden müssen: Unterricht in den mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächern kann sehr theoretisch und richtig langweilig sein – oder aber durch viele praktische Elemente aufgepeppt werden, so dass die Schülerinnen und Schüler Spaß daran haben – vielleicht sogar so viel Spaß, dass sie sich nach dem Abschluss beruflich in diese Richtung gehen wollen.

Das Velberter Nikolaus-Ehlen-Gymnasium (NEG) und die Hochschule Bochum mit ihrem Campus Velbert/Heiligenhaus haben nun eine Kooperation geschlossen, die genau das erreichen soll: Durch verschiedene Praxis-Bausteine, die von der Mittel- bis zur Oberstufe angeboten werden, soll das Interesse an Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) bei den Schülern geweckt werden, Talente sollen gefördert und praxisnah für die Berufswelt ausgebildet werden.

Velberter Unternehmen suchen händeringend Fachpersonal

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„Unternehmen in der Region suchen händeringend Fachpersonal – der Bedarf in der regionalen Wirtschaft ist riesig“, sagt Prof. Dr. Andreas Wytzisk-Arens, Präsident der Hochschule. NEG-Schulleiter Conrad Aust hat beobachtet, „dass die Velberter Schüler gar nicht das Bedürfnis haben, nach dem Abitur in die weite Welt zu gehen, sondern gern in der Region bleiben“. Die Voraussetzung: Es muss passende Ausbildungs- oder Studien-Möglichkeiten geben. Und da sei der Campus Velbert/Heiligenhaus doch ein wahres Juwel, schwärmt der Hochschul-Präsident.

Conrad Aust, Schulleiter des Nikolaus-Ehlen-Gymnasiums (l.), und Prof. Dr. Andreas Wytzisk-Arens Präsident der Hochschule Bochum, haben die Kooperationsvereinbarung unterzeichnet.
Conrad Aust, Schulleiter des Nikolaus-Ehlen-Gymnasiums (l.), und Prof. Dr. Andreas Wytzisk-Arens Präsident der Hochschule Bochum, haben die Kooperationsvereinbarung unterzeichnet. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Mitarbeiter der Hochschule kommen mit dem „Talentmobil“ nach Velbert

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Davon sollen sich die NEG-Schülerinnen und Schüler nun im Rahmen der Kooperation überzeugen können – wobei die Hochschule meistens in die Schule kommen wird, wie Christine Heinrichs, auf dem Campus zuständig unter anderem für Schulkooperationen, erklärt. „Zeitlich wäre es sonst nur in Ausnahmefällen möglich, mit einer ganzen Schulklasse für einen zweistündigen Kurs nach Heiligenhaus zu fahren“, sagt Schulleiter Aust. Das sogenannte „Talentmobil“ der Hochschule hat unter anderem 3-D-Drucker, Roboter-Technik und VR-Brillen an Bord, so dass die Mittelstufen-Praxiskurse des Schülerlabors direkt im Klassenzimmer stattfinden können.

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Schüler lernen Unterschiede zwischen den Studiengängen kennen

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„In der Oberstufe möchten wir dann gezielter MINT-Talente fördern und sie auf die Anforderungen vorbereiten, die im Technik- oder Informatikstudium eine Rolle spielen“, erläutert Christine Heinrichs. Und die Schülerinnen und Schüler sollen die Unterschiede der verschiedenen Studiengänge kennenlernen, so Prof. Dr. Dietmar Gerhardt, der selbst Elektrotechnik und Informatik lehrt. Wo liegen die Unterschiede zwischen „Elektronik und Signalverarbeitung“ und „Roboter- und Rechnertechnik“? Und was genau steckt hinter „Automatisierungstechnik“? Oder könnte eher Wirtschaftsinformatik das passende Studienfach sein?

Der Campus Velbert/Heiligenhaus der Hochschule Bochum: Die Velberter Schülerinnen und Schüler können in den Hochschul-Alltag hineinschnuppern.
Der Campus Velbert/Heiligenhaus der Hochschule Bochum: Die Velberter Schülerinnen und Schüler können in den Hochschul-Alltag hineinschnuppern. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Drei Praxistage auf dem Campus – einer in einem Unternehmen

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Bei den sogenannten Praxistagen können NEG-Schüler dann vier aufeinanderfolgende Tage an der Hochschule verbringen, wo sie sowohl „echte“ Kurse besuchen als auch speziell für sie zugeschnittene Experimente machen können. An einem Tag geht es in ein mit der Hochschule kooperierendes Unternehmen, wo die Schüler in den Berufsalltag hineinschnuppern können. Ein wichtiges Element dabei: Austauschmöglichkeiten mit den Studierenden. „Bei etwa Gleichaltrigen fällt vielen Schülern das Stellen von Fragen einfach leichter als bei Dozenten oder in Beratungssituationen“, so Conrad Aust.

Kooperation ist langfristig angelegt und breit aufgestellt

Die Kooperation ist bewusst breit aufgestellt und langfristig sowie stufenübergreifend angelegt. „Oft gibt es einzelne Veranstaltungen oder eine Unterrichtsreihe und dann war’s das schon wieder“, sagt Hochschulpräsident Wytzisk-Arens. Das bringe dann wenig. „Wenn wir gemeinsam etwas erreichen wollen, dann muss das langfristig sein.“

>>> Der Weg von der Schule in den Beruf

Für das Nikolaus-Ehlen-Gymnasium ist die nun geschlossene Kooperation die erste mit einer Hochschule. Umgekehrt hat die Hochschule Bochum Kooperationen mit mehreren Schulen in der Region, auch mit dem Geschwister-Scholl-Gymnasium in Velbert.

Die NEG-Schüler setzen sich ab Klasse 8 theoretisch und praktisch mit dem Weg in die Berufswelt auseinander. Es werden Stärken, Interessen und Ziele definiert, zudem gibt es Berufsfelderkundungen und ein zweiwöchiges Praktikum.