Velbert-Mitte. Der so genannte CityTree nimmt Feinstaub in Moosschichten auf, verbessert so die Luftqualität. In Velbert steht das Gebilde nun am NEG.
Der „CityTree“ sieht nicht aus ein Baum, kann aber besser als ein Baum Luft säubern und kühlen. Das behauptet Peter Sänger, Gründer von Green City Solutions, der mit seinem biologischen Feinstaubfilter die Luft in Städten besser machen möchte.
„In dicht besiedelten Bereichen sind die Wachstumsbedingungen für große Bäume nicht optimal. Zudem kann ein Baum seine Filterwirkung erst ab einem Alter von 15 bis 20 Jahren richtig entfalten“, weiß der Unternehmer, der aus dem Gartenbau kommt, vor sieben Jahren mit seinem ersten Stadt-Baum auf den Markt kam und inzwischen eine zweite Serie aufgelegt hat.
Luftqualität verbessern
„In dem Tower ist ein Halter mit Moosen, die waren Erstbesiedler dieses Planeten und sind sehr widerstandsfähig. Feinstaub ist Nahrungsmittel für die Moose.“ In dem Inneren des Holzturms befinden sich Ventilatoren, die Luft durch die unteren Lamellen ansaugen, wodurch sich die Luftqualität verbessert.
„Befeuchtung und Kühlung ist nur ein Element. Wenn an der Haltestelle ein Bus abfährt, können die Moose den Feinstaub aufnehmen und verstoffwechseln. Bei einem Baum fallen die irgendwann mit den Blättern wieder ab“, beschreibt Peter Sänger den Unterschied und versichert, dass an heißen Sommertagen die Temperatur in unmittelbarer Nähe zweieinhalb Grad niedriger ist: „Das spürt man.“
Moospads werden ausgetauscht
Der Stromverbrauch liegt bei 120 Watt für die digitale Technik. Die überwacht das Pflanzenwachstum und sendet Umweltdaten. „Zwei bis vier Mal im Jahr werden die Moospads durch unseren Servicepartner ausgeklickt und durch ein Ersatzpaket ausgetauscht. Die Alten werden bei uns auf der Farm in Brandenburg aufgepimpt und nach einer Erholungsphase wieder in die Türme eingesetzt. Ein sehr nachhaltiges System, es fällt kein Filtermüll an.“
Bei den Moosen handelt es sich um mehrere Arten von Laubmoosen, wie sie in Mitteleuropa heimisch sind. „Was anderes würde wenig Sinn ergeben“, findet Peter Sänger, der den Holzturm und die damit verbundene Sitzmöglichkeit aus zertifizierter, sibirischer Lärche anfertigen ließ.
Filter international gefragt
„Die Bretter wurden nur mit organischen Ölen behandelt, möglicherweise werden sie mit der Zeit wie Gartenmöbel vergrauen.“ Inzwischen stehen die Biotech-Feinstaubfilter in Großbritannien, Österreich, Berlin, Bonn und jetzt in Velbert.
Der CityTree wurde im Rahmen der ökologischen Aufwertung vor dem Eingang zum Nikolaus-Ehlen-Gymnasium aufgestellt und gehört zum Stadtentwicklungsprogramm des Landes. Der Kunstbaum kostet 88.000 Euro, wobei die Anschaffung mit Mitteln aus dem NRW-Förderpaket für Investitionen in Wachstum und Beschäftigung aus dem Europäischen Fond für regionale Entwicklung mit 90 Prozent bezuschusst wird.
Baum wird gut angenommen
„Ein schönes Anschauungsobjekt. Klimawandel bewegt die Schüler“, weiß Bürgermeister Dirk Lukrafka. „Wir nehmen alle naturwissenschaftlichen Lehrer mit, besonders in Biologie. Hier wird saubere Luft erlebbar gemacht“, begeistert sich Schulleiter Conrad Aust, der beobachtet hat, das die Schüler bereits gerne die Bank am CityTree besetzen und anfangs ihre Nasen an die Latten hielten.
„Das Moos riecht aber nicht.“ Carolin Driller-Köppen vom Immobilienservice der Stadt Velbert hält den Standort an einer Hauptverkehrsachse für optimal und kündigt an, dass auf dem entsiegelten Schulhof weitere Bäume gepflanzt werden – „aber echte Bäume!“
QR-Code
Über eine QR-Code lassen sich die Umweltleistungen, die in Echtzeit aktualisiert werden, ablesen. Die Feinstaubbelastung kann in der direkten Umgebung um bis zu 53 Prozent reduzieren werden.Stündlich werden rund 3500 Kubikmeter Luft gefiltert, das entsprich dem stündlichen Atemvolumen von etwa 7000 Menschen.