Velbert. Der Velberter Benjamin Ell Bakhtioui hat es geschafft. Er hat seinen Traumjob gefunden. Weshalb das für Menschen mit Behinderung schwer ist.
Ein neuer Job, die erste große Liebe und bald steht auch noch der erste Urlaub an. Was für viele nach einem normalen Leben klingt, ist für den 25-jährigen Benjamin Ell Bakhtioui der „Jackpot“.
Der junge Velberter lebt seit acht Jahren in einer betreuten Wohngemeinschaft der Lebenshilfe. Seitdem kämpft er jeden Tag dafür, ein eigenständiges Leben zu führen. Doch der Weg des schwerbehinderten Vollwaisen ist geprägt von Schicksalsschlägen. Nachdem er seine Mutter schon als Kind verloren hatte, starb auch sein Vater, als Benajmin gerade mal 16 war. Auch gesundheitlich stand Benjamin schon selbst kurz vor dem Tod. Doch jetzt sprüht der junge Mann vor Tatendrang und Lebensenergie und vor allem will er eines: „Ganz normal leben.“
Dazu gehört für ihn vor allen anderen Dingen ein ganz normaler Job. Doch als Mensch mit Behinderungen auf dem ersten Arbeitsmarkt zu landen, ist schwer. Benjamin leidet unter ADHS, einer Halbseitenlähmung und eines seiner Beine ist kürzer als das andere.
Viele Jobs schon ausprobiert
„Ich habe schon einige Berufe ausprobiert“, erinnert er sich. Darunter auch Maler und Lackierer sowie Gartenlandschaftsbau. „Im vergangenen Juli habe ich dann in einem Hotel in Heiligenhaus angefangen.“ Endlich ein richtiger Job. „Aber es war schon schwierig mit dem Schichtdienst“, gesteht er. Und dann kommt er auf einmal, der Jackpot. „Eines Abends hat mich meine ehemalige Schule angerufen“, erinnert er sich. „Und die fragten mich, möchtest du bei uns in der Schulmensa anfangen?“.
Der junge Mann war sofort Feuer und Flamme. „Ich habe zu meinem gesetzlichen Betreuer gesagt, bitte, bitte, lass mich das machen“, erzählt er, während seine Augen vor Begeisterung glitzern. „Ich kannte die Schulmensa vom Berufskolleg in Mettmann schon und ich wusste, da sind alle supersympathisch.“ Seitdem geht es für den jungen Mann weiter bergauf. „Ich habe nun geregelte Arbeitszeiten und kann mich nachmittags und am Wochenende mit meinen Freunden treffen“, erklärt er. „Es ist einfach mein absoluter Traumjob und eigentlich fühlt es sich gar nicht an, als würde man arbeiten gehen, sondern sich mit Freunden treffen.“
Benjamin ist dankbar für die Chance, die ihm sein Arbeitgeber gegeben hat und weiß: „Viele unterschätzen behinderte Menschen und trauen ihnen nicht viel zu. Es sollte viel mehr Unternehmen geben, die Behinderten eine Chance geben. Die würden sich wundern, wie gut das funktionieren kann.“
Natürlich gibt es auch in der Schulmensa mal anstrengende Tage, oder auch Momente, in denen Benjamin keine Lust hat. „Das ist ja normal“, ergänzt er. „Aber wir haben untereinander eine große Wertschätzung und gehen respektvoll miteinander um“.
Die geregelte Tagesstruktur hilft, in den Alltag zu finden
Benjamin ist einer der wenigen Menschen, die es geschafft haben und auch seine Betreuerin weiß, wie schwierig der Weg in den ersten Arbeitsmarkt ist. „Aber Benjamin wollte es unbedingt“ – eine Willenskraft, die nicht jeder an den Tag legt. „Ich bin stolz auf mich, dass ich das erreicht habe – keine Arbeit in einer Werkstatt für Behinderte“.
Mitarbeiter für betreutes Wohnen gesucht
Die Lebenshilfe Mettmann sucht für den Kreis Mettmann, auch für Velbert und Heiligenhaus noch pädagogische Fachkräfte für das Betreute Wohnen in Teilzeit zwischen 15 und 35 Stunden wöchentlich. Unterwww.jobs-fürs-leben.de gibt es alle Infos zu der Stellenanzeige.Das Angebot des betreuten Wohnens richtet sich an Menschen mit geistiger Behinderung, die vorübergehend oder für längere Zeit nicht selbstständig und ohne Hilfe leben können, für die eine Unterbringung in einem Behindertenwohnheim nicht oder nicht mehr erforderlich ist, die ihr bisheriges Leben bis ins Erwachsenenalter in der Familie verbracht haben und nun den Schritt der Verselbstständigung und Ablösung vom Elternhaus vollziehen möchten. Voraussetzung einer Aufnahme ist die Bereitschaft zur selbstständigen Alltagsbewältigung und eigenverantwortlichen Lebensführung.Zum Angebot der Lebenshilfe gibt es alle Infos hier: www.lebenshilfe-mettmann.de
Die geregelte Tagesstruktur hilft ihm dabei, einen ganz normalen Alltag zu führen. „Ich bin einfach froh, dass ich etwas zu tun habe und nicht den ganzen Tag zu Hause rumchillen muss“, findet er. „Davon kommt schließlich auch kein Geld.“ Und da der junge Mann sparsam ist, kann er sich nun auch den anstehenden Urlaub leisten. Und danach?
„Wenn das mit der Arbeit weiterhin gut klappt, möchte ich mir eine Wohnung suchen“, erklärt er. Aber nicht mit seiner neuen Freundin: „Ich will erst einmal ganz allein leben.“ Selbstständig sein, durch und durch – sein Leben komplett alleine stemmen. Ein Ziel, dass für viele Menschen so selbstverständlich ist und für Benjamin eben: Der Jackpot.